Henrike in Southern Alberta - Teil 2

Tag 3: Medicine Hat und Cypress Hills Provincial Park

Heute weckt mich tatsächlich mein Wecker und nicht der Jetlag gegen 07:00 Uhr. Ich merke, dass der stetige Wechsel zwischen den heißen Temperaturen Albertas und der Klimaanlage gestern im Bus mir doch auf die Gesundheit geschlagen ist. Ich fühle mich ziemlich schlapp, freue mich aber trotzdem auf den heutigen Tag - Aspirin und der Tag kann beginnen. Ich frühstücke im Hotel und gegen 08:15 Uhr fahre ich zum Red Rock Coulee. Etwa 60km außerhalb von Medicine Hat befindet sich eine Art Schlucht. Zahlreiche riesige, rote Fels- und Steinformationen befinden sich dort und bilden ein interessantes Bild inmitten der Prärie. Nach einem Foto-Stop geht es aber auch schon zurück nach Medicine Hat. Hier starte ich zu einer Tour durch die Innenstadt von Medicine Hat. Tourism Medicine Hat hat mich zu einem 'Coffee Walk' eingeladen. Ich habe die Möglichkeit, zwei Kaffee-Röstereien zu besuchen und dies mit einem Spaziergang durch die Stadt zu verbinden. Das Wetter ist schon wieder total sommerlich und so macht der Morgen echt Spaß. Und wer noch immer mit dem Jetlag zu kämpfen hat, kann sich durch die verschiedenen Kaffee-Sorten probieren - klasse! Zum Lunch geht es in die 'Local Public Eatery'. Ich bestelle, wie so oft zum Lunch, einen Caesar Salad. Leider habe ich außerhalb Kanadas oder der USA noch keinen Guten gefunden und nutze das dann in Nordamerika gerne aus. Auch hier wieder eine gute Wahl. Gegen 13:00 Uhr brechen wir aber auch schon wieder auf und es geht weiter in Richtung Cypress Hills Provincial Park. Leider fühle ich mich mittlerweile immer schlechter und schlafe viel auf dem Weg. Der Cypress Hills Provincial Park ist eine kanadische Besonderheit, da er als einziger ein INTERprovincial Park ist. Er ist grenzübergreifend und somit ein Teil von Alberta und Saskatchewan.

Übernachten werde ich im Elkwater Lake Lodge and Resort. Dieses befindet sich direkt am Elkwater Lake und bietet neben den Zimmern der Lodge auch Cabins an. Mein Zimmer befindet sich in der Lodge und bietet einen tollen Blick auf den See. Es handelt sich zudem um ein Galerie-Zimmer. Im unteren Bereich gibt es eine Küchenzeile, einen Wohnzimmerbereich und ein WC. Oben sind das Schlafzimmer und ein weiteres Bad mit Dusche. Super geräumig und sehr sauber. Für den Nachmittag stehen verschiedene Alternativen auf dem Programm. Leider entscheide ich mich nicht für eine Rad- oder Bootstour oder die Wanderung, sondern muss mich eher gezwungenermaßen in das gemütliche Hotelbett verkriechen - ein wenig Kraft tanken, damit ich morgen, trotz Erkältung, wieder voll durchstarten kann. Schade, denn ich hätte wirklich gerne mehr vom Cypress Hills Park auf der Alberta Seite erkundet.

Tag 4: Writing-on-Stone Provincial Park und Waterton Lakes National Park

Guten Morgen aus dem Cypress Hills Provincial Park. Nach ca. 15 Stunden Schlaf erwache ich in meinem Hotelbett und entschließe mich recht schnell dazu, das Frühstück zu skippen, da ich durch Fieber, Schüttelfrost und Erkältung doch etwas geschwächt bin und länger zum packen und fertig machen brauche. Auch heute stehen mindestens zwei Highlights des Trips auf dem Programm.

