Trip an die wilde Westküste British Columbia - Kanada Lodges, Natur Aktiv, Reiseidee und Tierbeobachtung

Reisebericht - Thomas Reichert
10 Tage British Columbia
ab/bis Vancouver
Von Lodge zu Lodge
...zur wilden Westküste Kanadas!



Und schon wieder ist ein SK-Mitarbeiter auf Entdeckungsreise! Thomas Reichert bricht über Vancouver auf zur wilden Westküste Kanadas, sucht den weißen Geisterbären und dringt im Anschluss über den Highway 20 tief ins Chilcotin-Gebiet vor! Dies nur zur Erklärung - ab jetzt übernimmt Thomas! [Rainer]


Die Aufregung steigt! Ich habe ja schon einige tolle Trips nach Kanada hinter mir, aber dieser Trip wird etwas ganz besonderes - da bin ich mir sicher! Es geht schließlich in den Regenwald British Columbias, zu den Geisterbären der pazifischen Westküste. Sehr selten und weiß sind sie, die Spirit Bears! Anschließend geht es in die wunderschönen Coast Mountains und auf den Highway 20, besser bekannt als Chilcotin - Bella Coola Highway. Meine Tasche ist gepackt, alle Unterlagen sind beisammen und mein Peyto, unser SK Reiserucksack, ist mit allen nötigen Utensilien bestückt.

Es geht los - nach Hause - ins schöne Vancouver! OK, die Anreise beginnt etwas stressig, da mein Zubringerflug in Münster verspätet startet. ABER: Mal wieder was gelernt: Umsteigezeit 35 Minuten inkl. Passkontrolle in München sind machbar, seit gestern weiss ich das nun! Der Flug selbst ist angenehm. A330 Lufthansa - guter Service, nettes Filmangebot, was will man mehr? Die Landung in Vancouver einmal mehr spektakulär. Wir sind von Norden reingeflogen, über Whistler und Squamish. Wenn man den Eindruck gewinnt mit jedem verlorenen Höhenmeter gleich das Fenster öffnen und die Berge greifen zu können, dann kann man sich sicher sein, dass Vancouver nah sein muss.

Landung - endlich wieder hier. Irgendwie ungewohnt quasi als Tourist zu kommen. Mein letzter Besuch hier liegt gute drei Jahre zurück. Damals sind meine Frau und ich nach 6 Jahren Kanada wieder nach Deutschland gezogen - und beide wieder bei SK gelandet (hier hatte ich vor unserer Kanadazeit ja bereits meine Ausbildung absolviert). Nach alter Gewohnheit stelle ich mich auch prompt bei der Passkontrolle bei der Sektion für Kanadier und Permanent Residents an, bemerke meinen Fehler aber noch und wechsel zu der deutlich längeren Touristenschlange.

Tja, und das besonders schöne an meiner heutigen Anreise ist: Für heute bin ich praktisch schon angekommen, denn mein Hotel heute ist das Fairmont Airport Hotel - mitten im Terminal! So ist der Rest des Tages schnell erzählt: Treffen mit meiner Reiseruppe (u.a. mit Vertretern der Air Canada, von Destination British Columbia und lokalen Partnern), ein richtig gutes Abendessen mit Alberta Angus Beef und 2-3 Bierchen. Als ich auf mein Zimmer im Fairmont komme, falle ich fast hinten herüber. Was ein Ausblick!!! Ich liege noch etwas auf meinem Bett und blicke auf das Rollfeld und die Coast Mountains. Ich bin angekommen!! Ich werde versuchen euch auf einem aktuellen Stand zu halten und freue mich jetzt schon auf eure Kommentare.

Nach einer wirklich erholsamen Nacht im Fairmont Airport Hotel geht es früh raus aus den Federn, Frühstück und dann auf zum kleinen Terminal 2, wo die kleineren Maschinen (mit meist interprovinziellen Zielen) starten. Es ist trocken und bewölkt. Unser erster Flug mit Pacific Coastal bis Port Hardy ist ruhig, leider sieht man wegen der Wolkendecke nicht so sehr viel von der eigentlich ja atemberaubenden Küstenszenerie. In Port Hardy regnet es sogar. Ich verlasse den Flieger kurz, um mir den Flughafen anzuschauen. Ist ja hier im kanadischen Hinterland alles völlig problemlos - da ist Fliegen wie Busfahren. Die Maschine wird nochmals getankt und dann geht es auch schon weiter nach Bella Bella, wo Tim McGrady von der Spirit Bear Lodge bereits auf uns wartet - viele von Euch haben ihn ja auf unseren Kanadatagen im November kennengelernt!

