Camping-Abenteuer in B.C. Westkanada - Kanada Wohnmobil, Traveland und Lodges

Kanada 2018 - Abenteuer für Anfänger
Text zum Textwettbewerb 2018
Autorin: Monika Rose

Kanada 2018-Abenteuer für Anfänger
Am 4.September 2018 begann unser großes Abenteuer mit einem Flug nach Vancouver, nein, so stimmt das nicht, wann fing es eigentlich an? Vielleicht mit unserem Wunsch einmal im Leben eine unvergessliche Traumreise zu machen. Und dabei war Kanada gar nicht mal unser Reiseziel. Doch wie es im Leben so geht - manchmal machen Gesundheit, die Finanzen und andere Umstände einen Strich durch die Rechnung. Dann will man irgendwann nicht mehr länger warten, sondern realisieren was möglich ist, solange es noch möglich ist.

Und so wurde Kanada für meinen Mann und mich zum Traumurlaubsreiseziel, und die Reise begann so ziemlich genau vor einem Jahr, beim Kanadatag von SK Touristik in Neuss. Bis dahin hatten wir uns zunächst mal unverbindlich erkundigt und überhaupt keinen Plan wo es genau hingehen sollte. Wenn die Freunde und Verwandten nachgefragt haben, konnten wir nur ganz mutig erklären: wir wollen nach Kanada, wo ganz viel Natur ist und Bären und Elche frei rumlaufen. Wo genau? Na, da wo es schön ist!

Da dies zugegebenermaßen eine etwas ungenaue Vorstellung von unserem Reiseziel war, nahmen wir die Einladung zum Kanadatag natürlich dankend an. Und auch unser genaues Reiseziel kristallisierte sich dort schnell heraus: British Columbia, also Abenteuer light, auch für absolute Wohnmobileinsteiger und Nichtcamper möglich.

Danach kamen die, denke ich mal üblichen, Hürden: Urlaubsanfrage beim Chef "das müssen wir erst im Team absprechen, frühestens im November" blöd, wenn man ein Frühbucherangebot hat, das bis Mitte September gilt und natürlich: wie komme ich an das ganze Geld, bzw. kann ich noch genügend ansparen? Nicht zuletzt das liebe Katerchen, kann sich der Nachbar so lange kümmern? Erstaunlicherweise ließ sich alles recht schnell klären und plötzlich hatten wir die Reiseunterlagen Schwarz auf Weiß: wir haben einen Kanadaurlaub gebucht, 3 Wochen mit dem Wohnmobil ab Vancouver, inklusive Flug ab Düsseldorf.

Und damit begann die Vorfreude: es gab für mich kein anderes Abendprogramm mehr als den Laptop an und die Internetforen rauf- und runter gesurft. Auf jede noch so abwegige Frage gab es eine Antwort, und noch eine und noch eine und stets eine, die genau das Gegenteil behauptete. Und Fragen hatte ich viele, die sich auch noch rasant vermehrten je mehr ich mich informierte. So manche Nacht hatte ich das Gefühl, viereckige Augen zu haben und immer weiter zu surfen. Mein Mann hielt sich aus der Planung raus: "du beschäftigst dich schon so viel damit, dann will ich dir mal nicht reinreden", freute sich aber auch wenn ich ihm ganz aufgeregt über einen Ort berichtete, den wir uns unbedingt ansehen müssten oder über einen Campground, auf dem wir ganz bestimmt übernachten sollten. Die Reiseroute wurde geplant und geändert und geplant. Alternativen erstellt. Außerdem eine Packliste, ein Einkaufszettel und eine Kostenaufstellung der ungefähren Ausgaben. Nicht, dass jemand auf die Idee kommt, ich hätte einen kleinen Spleen, will immer nur alles genau geplant haben, um dann spontan die Pläne umzuwerfen. Wie gesagt, darüber ist alles in allem ein Jahr vergangen, in dem es kein anderes Gesprächsthema mehr gab und wir allen anderen nur noch mit Kanada hier, Kanada dort auf die Nerven fielen. Es gab nur noch: vor dem Urlaub und nach dem Urlaub und natürlich versuchte auch in dieser Zeit wieder das Schicksal ganz kräftig an unseren Reiseplänen zu zerren, so dass ein Reiserücktritt mehr als einmal im Gespräch war. Letztendlich sind wir stur geblieben und das war auch gut so, denn am 4.September saßen wir dann tatsächlich im Flieger nach Vancouver!