Als Erstes brechen wir zum Writing-On-Stone Provincial Park auf. Der Park befindet sich ganz im Süden Albertas und grenzt beinahe an Montana in den USA. Der Milk River hat über die Jahre eine Schlucht in die Prärie geformt und war für First Nations der perfekte Ort um sich, vor über tausend Jahren, niederzulassen. Das ist auch der Grund für die zahlreichen indianischen Felsmalereien und -ritzungen. Am Visitor Center treffe ich auf einen Guide von Parks Canada und habe die Möglichkeit, dieses zu erkunden. Viel spannender ist jedoch der zweite Teil. Wir fahren raus zu den Piktogrammen an den Felswänden - mega interessant. Bei genauem Hinsehen erkennt man sofort unterschiedlichste Bilder. Dies können Menschen und verschiedenste Tiere darstellen. Den First Nations dienten diese Ritzungen und Bemalungen zur Weitergabe von Informationen über die Landschaft, die Spirits (Geister) welche sich in der Umgebung befanden oder einzelner Geschichten. Dass dies ein besonderer Ort ist spürt man irgendwie - ich schließe die Augen und atme die frische Luft tief ein. Es ist einer dieser Orte, an denen ich mir ein paar Sekunden Zeit nehme und ich mich daran erinnere, den Moment zu genießen und zu verstehen, dass Reisen eine ganz besondere Art ist, Menschen, Kulturen und fremde Welten kennenzulernen. Macht das ruhig mal, wenn ihr unterwegs seid - einen Moment innehalten, genießen und sich klar machen, dass dies gerade ein besonderes Fleckchen Erde ist.

Nun aber genug philosophiert - weiter geht es. Ich verabschiede mich und steige zurück in den Bus. Vor mir liegen nun gut 200km Fahrt in Richtung Westen, der Rockies und des Waterton Lakes Provincial Parks. Die Strecke zieht sich ganz schön und da das Wetter heute auch eher trüb ist, nutze ich die Zeit noch einmal für ein paar Power-Naps. Als wir den Waterton Lakes NP erreichen hat der Regen beinahe nachgelassen und ich erhasche einen ersten Blick auf die Rocky Mountains. Endlich Berge nach vier Tagen flacher Landschaft! Ich möchte nicht sagen, dass das irgendwie gut tut, aber der Park ist der perfekte Übergang zwischen Prärie und Rockies. Am altehrwürdigen Prince of Wales Hotel vorbei fahre ich ins kleine Örtchen Waterton. Es nieselt nur noch ein wenig und so bummle ich ein paar Minuten durch die kleine Stadt. Je weiter die Minuten verrinnen, desto mehr klart das Wetter auf - herrlich! Weiter geht es zum Red Rock Canyon. Auf dem Weg dorthin halte ich die Augen nach Wildlife offen. Weder ein Bär noch seine Mitbewohner des Parks zeigen sich - aber wer kann es ihnen verübeln, bei dem Wetter von vorhin würde ich mich auch eher verkriechen. Der Red Rock Canyon liegt etwas nördlicher im Park und macht seinem Namen alle Ehre. Tiefrote Felsen umranden den Weg des Flusses von den Bergen hinab - tolle Kulisse!

Bis zur Unterkunft sind es noch einmal 120km Fahrt. Übernachten werde ich in Crowsnest Pass. Das unscheinbare Örtchen liegt direkt an der Grenze zu British Columbia. Die 'Country Encounters Accommodations' sind ein kleines, verstecktes Juwel. Von außen absolut unscheinbar, von innen ist jedes der Zimmer individuell, komfortabel und großzügig eingerichtet - richtig klasse! Die Besitzer planen zudem bald noch ein Restaurant zu eröffnen und so dürfen wir heute Abend schon einmal testen, was bald auf der Karte stehen wird. Unter anderem auch Bison-Hackbällchen. Auch das bekommt man wohl nicht alle Tage serviert - interessant! Ich freue mich allerdings schon sehr auf das gemütliche King-Bed in meinem Zimmer und so denke ich noch einmal darüber nach, dass ich in den wenigen Tagen dieses Trips schon an drei von vier Grenzen der Provinz Alberta gewesen bin. Ganz im Osten war ich der Grenze zu Saskatchewan ganz nah, im Writing-on-Stone und Waterton Lakes Park wären es nur noch wenige Kilometer bis zur US-Grenze gewesen und als ich hier gerade in meinem Bett liege, ist die Grenze zu BC in Reichweite. Mit dem Gedanken verabschiede ich mich aber auch schon ins Land der Träume. Es erwarten mich noch einmal zwei Highlights, bevor es zurück nach Calgary geht.