Nach kurzer Begrüßung geht es aufs Boot. Fast zwei Stunden sind es noch bis zur Lodge. Auf dem Weg dorthin stoppen wir plötzlich - Orcas!!! Laut Tim sehr ungewöhnlich zu dieser Zeit in der Region. Eine sehr große Gruppe, 15-20 Tiere. Zwei sehr große Bullen können wir ausmachen. Unser Boot wird förmlich umkreist. Was für ein Glück, was für ein grandioser Einstieg in unser Abenteuer! Was kümmert uns die Zeit? Eine gute Dreiviertelstunde bleiben wir bei den majestätischen Tieren, bevor wir in Richtung Lodge weiter fahren. Das Wetter ist übrigens viel besser als noch vor knapp zwei Stunden in Port Hardy.

Die Spirit Bear Lodge gefällt mir richtig gut - ich bin zum ersten mal hier. Auf dem Sonnendeck gibt es erstmal ein Bier. Herrlich, was ein Tag! Das tolle Abendessen und eine Aufführung der First Nations im beeindruckenden Longhaus von Klemtu runden den Tag ab. Morgen gehen wir auf die Suche nach Grizzlies und den Geisterbären. Ich bin gespannt!

Der heutige Morgen beginnt irgendwie nicht ganz richtig. Regen. Er prasselt so laut an das Fenster meines Zimmers in der Spirit Bear Lodge, dass ich um 05:30 Uhr davon aufwache. Mist, heute steht doch die Suche nach den weißen Geisterbären auf dem Programm. Um 8:00 Uhr geht es los, es regnet noch immer. Tief hängen die Wolken und der Nebel wabert über und durch den Regenwald. Verwunschen, mystisch. Hat was, eigentlich sogar echt beeindruckend, denke ich. Regenwald halt. Wir fahren hoch in den Khutze Inlet. An dessen Ende ankern wir die beiden Boote und steigen in kleinere Schlauchboote um. Die haben weniger Tiefgang und erlauben uns, die schmalen Wasserwege durch das Schutzgebiet zu befahren und im hohen Gras nach Bären Ausschau zu halten. Überrascht bin ich dann doch, als wir anlanden und uns zu Fuss auf ins Wohnzimmer der Bären machen. Überall sind frische Spuren - Wildwechsel, frische Bärenlosung und Löcher, die die Bären auf der Suche nach Wurzeln gegraben haben. Wir haben uns in drei Kleingruppen aufgeteilt, um effektiv und vor allem leise unterwegs zu sein. Ich habe mich an Tim McGrady gehalten und sollte damit Glück haben. Schon nach wenigen Minuten steht er vor uns - ein stattlicher Grizzly. Nur etwa 100 Meter entfernt. Doch trotz der Distanz fühlt er sich scheinbar von uns gestört und zieht sich ins hohe, dichte Gras zurück. Tim sagt, dass wir eng beieinander bleiben sollen - schließlich bewegen wir uns auf auf den Hauptverkehrswegen der mächtigen Tiere! Teilweise kommen die Bären bis auf 5 Meter heran - glaubt mir, da möchte man als Gruppe zusammenstehen! Wir durchwandern das Schutzgebiet und sehen viele, viele Beweise für die erhöhte und brandaktuelle Bärenpräsenz. Aber irgendwie zeigen sich die Grizzlies nicht mehr. Spannend und beeindruckend ist das Ganze trotzdem. man hat permanent das Gefühl, von den Bären beobachtet zu werden!

Schließlich machen wir uns auf den Rückweg zum Schlauchboot. Hinter der letzten Abbiegung - Tim ist gerade dabei die Crew über unseren Rückweg zu informieren – bin ich es mal, dessen Aufmerksamkeit nicht nachgelassen hat. Direkt vor uns entdecke ich einen Grizzly, diesmal nicht einmal 100 Meter von uns entfernt. Ein junger Bär, etwa drei Jahre alt und merklich nervös, als er uns bemerkt. Wir schießen einige Fotos und steigen dann ins Schlauchboot. Der Bär posiert nun für uns auf einer kleinen Halbinsel und wir haben aus dem Boot heraus beste Sicht. Ein phänomenales Erlebnis. Toll, einfach so mit und unter diesen Tieren zu sein. Der Bär scheint nun völlig entspannt. Er behält uns im Auge, scheint unsere Gegenwart aber nun zu akzeptieren. Auf dem Rückweg zur Lodge sehen wir wundervolle Wasserfälle. Es sieht alles aus, wie in einem Fantasyroman. Gleich müssen doch Elfen in den Zweigen der Urwaldriesen zeigen! Stattdessen zeigt sich ein Buckelwal - abtauchend mit seiner imposanten Fluke. Mist, meine Kamera scheint zu nass geworden zu sein und reagiert nicht mehr. Dieses Foto hätte ich echt gern gehabt! Toller Tag! Den Spirit Bear haben wir nicht gesehen, dafür aber eine atemberaubende Zeit unter Grizzlies verlebt! Morgen geht es mit dem Buschflieger von Bella Bella nach Bella Coola und dann Heli hoch in die unzugängliche Gipfelwelt der Coast Mountains - Life is tough!