1. Der Flug
Der erste Langstreckenflug, wie aufregend, war dann aber ganz unspektakulär. Trotz der Dauer von fast 10 Stunden ließ es sich in der Economy Class bei Lufthansa ganz gut aushalten, das Essen war nicht schlecht, nur die Reisestrümpfe etwas gewöhnungsbedürftig. Da wir in München umsteigen mussten, flogen wir dort nachmittags los und in den Abend hinein, es wurde aber nicht dunkel. Schon ein seltsames Gefühl im Flieger zu sitzen, draußen bleibt es hell, und auch am Nachmittag des gleichen Tages anzukommen.

2. Das Hotel
Also, Anreise schon mal gut organisiert und Ruck-Zuck waren wir auch im Hotel, wo wir die erste Nacht verbringen sollten. Stolz auf meine Englischkenntnisse wollte ich uns dann mal an der Rezeption anmelden, der Mitarbeiter rasselte dann mal seinen Standard-Text runter und wir verstanden nur noch Bahnhof. Nachdem er diesen noch wiederholt runtergerasselt hatte, wurde deutlich: er wollte eine Kreditkarte, doch wofür? Das Hotelzimmer war doch bezahlt, oder? Es stellte sich heraus, dass ein Pfand hinterlegt werden sollte, da wir ohnehin nicht vorhatten das Zimmer zu verwüsten, war dies auch kein Problem. Ich erkundigte mich auch noch, ob eine Nachricht wegen der Wohnmobilübergabe vorläge, dies war aber nicht der Fall, ich solle vom Zimmer aus dort anrufen.

Leider konnten wir bei Traveland telefonisch niemanden mehr erreichen, eine kurze Recherche im Internet ergab, dass sie am Morgen ab 8:30 Uhr wieder geöffnet hätten, mussten wir uns halt solange noch gedulden. Nach einer unruhigen Nacht suchten wir einen Ort zum Frühstücken, da im Hotel keines angeboten wurde. Ganz in der Nähe fanden wir ein Schnellrestaurant und kamen uns vor wie in einem amerikanischen Spielfilm. Es gab Waffeln, Toast, Hash Browns, Eggs und Kaffee bis zum Abwinken. Dazu eine supernette Kellnerin, die uns erzählte, dass es in Banff schon den ersten Schnee geben sollte. Plötzlich gab es keine Sprachbarrieren mehr, alles ganz unkompliziert. Als es auf die Zeit zu ging um mal bei Traveland nachzufragen, wann wir denn zu unserem Wohnmobil bugsiert werden würden, machten wir uns auf den Rückweg. Und siehe da, dort stand schon ein Bulli von Traveland und suchte uns vergeblich. Der Fahrer sagte es wäre eine E-Mail verschickt worden, fragt sich nur an wen? Dummerweise warteten schon andere Passagiere im Auto, so dass wir ganz zügig ins Zimmer marschierten, unsere Sachen zusammen rafften und auscheckten. Es war schon ein bisschen peinlich!

3. Das Wohnmobil
Wir waren wahnsinnig gespannt auf unser erstes Wohnmobil, hatten uns nach eingehender Überlegung für einen 25 Feet Navion von Traveland entschieden. Dieses Wohnmobil erschien uns bis Dato sehr riesig. Aber man möchte sich ja auch bei schlechtem Wetter mal aus dem Weg gehen können. Wir wurden gleich von unserer rollenden Luxusherberge positiv überrascht, Ferienhaus to go, da fehlte so gut wie nix! Nach einer ausführlichen deutschsprachigen Einweisung konnten wir schon gegen 11:00 Uhr vom Hof rollen und uns in den Einkaufsrummel stürzen. Beim Fahren ließ ich dann Herbert den Vortritt, ich wollte erstmal lieber als Navigator agieren. Da ich mich ja schon frühzeitig um die Einkaufsliste gekümmert hatte, sollte der Einkauf ja wohl kein Problem darstellen, dachte ich. Jetzt weiß ich es besser. Nach zwei weiteren fröhlichen Stündchen bei einem heiterem Suchspiel, in denen Lebensmittel im Mittelpunkt standen, ging es auch endlich los. Für die erste Übernachtung hatte ich mir den Campground in Kilby ausgesucht, in der Nähe des Museums. War nur ne kurze Strecke, dafür konnten wir in Ruhe unser Motorhome kennenlernen.

