Tour durch Kanada und die USA Westen USA - Kanada Wohnmobil

Einmal Yellowstone und zurück
3 Wochen Westkanada und USA

Ein Beitrag zum Textwettbewerb 2015 von den SK-Kunden Genadi und Regina Giebler



Sonntag, 7. Juni 2015


Calgary begrüßt uns mit Nordlichtern Und da wären wir wieder unterwegs
Der Plan lautet diesmal:
Von Calgary nach Süden über die Grenze in die USA,
Östlich der Rockies entlang durch die Prärie Montanas,
Ins Reservat der Crow und zum Little Big Horn National Monument,
Besuch des Bighorn Canyon,
schließlich in den Yellowstone NP und westlicher wieder zurück gen Norden,
durch den Glacier NP (US) und Waterton NP,
Columbia Tal und die Kootenay Rockies,
Kootenay NP und dann nochmal Banff,
dann schließen wir den Kreis wieder in Calgary.



Schade, dass wir dafür nur drei Wochen haben, machen wir das Beste daraus. So, nach diesem Vorgeplänkel gibt es jedoch tatsächlich auch schon was zu berichten: Was den Hinflug anbelangt - nun ja, ist nicht übermäßig spannend, aber gehört zum Auftakt der Reise dazu. KLM war diesmal Fluglinie der Wahl und im Endeffekt recht gut. Durch meine Flying Blue Privilegien waren Lounge-Aufenthalt und Plätze mit freiem Mittelplatz in der Economy Class hilfreich. Die Abfertigung in Calgary hingegen war anstrengend. Bei der Einreise standen wir 50min vor der Passkontrolle, nicht zu Letzt, weil einige große Flieger gleichzeitig gelandet waren. Auch der Hotelshuttle ließ noch 25 min auf sich warten, klappte aber zuverlässig. Angenehm beim Check-In war, dass wir gleich Informationen zum Transfer zu Fraserway RV für den nächsten Morgen erhielten. Im Letzen Jahr im Sandman-Hotel war es angeblich nicht möglich, dies zu klären, weil Sonntag war (Wie diesmal ja auch, aber da ging's). Mit dem Hotel kann man voll und ganz zufrieden sein. Man sollte wissen, Frühstück ist üblicherweise nicht automatisch enthalten. Eigentlich wollte ich diesmal den üblicherweise etwas rustikalen Standard amerikanischer Bis-3-Sterne-Hotels dokumentieren mit Ihren Wirbelwassertoiletten, klobigen Armaturen von Crane oder American Standard und den fest montierten Overhead-Duschbrausen, aber ich wurde diesmal enttäuscht - also positiv überrascht. Die Toilette ist zwar noch nach dem amerikanischen Siphonprinzip gemacht, aber wesentlich wassersparender; smarte Armaturen, smarte Dusche - das Bad wirkte sehr europäisch und daher leider nicht spektakulär. Spektakulär war aber etwas anderes. Was macht man, wenn man wegen der Zeitverschiebung nicht schlafen kann? Man surft im Internet und man schaut zum Fenster raus. nun ist der Blick aus dem Fenster des Acclaim Hotels am Flughafen nicht unbedingt malerisch, aber unser Fenster zeigt nach Norden. Auch wenn wir um diese Jahreszeit alles andere als Nordlichter zu sehen erwarteten, zumal wir in lichtverschmutztem urbanem Umfeld sind - es gab sie tatsächlich! Durchaus mit bloßem Auge zu erkennen, waberten sie über den hell erleuchteten Gewerbebauten in unserer Blickrichtung vor sich hin. Und das Internet bestätigt: Stärke 6! So, in Deutschland ist es schon 10:34 und hier ist's tiefe Nacht - 2:34. Gute Nacht! Montag, 8. Juni 2015 Das Abenteuer beginnt Der Shuttle von Fraserway hatte mehr als 30min Verspätung und bei Fraserway selbst war sehr viel Volk am Ein- und Auschecken. Es dauerte lange, wirkte chaotisch und unübersichtlich. Bereits im letzten Jahr hatte die Fraserway-Niederlassung in Airdrie bei Calgary einen schlechteren Eindruck auf uns gemacht als in Vancouver oder Whitehorse, aber die Fluganbindung nach Calgary und die Ausgangslage für eine Fahrt nach Yellowstone gaben den Ausschlag.