Der Tag fängt nicht gut an für mich. Früh morgens stehe ich in meinem Zimmer und beginne mich darüber zu ärgern, dass ich wohl gestern zu viel Feuchtigkeit an bzw. in meine Kamera habe kommen lassen. Hatte sie über Nacht trockengelegt, geföhnt usw. - aber sie sagt keinen Ton mehr. Bin gerade schon intensiv dabei, mir zu überlegen, wie sehr mich das nervt, als ich ein lautes Geräusch vom offenen Fenster her höre. Wie ein Schnauben oder ein mächtiger Schwall Wasser aus einem Druckschlauch - oder Pressluft oder sowas. Führen die hier so früh schon irgendwelche Reinigungsarbeiten durch - und dann noch so laut? Ich blicke aus dem Fenster. Und es verschlägt mir die Sprache! Direkt vor der Spirit Bear Lodge - und im Augenblick direkt vor meinem Fenster (!) – zieht ein Buckelwal ganz friedlich durch die Bucht und stößt hin und wieder seinen Blas aus. Er ist so nah, dass ich seine Atmung hören kann. Meine schlechte Laune ist buchstäblich wie weggeblasen. Ich glaube, ich habe ein breites Grinsen im Gesicht. Ja, so ist die Regenwaldküste von B.C. Leben pur - überall und in so vielen Formen. Jetzt gerade nur ein Moment am Fenster - aber manchmal sind es halt wirklich die kleinen Momente, die den großen Unterschied machen. (Der Vollständigkeit halber sei kurz erwähnt, dass die Bilder ab jetzt von Martin Walter von Destination B.C. kommen - er hat sich freundlicherweise bereit erklärt, meinen derzeitigen "Kamera-Notstand" mit seinen Bildern zu überbrücken.)

Es ist noch früh und es drängt mich nach draußen. Ich liebe die frühen Morgenstunden hier draußen im pazifischen Regenwald. Die Luft, die Geräusche, der Duft - es umschwirrt einen regelrecht. Und das alles dennoch in so fantastischer Stille. Ich weiß, ich schaffe es nicht, diese einmalige Stimmung zu beschreiben - sollte auch wirklich jeder besser selbst erleben. Ich schnappe mir die Angel und fische ein bisschen vom Steg aus und staune in die mich umgebende Landschaft. Auch so einer dieser Momente. Es geht weiter. Zunächst mit dem Boot zurück nach Bella Bella, wo wir einen Blick auf die MV Nimpkish werfen, die gerade hier im Hafen liegt. Das ist das kleine Schiff von BC Ferries, das seit letztem Jahr den nördlichen Teil des sog. "Discovery Coast Connectors" bedient - die alte Fährpassage "Discovery Coast Passage" ist ja nun aufgeteilt in zwei Fährfahrten: die zwischen Bella Coola und Bella Bella (Nimpkish) und die zwischen Bella Bella und Port Hardy (Teil der "Inside Passage"). Und dann geht es für uns mit dem Buschflugzeug weiter - nach Bella Coola. Nicht einmal eine halbe Stunde dauert der Flug. Aber: Wildnis TV vom Feinsten - aus dem Fenster. Der Pilot fliegt für uns die ganze Strecke in etwa 300 Metern Höhe. Über die Wildnis, über die Fjorde, über diese riesigen, selbst von oben mit dem Auge undurchdringlichen, sattgrünen Urwaldflächen. An der dramatisch aus Fels und Wald komponierten Küste ergießen sich Wasserfällen in den Pazifik. Alles irgendwie unfassbar. Unfassbar schön. Ich bin eigentlich immer gern schnell am Ziel, doch dieser Flug könnte von mir aus Tage dauern!