4. Der Campground
Unser erster Stellplatz, direkt am See, mit großartiger Aussicht, bei strahlendem Sonnenschein, zwar ohne Service, aber wir hatten ja alles dabei. Und das Einchecken ging auch problemlos: Stellplatz aussuchen, ordnungsgemäß parken (was meinem Gatten erstaunlicherweise direkt problemlos gelang), bezahlen und ab in die Badeklamotten. Zum Baden war es uns dann doch etwas zu kühl, aber die Füße mussten auf jeden Fall mal in den See, wo zwar noch einige Familien mit den Kindern spielten, sonst aber nur eine angenehm stille Atmosphäre herrschte. Bis der Zug kam! Damals wussten wir noch nicht, dass uns dieses Tuten und Rattern die nächsten Wochen über ständig begleiten würde. Also, der Zug kam und tutete, die Wagons ratterten und ratterten und ratterten, und wir überlegten, ob er wohl ein Ende hätte. Herbert hat mal versucht die Wagons zu zählen und bei 200 irgendwann aufgehört! Güterzüge begegneten uns von da an immer wieder, wo es Straßen gab, Flüsse und Campgrounds waren auch die Eisenbahntrassen nicht weit und die Züge fuhren Tag und Nacht! Manchmal war das monotone Rattern gut auszublenden, manchmal vibrierte der ganze Camper, so dass ich den Eindruck hatte, jeden Moment würde der Zug durchs Wohnmobil rasen. Das Geschirr ist aber immer heil geblieben. Das Museum war übrigens leider schon geschlossen.

5. On Tour
Unser erstes Etappenziel war Hells Gate. Unterwegs konnten wir schon mal einen Eindruck von der atemberaubenden Landschaft bekommen, gegen Mittag hatten wir sogar fast 30°C. Ich hatte mir vorgenommen nur mal einen Blick auf die Hells Gate Schlucht zu werfen, so von oben vielleicht, weil Freunde uns davon berichtet hatten. Von außen gab es aber nichts zu sehen, also entschied mein Mann kurzerhand, dass wir mit der Seilbahn herunterfahren, wo wir schon mal da sind. Oh, oh, so bald sollte ich mich schon meiner Höhenangst stellen? Yep! Einfach immer nur durch den Sucher der Kamera blicken und nicht drüber nachdenken. Im Nachhinein hat es sich absolut gelohnt und sogar auf die Brücke habe ich mich getraut, um bessere Fotos zu schießen. Außerdem ist die ganze Anlage sehr sehenswert und wir kamen in den Genuss unseres ersten kanadischen Speiseeises. Die haben dort ja ein merkwürdiges System, die erste Kugel ist recht teuer, die zweite kostet aber nur einen Loonie mehr. Klar, dass es immer zwei Kugeln gab, oder? Loonie ist übrigens der Nickname für das 1 Dollar Stück, 2 Dollar nennt man Toonie. Auf dieser Strecke nach Hells Gate wurden wir erstmalig mit den realen geographischen Gegebenheiten konfrontiert. Während auf der der Landkarte die Strassen schön gerade eingezeichnet waren und dem Maßstab nach gut zu schaffende Tagestouren geplant wurden, ging es in der Realität stetig kurvig auf und ab. Und die Fahrzeit fiel um ein vielfaches länger aus. Schon gab es also die erste Planänderung: nicht wieder runter nach Osoyoos, sondern Richtung Kelowna. Sehr schade, aber diese Erfahrung mussten wir während unserer Tour noch mehrfach machen. Übernachtet haben wir diesmal in Merritt und weil der Campground voll war, durften wir auf den Overflow. Was in unserem Fall bedeutete: fast ganz allein auf einer Wiese am Fluss, inkl. Dusche und W-lan. Himmlische Ruhe und kein Zug weit und breit.