Aber schließlich, gegen 12:45 waren wir startklar und fuhren Richtung Westen los. Der Plan war, in Cochrane - die Rockies in Sichtweite - im altbekannten Safeway-Supermarkt einzukaufen und unseren Reiseproviant aufzufüllen. Auch das braucht Zeit und der Hunger ließ uns noch was zu Mittag holen und essen. Somit starteten wir in Cochrane gegen 14:30 Uhr in Richtung Süden. Der größte Teil der Strecke waren die lichten Nadelwälder der östlichen Gebirgsflanke der Rockies und die Prärie als weitläufiges Grasland mit gelegentlichen Baumhainen. Unser Ziel war es, nördlich des Waterton Nationalparks die Nacht auf dem Campground eines Provinzparks zu stehen. Aber beim Versuch, einzuchecken stellte sich heraus, dass nur Cash als Zahlungsform akzeptiert wurde. Man riet uns, den nächsten ATM in einem 20km entfernten Ort um Bargeld zu bemühen. 20km hin und zurück - da konnten wir gleich noch die 60km bis zum Waterton Nationalpark fahren und das taten wir dann auch. Kaum im Waterton-Park angekommen, war sofort die Umgebung wieder wie ausgetauscht. Statt weiter, eintöniger Prärie gab es malerische, sattgrüne Nadelwälder und majestätische Berge. Im Übrigen hatten wir noch einen gültigen Annual-Pass für die Kanadischen Nationalparks vom September 2014 und hatten somit noch freien Zugang zu den Parks. Wir suchten uns einen Stellplatz auf dem Crandell Mountain Campground, wo wir schon am Abend Maultierhirsche beobachten konnten. Es ist an diesem Tag recht spät geworden und die Fahrt war lang, aber alles in allem waren wir mit dem Tag und vor allem seinem Ausklang recht zufrieden.



Dienstag, 9. Juni 2015
Waterton Lakes - Der Bär ist los




Im Waterton Village bogen wir nach rechts auf den Parkway zum Cameron Lake ab. Die Straße schraubte sich erst steil an der Bergflanke nach oben und führte dann in ein Canyon-artiges Tal. Wir stoppten immer mal wieder und bald weitete sich die Talsohle wieder. Schließlich kam der Moment des Tages: Ein Grizzly am Straßenrand! Wie so oft in den Nationalparks, ließ sich der Bär durch nichts stören, schon gar nicht durch haltende Autos. Aber glücklicherweise waren wir das erste Fahrzeug überhaupt, das diesem Bären bemerkt hat. Ein wenig später hielt noch ein Wagen aus der Gegenrichtung, aber wir hatten einen Top-Logenplatz. Zudem bewegte sich der Bär in unserer Fahrtrichtung, so dass wir ihm ganz langsam rollend folgen konnten. Er weidete am Straßenrand - es waren die saftige Gräser, wie Klee oder Löwenzahn, die ihn interessierten, sonst nichts. Schmatzend und dahintrottend bewegte er sich im Graben an der Straße entlang. Nach einer Weile kam ein Ranger-Fahrzeug und auch weitere Parkbesucher in Autos. Die Ranger, zwei junge Frauen aktivierten ihre Flashlights. Dann belehrten sie im Vorbeirollen alle Besucher, in ihren Wagen zu bleiben, den Abstand zu wahren und nicht zu lange den Verkehr zu behindern. Für unseren Teil guckten wir uns satt, filmten und fotografierten und fuhren schließlich weiter zum Cameron Lake. Das war nicht mehr weit, aber immerhin doch noch zwei, drei Kilometer. Der Grizzly sollte uns aber noch weiter beschäftigen.



Der Cameron Lake hatte etwas gemeinsam mit dem Lake Louise in Banff. Auch er liegt am Ende eines Tales und wird im Hintergrund von einem schneebedeckten Bergriegel gesäumt. Dieser liegt ebenfalls schon in den USA, in Montana. Ähnlich wie am Lake Louise gibt es hier auch einen Lake-Shore-Trail, aber kein Riesenhotel am Ufer. Es ist entsprechend auch nicht überlaufen und wir spazieren ein Stück den Uferweg entlang. Zurück am Info-Shelter am Parkplatz vernehmen wir Trubel. Die Rangerinnen sind wieder da und offensichtlich auch der Bär. Über Lautsprecher rufen die Rangerinnen die Touristen, welche aus Richtung des Sees kommen auf, in den Shelter zu gehen und die Tür geschlossen zu halten - der Bär "sei los". Wir folgten der Aufforderung und nach einiger Zeit (3-5 Minuten) sahen wir auch den Bären wieder, wie er vor dem Shelter an der Terrasse entlangstreunte, sie zu erklimmen versuchte und schließlich noch an den Müllcontainern herumschnüffelte, diese aber nicht öffnen konnte. Schließlich trollte er sich in Richtung Wald - vorerst. Auch wir verließen schließlich den Shelter in Richtung Parkplatz und stiegen wieder ins Wohnmobil. Doch da hörten wir wieder draußen Rufe und am Rande des Parkplatzes erschien wieder der Bär. Diesmal lief er nochmal unmittelbar an unserem Fahrzeug vorbei und die Rangerinnen versuchten wieder von ihrem Fahrzeug aus per Lautsprecher einzelne Touristen so zu dirigieren, um den Abstand zum Bären zu wahren. Für diesen schienen aber die Menschen Wesen aus einer anderen Dimension zu sein. Mit seiner Nahrungssuche hatten sie nichts zu tun, weder als Futter, noch als Konkurrent. Sie sind scheinbar für ihn nur wundersame Geschöpfe, die in ihren stinkenden und lärmenden Gefährten zwar scheinbar wegen ihm anhalten, aber dann nichts zweckbestimmtes tuen und schließlich weiterfahren. Trotzdem machte ich mir sorgenvolle Gedanken darüber, wie sein undistanziertes Verhalten wohl von der Parkverwaltung bewertet wird. Schließlich kam schon bald - wohl über Funk herbeigerufen - ein zweites Rangerfahrzeug, diesmal mit zwei gestandenen Kerlen darin. Im schlimmsten Fall kann die Bewertung als Problembär ja zum Todesurteil führen. Aber wir fahren zurück und werden es nicht erfahren. Ohne größere Stopps ging es nun in Richtung Parkeingang zurück und bevor wir den Park verließen, hielten wir unser Mittagpause am Ufer des Waterton River ab. Danach verließen wir den Park und fuhren in Richtung Süden - Richtung US-Grenze.