In Bella Coola angekommen, besuchen wir am Nachmittag Bella Coola Grizzly Tours, dort sind wir zum Salmon BBQ und auf ein Bierchen eingeladen. Der Lachs ist ganz frisch gefangen. Die ersten Lachse beginnen gerade den Lachsaufstieg. Das BBQ wird damit zum kulinarischen Höhepunkt und aus einem Bier werden doch einige mehr. Mir gefallen die Cabins sehr gut, eine echt nette und vor allen neue Anlage. Ich glaube, wir sind sogar schon dabei, diese Unterkunft ins SK-Portfolio aufzunehmen.
Abends geht es weiter zur Tweedsmuir Park Lodge, wo wir auch übernachten. Die Lodge haben wir ja schon viele Jahre im Programm, doch war ich selbst noch nie hier. Die Anlage übertrifft meine Erwartungen! Mir und Frank von der Air Canada wird ein tolles Chalet zugewiesen. Frank nimmt das Schlafzimmer oben und ich das unten. Aber zunächst nur, um schnell die Taschen auf's Bett zu schmeißen. Danach ist die Veranda der Cabin einfach zu verlockend. Der Blick über die Wiese hinunter zum Atnarko River - eigentlich erwartet man, dass jeden Moment ein Grizzly auf die Lichtung hinauskommt. Was für eine schöne Art, den Tag ausklingen zu lassen. Wieder so ein Moment. Und wieder ein unvergesslicher Tag in der Wildnis der Coast Mountains.

Die Nacht in der Tweedsmuir Lodge war sehr entspannt - herrlich ruhig. Die Cabins sind super ausgestattet, sehr gemütlich. Und auch die Lodge selbst ist einfach einladend. Nach dem Frühstück geht es auf eine River Float Tour auf dem Atnarko River. Die wollte ich immer schon einmal machen. Natürlich weiß ich, dass es nicht die beste Jahreszeit ist, um Bären zu beobachten. Da müsste man eher im August hierherkommen, wenn die Grizzlies zur Stelle sind, um die aufsteigenden Lachse zu jagen. Dann ist hier am Atnarko River in Sachen Bären richtig was los. So sehen wir jetzt im Juni keinen Bären. Die Tour gefällt mir aber trotzdem richtig gut. Auch die Exkurse in den dichten Regenwald. Ach, man könnte noch so viel unternehmen, aber die Zeit rennt schon wieder. Ein letztes Mittagessen in der Lodge, und schon geht es weiter.

Es geht hoch, über den "Hill" auf das Hochplateau der Chilcotin Region. Wir fahren am Atnarko River Campground vorbei. Hier war ich vor 13 Jahren das letzte mal. Viel zu lang, diese Distanz. Die Region ist der Hammer. Einfach perfekt für eine Erlebnisreise in die Natur. Der Campground ist geschlossen, das wundert mich etwas. Ist wohl wegen des hohen Wasserstandes. Vor einigen Jahren hat der Campground wegen Hochwassers großen Schaden genommen und war danach für längere Zeit geschlossen. Daraus hat man wohl gelernt und ist jetzt sehr vorsichtig.

"The Hill", wie die Locals den Schotterpisten-Aufstieg zum Hackmann Pass nennen, hat es in sich. Bis zu 19% Steigung machen unserem kleinen Bus schon etwas zu schaffen. Es hat die letzten Tage viel Regen gegeben und die Straße ist daher matschig und rutschig. Nur sehr langsam erklimmen wir Höhenmeter um Höhenmeter. Plötzlich bricht ein Schwarzbär aus dem Gebüsch und quert die Straße. Das alles geht sehr schnell und keiner schafft es ein brauchbares Foto zu schießen.
Der Heckman Pass ist fast erreicht, da passiert es: Das Wetter setzt noch einen drauf - es beginnt zu schneien. Dicke weiße Flocken verwandeln die grüne, blühende Landschaft binnen Minuten in eine Winteszenerie. Wir halten an und machen schnell einige Bilder (das glaubt einem ja keiner!) und eine sportliche Schneeballschlacht - im Juni!

Unser Ziel, das Eagles Nest Resort erreichen wir kurze Zeit später. Der Schnee ist weg und es ist auch etwas wärmer geworden. Das Resort ist in die Jahre gekommen und gefällt mir nur noch bedingt. Zuhause im SK-Büro werden wir wohl beraten müssen, ob dieses Anwesen überhaupt im Lodge-Portfolio von SK verbleiben kann. Aber eine Angelrute sehe ich beim Rundgang um die Lodge aus dem Augenwinkel. Abgespeichert - der Nachmittag ist gerettet. Während die Gruppe auf eine Erkundungstour geht fische ich vom Steeg des Resorts. Drei Forellen verliere ich und drei fange ich. Schnell sind die Fische versorgt und für den Abend vorbereitet. Frischer geht es nicht. Auch das Feuer bereite ich fix vor. Nach dem Abendessen lassen wir den Tag bei Lagerfeuer, Bier und frischer Forelle vom Grill ausklingen. Kanadisches Fingerfood mit Lagerfeuerromantik. Fast schon kitschig, aber alle sind begeistert.