Am nächsten Morgen also weiter, grobe Richtung Banff Nationalpark. Die Strecke führte uns auch über Kelowna, was wegen dem regen und zähfließendem Verkehr ziemlich anstrengend wurde. Ein Gutes hatte es aber doch: wir kamen an einem Lemmles Westernstore vorbei und konnten schnell mal unserer Neigung nach Hüten, Stiefeln, Buckles und Ähnlichem nachgehen, was es Zuhause nur in Onlineshops gibt. Nachdem wir uns schweren Herzens wieder auf dem Weg gemacht hatten, die Reisekasse sollte ja noch etwas länger durchhalten, landeten wir schließlich in Vernon auf dem Cedar Falls Campground. Wie unschwer zu erkennen ist, hatten wir nichts vorgebucht, bis auf einen Lodge Aufenthalt in der zweiten Woche. Der Campground ist etwas höher gelegen, schön im Wald, und dort wurden wir direkt sehr nett begrüßt und eingewiesen. Da wir noch ein bisschen laufen wollten, wurde uns der Weg zum Wasserfall erklärt, sollte auch nicht weit entfernt sein. So machten wir uns denn auf den Weg und kamen dabei an lauter kuriosen Autowracks vorbei, die mitten im Wald munter vor sich hin rosteten. Irgendwann wurde deutlich, dass wir uns mitnichten auf dem Weg zum Wasserfall, sondern auf Privatgelände befanden, so dass wir schleunigst den Rückzug angetreten haben. Den sehr nett angelegten Weg zum Wasserfall haben wir aber noch gefunden, begleitet von einer johlenden Horde Kinder, die den Weg direkt durch den Fluss zum Wasserfall genommen haben und von oben herunter geklettert sind. Obwohl nicht wirklich hoch, wurde der Weg dann immer schmaler und man musste über hölzerne Stufen klettern, um herunter zu kommen, was direkt wieder einen Schub von Höhenangst auslöste. Klatschnass und mit einem sehr munteren Puls kam ich unten an und sah, dass sich der Abstieg wirklich gelohnt hat. Klein aber fein das Wasserfällchen.

Am nächsten Tag ging es weiter Richtung Revelstoke, mit einem Zwischenstopp am "Last Spike", wo 1885 der letzte Nagel eingeschlagen wurde, um einen Schienenstrang zu vervollständigen. Dort hatten wir die Gelegenheit, uns mit einem Mitarbeiter zu unterhalten, der uns einiges über die verheerenden Waldbrände in diesem Jahr erzählte und auch über die schweren Schneefälle im Winter. Noch nie waren uns Zuhause Menschen begegnet, die einfach mal kurzerhand ihre Arbeit unterbrachen, um einen netten Plausch mit wildfremden Leuten zu halten, schon erstaunlich wie relaxt es hier zu ging.

Nachdem wir einen der letzten Campgrounds am Williamson Lake ergattert hatten, gab es einen netten Stadtbummel durch Revelstoke, welches ein ansehnliches kleines Örtchen ist. In einem kleinen Laden fanden wir auch endlich einen Campingtoaster, der uns bis dahin noch zur Küchenbereicherung fehlte. Dieser sorgte ab dem nächsten Morgen täglich für leckeres Toastbrot von der Gaskochstelle und einem täglichem Rauchmeldertest, der hervorragend funktionierte, wie wir manchmal sogar mehrmals täglich feststellen durften. Da ich täglich gekocht habe, durfte ich dann ständig zwischen Kochstelle und Rauchmelder hin und herhüpfen, um nicht die ganze Nachbarschaft aufzuwecken. Irgendwann wurde der Rauchmelder dann zugunsten unseres Nervenkostüms abgedeckt, das Kochen fiel gleich wesentlich entspannter aus.

Auf der Weiterfahrt hatten wir die Möglichkeit uns die Giant Cedars im Mount Revelstoke NP anzusehen, was faszinierend und informativ zugleich war. Unser nächster Übernachtungsstopp in Golden lag direkt am Kicking Horse River, mit seinem milchig-blauem Wasser und auf der andern Seite: die Bahngleise, dass diese Nacht nicht wirklich ruhig wurde, brauche ich wahrscheinlich nicht mehr zu erwähnen. Dafür gab es aber "Four Minutes Shower for only one Loonie", isn´t it good News? Da wir die mobile Dusche nur im Notfall benutzen wollten, durften wir uns in den verschiedensten Arten von Gemeinschaftsduschen tummeln, zwar gewöhnungsbedürftig, aber in der Regel recht sauber. Teilweise waren die Duschen kostenlos, zum anderen wurden die schon bekannten Loonies benötigt um 2-5 min. (heißes) Wasser zu bekommen. Schon erstaunlich, wie schnell man doch in der Körperpflege werden kann, vor allem wenn man zwischenzeitlich bemerkt, dass irgendein merkwürdiges Insekt die Duschkabine teilt.

Nach einem anstrengendem Tag mit langen Fahrten, Wanderungen etc., war das Duschen immer eins der Highlights und wir waren täglich aufs Neue gespannt, was uns am Abend auf dem Campground erwarten würde.

Vor allem stellte sich die Frage: welcher Campground würde uns erwarten? Es war nämlich so, das wir die Campgrounds nicht vorreserviert hatten und vorab nur eine grobe Vorauswahl getroffen haben, was gerade günstig an der Strecke liegt. Dies stimmte dann aber nicht mehr unbedingt mit unserer Tagesetappe überein. Dank die Apps: Maps me und Wiki Camps Kanada, die ich mir vorab heruntergeladen hatte, konnte ich uns dann trotzdem an den gewünschten Ort navigieren. Es war ja auch täglich die Entscheidung fällig: mit oder ohne Service, wann würden wir Wasser nachfüllen oder Dumpen müssen, oft reichte auch ein Stellplatz mitten in der Natur pur. Und manchmal mussten wir einfach nehmen, was verfügbar war.

Voller Erwartungen starteten wir nun in Richtung Banff Nationalpark und wurden von den überwältigenden Landschaftseindrücken fast erschlagen. Es ging über den Kicking Horse Pass mit seinen faszinierenden Spiral-Tunneln, so nach und nach wurden die Felsen nackter und plötzlich waren wir umgeben von schneebedeckten Bergen. Unterwegs immer nur gucken und staunen, blaugrüne Seen, milchig-weiße Flüsse, ständig wechselnde Felsformationen: Wow! Da es gerade auf unserem Weg lag, haben wir auch einen Abstecher zum Lake Louise gemacht, war aber von kurzer Dauer, Parkplätze wegen Überfüllung geschlossen. Auch das Wetter war nicht so berauschend, also ging die Fahrt nach einem kurzen Zwischenstopp am Infopoint direkt weiter auf den Icefields Parkway. Dort konnten wir feststellen, dass mein Mann über einen eigenen See verfügt: den Herbert Lake, wie schön!

Und endlich fand ich auch den Mut, mich persönlich ans Steuer des Campers zu setzen, worauf ich mich schon lange gefreut, es mir bis dahin aber nicht zugetraut, hatte. War dann auch wirklich unproblematisch, an die Automatik hat man sich in null Komma nichts gewöhnt, und das Rückwärtsfahren bekommt man auch schnell in den Griff. Überhaupt war das eine der vielen angenehmen Erfahrungen während unserer Reise: auch im Straßenverkehr läuft alles entspannter. Selbst wenn man mit dem Wohnmobil mal um die unbekannten Kurven schleicht oder sich innerorts mal etwas unorientiert verhält, wird nicht gedrängelt, nicht gehupt, nicht geschnitten und sogar die meisten Einheimischen halten sich ans Tempolimit, sogar in den zahlreichen Baustellen. Das machte die tägliche stundenlange Fahrerei zu einer angenehmen Sightseeing Tour. Auch als Fußgänger kann man sich sicher fühlen, an jedem Zebrastreifen wurde abrupt gebremst, sobald man nur eine vage Andeutung machte die Straße überqueren zu wollen.

Aber zurück zur Fahrt über den Icefields Parkway: wir fuhren und guckten und staunten und viel mehr kann ich eigentlich gar nicht darüber erzählen, so überwältigend waren die landschaftlichen Eindrücke. Gewundene Straßen, Felsen, Seen, Wasserfälle, Flüsse und ein unglaublicher Himmel, immer wieder wechselnd und oft auch alles zugleich. So auf der Hälfte der Strecke haben wir unser Nachtlager auf dem Rampart Creek Campground aufgeschlagen, sehr idyllisch, mitten im Wald und natürlich direkt am Creek. Bei einem Spaziergang entdeckten wir dann ein umgebautes Feuerwehrauto Campmobil aus der Heimat, die Münsterländer zieht es halt überall hin. Im Gegensatz zu uns Touris, hatten sich die Bewohner mit der ganzen Familie aufgemacht, um dann mal für ein Jahr die Welt zu erkunden. So ein ganz klein bisschen neidisch auf so viel Mut könnte man da schon werden!

An diesem Abend haben wir dann zum ersten und einzigen Mal versucht, ein gemütliches Feuerchen zu entfachen, zuvor war noch der Fire Ban Aktiv. Kurz und gut, bei dem einen Mal ist es dann auch geblieben. Obwohl mein Mann alles gegeben hat, wollte es einfach nicht brennen, war einfach zu feucht. Schließlich kam zwar ein Feuer zustande, aber rundherum war alles so nass und klamm, dass wenig Lagerfeuer Atmosphäre aufkam.