Ich geb's zu: Nach einem feuchtfröhlichen Abend und einer dann doch recht kurzen Nacht komme ich nur schwer aus dem Bett. Irgendwie noch nicht ganz wach sammel ich meine Sachen zusammen und trete vor die Tür. Was? Eis auf dem Boden? - Kann doch nicht sein. Doch! Es hat gefroren und ich lege mich fast auf die Nase. Vorsichtig mache ich mich auf den Weg zum Bus.

Wir fahren nach Nimpo Lake zur Stewart's Lodge. Die Lodge ist nicht mehr ganz neu, gefällt mir aber. Hier könnte man auch gut absteigen, wenn man im Chilcotin unterwegs ist - merken! Aber das beste - vor der Lodge stehen zwei Wasserflugzeuge von Tweedsmuir Air. Gleich geht's los in die Wildnis! Aber erst mal Frühstück und ein Rundgang durch die Cabins der Stewart's Lodge. Alles bestens - mir gefällt's. Sauber und gemütlich eingerichtet. Hier kann man sich wohl fühlen. Vielleicht etwas Neues für's SK-Lodge-Portfolio?

Jetzt aber ab zu den Flugzeugen! Heute steht mein ganz persönliches Highlight an: Ein Flug über das Monarch Eisfeld und hoch zu den Turner Lakes. Ich habe ja schon einige Flüge mit Wasserflugzeugen auf dem Buckel. Aber, ganz ehrlich, diese gewisse freudige Anspannung spüre ich immer noch. Es ist einfach klasse so zu reisen. Typisch kanadisch! Der Start klappt super und wenige Minuten später sind wir bereits über menschenleerer Wildnis. Der Pilot steuert auf die Coast Mountains zu. Das Wetter hat aufgeklart und der Schnee in den Höhenlagen blendet uns regelrecht. Langsam kommt das unglaublich weitläufige Monarch Eisfeld in Sicht. Das Eis schimmert bläulich, einfach einmalig. Unser Pilot dreht und schraubt an einige Knöpfen und schon sinkt die Maschine. Er möchte uns eine besondere Sicht auf die gefrorenen Schnee- und Eismassen ermöglichen und so fliegen wir in ganz geringer Höhe über die Gletscherzunge. Man kann sogar kleinere Risse im Eis problemlos erkennen!

Nach diesem tollen Erlebnis geht es wieder Höhenmeter um Höhenmeter hinauf. Wir fliegen durch einige Täler und über ein Bergmassiv. Die Seenkette der Turner Lakes kommt in Sicht. Und vorher die sagenhaften Hunlen Falls - die dritthöchsten Wasserfälle Kanadas. Hier wollte ich schon immer hin. Vom Atnarko River Campground kann man eine Schotterstraße bis zum Hunlen Falls Trailhead fahren. Die Wanderung zu den Fällen führt von dort allerdings fast 20 km in die Wildnis, in absolutes Grizzly Gebiet - das war mir immer zu heikel und auch zu lang. Umso mehr freut es mich wirklich riesig, dass ich das ganze nun doch noch erleben darf - und das auf so spektakuläre Weise!

Bilderbuchlandung auf dem Turner Lake. Ein Steeg, ein Sprung unseres Piloten aus dem Flieger und schon liegt das Flugzeug fest vertaut vor der Turner Lake North Wilderness Campsite. Ein Wildnisführer erwartet uns bereits und wir unternehmen eine ca 30 minütige Wanderung zum Lookout auf die Hunlen Falls. Es geht wieder durch hochfrequentiertes Grizzlygebiet. Ich bin aufgeregt und erwartungsvoll zugleich. Die Blicke und Aussichten sind einfach nur großartig! Man kann sich praktisch gar nicht losreißen. Doch irgendwann müssen wir ja wieder zurück nach Nimpo Lake. Ich ertappe mich aber dabei, wie ich meinen nächsten privaten Trip genau hierhin plane. Das ist Kanada. Wie aus dem Bilderbuch! Von Nimpo Lake fahren wir weiter zu Terra Nostra Guest Ranch. Ganz ehrlich, diese Unterkunft hatte ich gar nicht so richtig auf dem Zettel. Meine Erwartungen sind nicht besonders hoch. Überhaupt - "Ranch" - ich bin ja auch nicht wirklich ein Pferdenarr. Tja, und das zählt dann zu den tollen Überraschungen auf so einer Entdeckungstour: Die Terra Nostra Guest Ranch ist der Hammer! Sie liegt leicht erhöht über dem Clearwater Lake (nahe Kleena Kleene). Auf der Weide grasen schottische Hochlandrinder mit riesigen Hörnern und in der Ferne kann ich bereits gesattelte Pferde erkennen. Hinter dem See die Coast Mountains - schneebedeckt. Unfassbar. Ich weiß, ich wiederhole mich – aber was soll ich machen? Es ist wirklich herrlich hier. Während ein Teil der Gruppe einen Ausritt unternimmt genehmige ich mir erst einmal eine ausgiebige Dusche und dann ein kaltes Bier. Ich möchte mir die Unterkunft noch etwas genauer ansehen und mache mich daher auf Erkundungstour. Die Cabins und Zimmer sind einfach, aber sehr gemütlich eingerichtet. Es gibt sogar einen kleinen, neu angelegten Campground mit Duschhaus. Das ist etwas für unsere Wohnmobilkunden!

Der Tag klingt einmal mehr stimmungsvoll am Lagerfeuer aus. Ranchbesitzer Christoph zaubert Spare Ribs der Extraklasse auf dem Schwenkgrill über dem Feuer. Toll! Selten so gute Ribs gegessen - und damit kenne ich mich wirklich aus. Und dann holt Christoph auch noch seine Gitarre heraus und sorgt mit seinen Gesangseinlagen für eine Lagerfeuerromantik wie aus dem Bilderbuch. Cowboyfeeling am Highway 20 - "It doesn't get much better than that", würden meine kanadischen Freunde sagen. Ganz klar, die Terra Nostra Guest Ranch hat mich überzeugt. Punkt.

Heute morgen fahren wir zur Clearwater Lake Lodge, der Nachbarlodge der Terra Nostra Ranch. Von SK geprägte Canadaholics werden die Clearwater Lake Lodge noch kennen, war die Lodge doch zu Zeiten der Discovery Coast Passage fester Bestandteil einiger Touren durch die Region. Die Inhaber der Lodge, Bernward und Gisela Kalbhenn begrüßen uns herzlich und laden zu einem leckeren Frühstück ein. Vor 13 Jahren war ich zum letzten mal hier und ich muss sagen - es hat sich kaum etwas verändert. Gemütlich und ruhig ist es geblieben und das Essen hat nichts an Qualität eingebüßt. Gern würde ich noch bleiben, mich nett unterhalten oder direkt vom eigenen Bootsanleger die Angelrute schwingen. Doch wie so oft ist der Besuch zu kurz. Wir müssen weiter.

Eine gute Stunde Fahrt auf dem Highway 20 bis zur kleinen Ortschaft Hanceville. Hier warten bereits die Rafting-Guides von Big Canyon Rafting auf uns. Richtig, es geht auf den Fluss, genauer gesagt auf den Chilcotin River. Normalerweise ein absolutes Highlight – gerade hier in dieser touristisch doch wirklich eher unbekannten Gegend! Leider spielt das Wetter nicht mit, es sind 8 Grad und es regnet leicht. Aber was soll's – man kann sich ja nicht zum Untertan des Wetters machen, oder? Neopren-Anzug, Helm und Schwimmweste sind schnell angelegt und nach einem kurzen Sicherheitstraining geht es mit Paddeln bewaffnet in die Rafts. Die Tour ist zunächst harmloser als gedacht. Immer wieder kommen schnellere Abschnitte mit recht ordentlichen Rapids. Nach zwei Stunden halten wir für einen Lunch. Mich beeindruckt, was die Guides alles dabei haben. Wir belegen Wraps und Sandwiches mit frischem Gemüse, Käse, Wurst und einigen anderen Zutaten. Super lecker so ein Picknick in der Wildnis, wenn es doch nur ein bischen wärmer wäre! In unseren Anzügen machen wir zum Aufwärmen einige Gymnastikübungen – bei absolutem Fotoverbot. Dann wieder auf den Fluss. Die Strecke wird nun anspruchsvoller und die Rapids immer häufiger. Einige davon hauen ganz schön rein und wir sind alle trotz der Anzüge nass bis auf die Unterhose. Ja, es ist kalt, aber es macht einen riesigen Spaß!