Am nächsten Morgen ging es weiter den Icefields Parkway hinauf, Richtung Jasper Nationalpark. Unterwegs wurde es immer kühler und der Schnee auf dem Gipfel schien immer näher zu kommen, sogar Räumfahrzeuge kamen uns entgegen. Die Temperaturen waren auf 3-4 °C gesunken und feuchter Nebel aufgezogen. Am Infocenter haben wir Halt gemacht und sind mit gefühlten Heerscharen von Touristen zum Gletscher hinüber gewandert, wo wir die traurigen Überreste des Giganten bestaunen konnten. Da wir aber weder Wanderer noch Kletterer sind und über keinerlei Ausrüstung verfügen, mussten wir uns mit dem allgemein zugänglichem Anblick begnügen, was aber noch imposant genug war. Auf Grund der unfreundlichen Witterung - Schneeregen - setzten wir unseren Weg mit nur kurzen Zwischenstopps fort. Ich fuhr und fuhr ganz nach den Anweisungen meines Mannes und plötzlich befanden wir uns schon im Mount Robson Nationalpark, wo wir den nächsten Campground ansteuerten. Es stellte sich heraus, dass er sich einfach nach den Campgrounds auf der Karte orientiert hat und dieser lag halt 50 km vom ursprünglich anvisierten Ziel weg. Anfangs war ich schon etwas stinkig, weil ich mir gern noch Jasper und Umgebung angesehen hätte, das legte sich aber als wir Tage später zufällig ein Pärchen mir baugleichem Wohnmobil trafen. Diese waren zur gleichen Zeit dort unterwegs und an exakt jenem Abend in Jasper vom Schnee überrascht worden, sogar die Leitungen am Wohnmobil waren schon eingefroren, was sie wenig spaßig fanden. Also war es im Nachhinein doch nicht so verkehrt, schon aus dem Park heraus zu sein. Weiter ging die Reise und führte uns nach Blue River, wo wir zum einen unseren ersten wirklich knallroten Ahornbaum ablichten konnten und zum anderen echten Bären in freier Wildbahn begegneten. Zunächst wunderten wir uns, dass scheinbar grundlos eine Reihe Autos an den Straßenrand fuhren, erkannten dann aber schnell einen Bären der durch den Graben turnte. Und beim späteren Abendspaziergang lief uns dann noch höchstpersönlich ein Schwarzbär über den Weg, was doch ein ziemlich mulmiges Gefühl verursachte. Solche Tiere kennen wir ja nur aus dem Tiergehege mit vielen Gittern und Strom dazwischen. Wir waren dann auch heilfroh, dass er kein größeres Interesse an unserer Gesellschaft zeigte und sich des Weges trollte. Eigentlich sollte der nächste Tag dazu dienen auf einer Adventure Tour noch ein bisschen mehr auf Tuchfühlung mit den einheimischen Wildtieren zu gehen, war uns aber zu kühl und nass, sind halt Weicheier.

Also entschieden wir uns den Wells Gray Park unsicher zumachen und fuhren zunächst Richtung Clearwater, wo wir im Infocenter mit den nötigen Informationen zu den einzelnen Attraktionen versorgt wurden. Unterwegs fielen uns schon zum x-ten Mal die große Anzahl an Oldtimern. Auf geheimnisvolle Weise besserte sich nun auch so langsam das Wetter, so dass wir auf dem Weg zum Clearwater Lake viele schöne Spaziergänge zu den unterschiedlichsten Wasserfällen machen konnten. Und Abends am See in der Sonne sitzen und in einem winzigem Lokal das beste Steak seit langem genießen. Hier trifft der Begriff: klein aber fein den Nagel auf den Kopf! Einen Wehrmutstropfen gab es aber doch: auf der schmalen Straße durch den Park, war wohl kurz vor unserem Eintreffen ein Wohnmobil seitlich abgerutscht und kopfüber im Graben gelandet, die Unfallstelle war schon abgesperrt als wir sie passierten. Als wir Tags darauf die Rückfahrt antraten, mussten wir feststellen, dass die einzige Straße durch ein Bergungsfahrzeug blockiert wurde, allen wartenden wurde mitgeteilt, das es ca.2 Stunden dauern könnte bis die Straße wieder frei wäre. Ziemlich beklommen näherten wir uns der Unfallstelle, da wir ja nicht genau wussten, was mit den Insassen passiert war, deren Urlaub auf so drastische Weise zu Ende gegangen war. Und bemerkenswerterweise führte dies zu einer beeindruckenden Unterhaltung mit einem Einheimischen. Der noch recht junge Mitarbeiter der Bergungsfirma war für die Absicherung der Straße zuständig und klärte alle Anwesenden über den Grund der Sperrung, des Unfalls und dem Zustand der Unfallopfer auf. Und so kamen wir über dieses und jenes ins Gespräch.

Nachdem die Strasse wieder frei war, setzten wir unseren Weg ziemlich bewegt von dieser Unterhaltung fort. Unterwegs konnten wir noch einige springende Lachse sehen und außerdem eine Bärenmutter mit zwei Bärenjungen beim Grasen beobachten, wenn das kein Highlight war! Überhaupt fanden wir den Wells Gray Provincial Park einfach nur phänomenal, schade dass uns nur so wenig Zeit dafür zur Verfügung stand.

Nun ging es weiter zu einem unserer lang erwarteten Highlights: zwei Übernachtungen auf der Ten-ee-ah Lodge am Spout Lake. Obwohl wir uns auf den Aufenthalt sehr freuten, standen wir doch etwas unter Druck, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und haben letztendlich die ganze Fahrtroute darauf ausgerichtet. Da waren wir sehr froh, nicht noch weitere Campgrounds reserviert zu haben. Von Lac la Hache aus schlängelten wir uns in die gefühlte Wildnis, und obwohl wir zwischendurch öfter den Verdacht hatten falsch zu fahren und plötzlich im Nirgendwo zu stranden, erreichten wir unser Ziel letztlich doch auf dem direktem Weg. So, nun wollten wir uns mal richtig verwöhnen lassen und die Annehmlichkeiten der Lodge nutzen. Ein netter Stellplatz gehörte ebenso zu unserer Buchung, wie auch Halbpension, angenehme Waschräume, freie Nutzung der Kanus etc.. Und endlich gab es auch eine Waschmöglichkeit für unsere Schmutzwäsche, die wir bis dahin fleißig gesammelt hatten. Wir waren davon ausgegangen, während einer Waschladung endlos in einem Waschsalon rumzuhängen und hatten deshalb bis dahin vermieden einen aufzusuchen. Um so positiver waren wir überrascht, dass die zugegeben sehr einfach zu bedienende Maschine, eine Programmlänge von 35 min. anzeigte. Trocknen, noch mal 40 min. und alles wieder frisch in die Schränke. Zwischenzeitlich ein erstes Erkunden der Lodge und Umgebung sowie Nutzen des freien W-lans, wodurch so einige Familienmitglieder sich mitten in der Nacht über ein Lebenszeichen freuen durften.

An diesem Abend wurde mal nicht gekocht, sondern ein erstklassiges 3-Gänge Menü aufgetischt, einfach nur Lecker! Tagsüber begann es schon etwas zu fisseln, während der Nacht zu schütten und am Morgen war alles nass. Da wir uns schon auf Grund der Wetterlage nicht zum Ausritt angemeldet hatten, stand nach dem grandiosen Frühstück eine längere Wanderung auf dem Programm. Kurz gefasst: wir sind mehr gerutscht und geschlurft als gelaufen, die Matsche stand uns mittags bis zu den Knien und eine weitere Waschladung wurde fällig. Für einen Kanu-Ausflug war es leider zu feucht und kalt, so dass wir den Nachmittag in gemütlichen Sesseln in der Lodge, mit tollem Ausblick auf den See verbrachten. Dort konnte man so schön seinen Tagträumen nachhängen: wie wäre es wohl, hier zu Leben und zu arbeiten? Nüchtern betrachtet: Kanada ist nix für Weicheier! Und trotzdem bekommt man schnell eine Sehnsucht nach mehr. Mehr sehen, mehr erleben, mehr fühlen, schmecken, riechen von dieser unglaublichen Landschaft. Schweren Herzens verabschiedeten wir uns am nächstem Morgen von unserer Oase, nicht ohne ein frischgebackenes Brot mit zunehmen.

Nächster Stopp: die Hat Creek Ranch. Dort konnten wir ohne Service übernachten und, da die Temperaturen wieder einen ordentlichen Hüpfer gemacht hatten, unser Abendessen begleitet von einem spektakulären Sonnenuntergang unter freiem Himmel genießen. Tags darauf hatten wir die ganze Historische Ranch fast allein für uns, konnten mit der Postkutsche fahren, Ureinwohner besuchen und uns in aller Ruhe mit den Mitarbeitern unterhalten. Es war spannend und interessant, aus erster Hand etwas über das Leben von damals und heute zu erfahren. Besonders im Winter haben es die Einwohner schwer, viele Arbeitsplätze sind Saisonabhängig, die Fahrt zur Arbeit bei Schnee und Eis schwer zu bewältigen und gefährlich. Da haben wir es im schneearmen Westmünsterland doch leichter!