Nach der Tour ziehen wir uns um und setzen uns schnell in den vorgeheizten Bus. Gerade kommt wieder Gefühl in die Finger, da halten wir schon wieder. Die Chilcotin Lodge hat uns auf einen Kurzbesuch eingeladen. Die Unterkunft macht einen ansprechenden Eindruck, die Zimmer sind sauber, haben aber leider nur zwei Gemeinschaftsbäder. Ist natürlich dem Alter des Gebäudes geschuldet, welches auf der anderen Seite einen beträchtlichen Teil des Charmes dieser Lodge ausmacht. Als diese Lodge als Jagdlodge gebaut wurde, hat niemand damit gerechnet, dass es irgendwann mal der Standardanspruch von Lodge-Gästen sein könnte, ein Ensuite-Badezimmer am privaten Schlafzimmer zu haben. Wer diesen Anspruch nicht hat, den erwartet hier ein besonderes Lodge-Erlebnis mit Charakter!

In Williams Lake angekommen beziehen wir das Sandman Suites Hotel. Die Zimmer bzw. Suiten sind toll. Alles ist sehr neu. Gefällt mir. Abends sind wir ins Cowboy und Rodeo Museum eingeladen, wo wir mit zahlreichen Vertretern von Unterkünften und Dienstleistern aus der Region zusammentreffen. Man freut sich sehr, dass wir hier sind und wir führen nette und informative Gespräche.

Nach der Veranstaltung geht es noch ins Casino von Williams Lake. Super, nochmals Yam Fries, Steak und Cesar Salad. Das Essen ist super, aber so langsam sind wir alle platt. Eine lange Woche neigt sich dem Ende entgegen. Morgen geht es nach Hause. Erst per Inlandsflug nach Vancouver und dann – darauf freue ich mich besonders – mit dem Dreamliner der Air Canada zurück nach Deutschland!

Der Morgen beginnt – eigentlich wie schon die ganze Woche – mit einem richtig guten Frühstück. Wir sind im Gecko Tree Café von Williams Lake. Mein Wrap ist super, eine gute Grundlage für den langen Reisetag. Pünktlich um 09:25 Uhr hebt unsere kleine Propellermaschine der Pacific Coastal Airlines gen Süden ab. Hinein in die Coast Mountains – einfach nur traumhaft! Kino vor dem Flugzeugfenster. Kurz vor Vancouver "biegen wir links ab". Die Sonne strahlt und wir überfliegen den Stanley Park und Downtown. BC Place und die Roger's Arena liegen direkt unter uns. Immer wieder toll diese einmalige Stadt vor der Kulisse der Coast Mountains zu sehen. Und dazu der blau schimmernde Pazifik. Visuelle Glückseligkeit.

In Vancouver geht es mit dem Shuttle vom Terminal 2 zum Hauptterminal 1, dem eigentlichen Flughafen Vancouvers. Die Sonne brennt regelrecht. So kenne ich eigentlich den Juni aus meiner Zeit hier in British Columbia. Mann, wie gern würde ich noch bleiben und alte Freunde und Bekannte treffen! Am Schalter von Air Canada checke ich glücklicherweise zusammen mit Frank von der Air Canada Deutschland ein. Nach Plan soll ich eine Stunde nach ihm fliegen, doch er schafft es, mich für seinen früheren Flug nach Calgary auf Standby zu setzen. Am Gate bekomme ich dann tatsächlich eine Bordkarte für den früheren Flug. Tja, und von dem Flug nach Calgary bekomme ich praktisch nichts mit. Der Tribut der letzten Tage – der Körper verlangt und holt sich seine Erholung.

In Calgary bleibt gerade Zeit für ein schnelles Abschlussbierchen an der Bar. Der Dreamliner der Air Canada wartet bereits am Gate 38. Das Boarding geht sehr zügig voran, obwohl der Flieger komplett voll ist. Es ist sogar die große 787-900! Wow, was eine tolle Maschine! Die Fenster sind größer als bei anderen Flugzeugtypen und Schiebe-Verdunkelungen gibt es auch nicht mehr. Per Knopfdruck verdunkelt sich die Scheibe. Der Innenraum ist hell und freundlich, die Sitze sehr bequem und der Service gut. Ihr seht schon – es ist mein erster Flug mit dem Dreamliner! Besonders beeindruckt hat mich die neue Premium Economy Class. Die ist wirklich empfehlenswert – eine echt gelungene Zwischenklasse. Mit wirklich Mehrwert im Vergleich zur Economy (allein schon durch Beinfreiheit und Fußstütze) zu einem absolut vertretbaren Mehrpreis. Glaube, das wird ein Renner für die Air Canada.

Früher als geplant setzen wir in Frankfurt auf und wenig später sitze ich in meinem letzten Flieger, dem nach Münster. Schön war es, eigentlich wäre ich gern noch geblieben. Als mein Sohn mich freudig begrüßt bin ich aber froh wieder zu Hause zu sein - in meiner zweiten Heimat.

Danke an Destination B.C. und an die Air Canada für diese für mich sehr beeindruckende Reise an die wilde Regenwaldküste und auf das einsame Chilcotin Plateau! Echte Perlen in Supranatural British Columbia!

Melde mich wieder zurück in Little Canada – im kanadischen Büroblockhaus von SK Touristik im heimischen Münsterland. Rainer bat mich, für Euch ein kurzes Fazit zur Reise zu schreiben. Als Tipp und Inspiration für alle, die vielleicht demnächst mal in dieser einmaligen Region unterwegs sein wollen. Also, ich versuch's mal:
Große und kleine Erlebnisse haben diese Reise für mich besonders gemacht. Großartig, mit Buschflugzeugen in diese herrliche grüne Wildnis an der Pazifikküste Kanadas vorzudringen. Aber morgens der Geruch des Regenwaldes oder der Wal direkt vor meinem Fenster zum Fjord in der Spirit Bear Lodge – das sind die "Kleinigkeiten", die bei mir große Erinnerungen machen. Erkenntnisse, die bleiben: Flüge mit Wasser- und Buschflugzeugen sind immer spannend. Manchmal versteht man erst aus der Vogelperspektive, wo man gerade unterwegs ist und welche Dimensionen Land und Natur haben. Das Chilcotin Plateau lohnt und ist immer noch ein Insider-Tipp! Meiner Meinung nach lassen viel zu viele Besucher Westkanadas diese Region einfach links liegen. Eine fantastische, sehr abwechslungsreiche Landschaft mit einer grandiosen Tier- und Pflanzenwelt. Und irgendwie hat sich hier in den letzten 20 Jahren nichts geändert. Attraktiv, oder? Dann die Professionalität der Lodgebetreiber, die in dieser abgeschiedenen Gegend alles daran setzen alle vom Touristen gewünschten Annehmlichkeiten zu bieten. Oft eine wirkliche Herausforderung, die überwiegend vorbildlich gemeistert wird. Super fand ich die Cabins von Bella Coola Grizzly Tours und die Tweedsmuir Lodge. Wirklich TOP war auch die Terra Nostra Guest Ranch. Da hat wirklich alles gestimmt und man hat sich willkommen und zu Hause gefühlt.

Nicht überzeugen konnte das Eagles Nest Resort – Ihr werdet es auch ab sofort nicht mehr im SK-Lodge-Portfolio finden. Die Chilcotin Lodge hat hat Charakter und kann durchaus mit der Lage und dem historischen Charme einer alten Jagdlodge punkten. Ich persönlich finde aber die Anzahl der Bäder problematisch im Verhältnis zur Zimmerzahl. Da muss man wirklich wissen, dass es nur 2 Bäder gibt.

Einmalig bleibt die Zeit auf der Spirit Bear Lodge. OK, einen Geisterbären haben wir nicht gesehen. Das macht aber wirklich gar nichts, denn in und rund um diese einmalige Lodge wird der ganze Aufenthalt zu einem einzigen Erlebnis und Abenteuer. Die Exkursionen zu den Grizzlies sind ein Weltklasse-Erlebnis. Allein die Fahrten mit dem Motorboot öffnen ja schon ein Tor zu einer anderen Welt. Tief in den Regenwald einzudringen, zu wissen, welche Flora und Fauna einen gerade umgibt – vielleicht nur Meter entfernt und dennoch unsichtbar im satten Grün – vielleicht wird einem das Große dieser Momente sowieso erst so richtig klar, wenn man ein wenig Abstand hat – und darüber schreibt.

Danke für Eure Aufmerksamkeit und Euer Interesse. Ich hoffe ich konnte euch allen ein klein wenig Lust auf die kanadische Pazifikküste, den Great Bear Rainforest und das Chilcotin Plateau machen. Glaubt mir, es lohnt sich, die Extraschritte hierher zu machen! Bei Fragen meldet Euch einfach bei mir unter thomas@sktouristik.de oder ruft mich an im SK-Headoffice: +49-2536-345910.