In den nächsten Tagen ging die Reise wieder Richtung Vancouver, immer in dem Bemühen die Zeit bis zur Abreise möglichst in die Länge zu ziehen, um noch viel zu sehen und zu erleben. Das Wetter wollte einfach nicht mehr mitspielen, so dass sich die Aktivitäten hauptsächlich nach drinnen verlagerten. Deshalb bekamen wir auch das Lil´wat Cultural Center in Whistler zu sehen, inkl. einer interessanten Führung und vielen wissenswerten Erkenntnissen. Entlang des Sea to Sky Highway entdeckten wir die Brittania Copper Mine, auch dort war die Führung nicht nur Informativ sondern auch sehr unterhaltsam.

Schließlich näherte sich Vancouver unaufhaltsam, wo wir die vorletzte Nacht auf dem Capilano River Campground verbringen wollten, um dann noch einen Besuch im Stanley Park und Umgebung zu machen. So war jedenfalls der Plan. Was dann nicht so nach Plan lief, weil es vom Highway aus keine Zufahrt zum Campground gab und wir uns hoffnungslos im Park verirrten. Nachdem wir gefühlt durch halb Vancouver gegurkt waren, bis eine Wendemöglichkeit gefunden war, und wir schließlich doch noch den Campground samt Stellplatz erreichten, lagen die Nerven meines sonst so entspannten Gatten blank. O-Ton: "ich stell die Karre jetzt hier ab und fahre keinen Meter mehr!" Damit hatte sich der Besuch des Stanley Parks dann leider auch erledigt und wir erkundeten die Umgebung zu Fuß. Da Vancouver nun ausschied, besuchten wir als letztes spontan noch den Capilano Suspension Bridge Park, gemeinsam mit Heerscharen anderer Touristen. Was aber auch den Vorteil hatte, das die Höhenangst sich gar nicht erst breit machen konnte und ich vollkommen verblüfft über mich selber war. Wären die Attraktionen menschenleer gewesen, wäre ich sicher nie darüber gelaufen. Also auf alle Fälle beeindruckend.

Und wie es manchmal so schön heißt: Das Beste kommt zum Schluss - ja da kam noch was. Wir hatten unsere allerletzte Nacht wegen der Nähe zum RV Vermieter schnell noch online in Fort Langley gebucht und jetzt bitter bereut, nicht auch die Nacht zuvor dort verbracht zu haben. Ein Historisch gehaltener Ort mit vielen urigen kleinen Läden und noch so viel zu entdecken, aber jetzt lief uns die Zeit wirklich davon. Einen kleinen Bummel und ein gutes Essen konnten wir noch ergattern, bevor die Bürgersteige hochgeklappt wurden, Seufz.

Am Abflugtag waren wir pünktlich wieder beim Vermieter und konnten uns kaum von unserem rollenden Zuhause trennen, zumal wir direkt einem Pärchen in die Arme liefen, deren Urlaub gerade erst begann. Dafür trennten wir uns von netten Kleinigkeiten, die wir uns während der Reise beschafft hatten, sollten doch auch andere Reisende ihre Freude am Campingtoaster haben.

Kaum das die Formalitäten geklärt waren, saßen wir auch schon im Taxi zum Flughafen, wo wir noch viel Zeit totschlagen mussten, den kennen wir dafür jetzt in- und auswendig und wenn die Koffer und Taschen nicht schon so voll gewesen wären - wir hätten die Souvenirläden leer gekauft.

6. Fazit
Diese Reise war die intensivste, spannendste und beeindruckendste unseres Lebens, wie ein Besuch auf dem Rummelplatz, wenn man von einer Attraktion zu anderen springt. Wir haben nie erahnte Erfahrungen gemacht und viel über uns selbst gelernt. Niemals zuvor ist es uns so schwer gefallen, wieder in den Alltag zurückzukehren. Eine innere Sehnsucht ist zurück geblieben, nach der Weite des Landes, dem Himmel, den Farben, der Natur.

Wir werden alles daran setzen wieder zu kommen - aber nächstes Mal mit mehr Zeit und Ruhe!

Danke an SK Touristik für die einwandfreie Organisation!

Monika Rose