Hier hatten wir nochmal einige unglaubliche Aussichten - weitläufige Panoramen - auf die gesamte Bergkette die den Waterton-Park säumt. Diese genossen und fotografierten wir natürlich noch und dann fuhren wir schnurstracks in Richtung des Grenzübergangs. Dieser Übergang heißt Chief-Mountain-Border-Control und ist nach einem monolithischen Felsengipfel, dem Chief Mountain benannt, welcher den Horizont hinter dem Grenzübergang überragt. Der Grenz-übergang ist leer - kein Fahrzeug, außer unserem ist zu sehen. Die Grenzer fragen uns nach der ESTA-Anmeldung, welche wir aber nicht haben und somit jetzt ausfüllen müssen. Im Grunde kennen wir das von Alaska, füllen das Formular aus und bekommen Fingerabdrücke und Iris gescannt. Dann zahlen wir 6$ pro Nase und können passieren. Chief Mountain bedeutet Häuptlingsberg und das Gebiet, welches wir im Bundesstaat Montana nun durchfahren, ist ein sehr großes Reservat der Schwarzfußindianer, der Blackfeet. An einer exponierten Stelle halten wir mit Blick auf den Chief Mountain. Dann geht's viele Kilometer weiter durchs Blackfeet-Reservat. Es ist schon ausreichend spät und an der Zeit, die Übernachtungsstelle zu finden. Es soll des Chewing Blackbones Campground am Lower St. Mary Lake werden. Zudem ist es langsam dringlich, Kraftstoff nachzufüllen, billigen US-Sprit. Doch der Chewing Blackbones Campground hat geschlossen, was uns zur Umplanung zwingt.



Wir fahren weiter zum Dorf St. Mary und tanken dort. Dann ist es nicht mehr weit bis zum Osteingang des Glacier Nationalparks, wo wir uns zur Nacht auf dem St. Mary Campground begeben, immerhin mit WC und kaltem Wasser. Damit geht Tag zwei zu Ende in Montana, USA.
Mittwoch, 10. Juni 2015 Great Falls of Missouri Der nächste Morgen begann so sonnig, wie der vorangegangene Tag endete. Der Weg sollte nun in den Süden Montanas weiterführen. Eine weite Fahrt, zumeist durch Prärien, die je nach Lage trockener, oder grüner waren. Dementsprechend gab es mal Felderwirtschaft und mal spärliche Viehzucht. Unser nächstes wirkliches Highlight sollte das Schlachtfeld am Little Bighorn sein. Dies ist aber beim besten Willen nicht in einer Tagesetappe zu machen, zumindest nicht zu empfehlen. So planten wir also wie folgt: Zuerst sollte es nach Südost gehen. Zur Mittagszeit planten wir bei Grand Falls am Missouri einen Stopp einzulegen. Hier gab es mehrere Staustufen zu besichtigen. Dann sollte es zum Tagesende in einen National Forrest gehen, wo es einen Campground an einem See gibt, dem Crystal Lake. Der St. Mary Campground, von dem aus wir starten, gehört bereits zum Glacier Nationalpark und liegt an dessen östlicher Zufahrt. Dementsprechend begleiten uns auf den ersten Kilometern noch spektakuläre Gebirgspanoramen. Diese bleiben mit der Zeit im Westen zurück und weichen einem hügeligen Grasland. Soweit das Auge sieht - nur Prärie und die Rockies im Westen sind nur noch als blauer ferner Gebirgskamm mit schneebedeckten Gipfeln zu sehen.



Wir fahren durch Indianerland, durch das riesige Reservat der Blackfeet-Indianer. Nach einer Stunde Fahrt erreichen wir Browning. Dies ist die "Hauptstadt" des Reservates. Allerdings fahren wir ohne Halt hindurch. Es ist eine typische, nicht besonders attraktiv wirkende Siedlung des Mittelwestens. Es gibt einige Hinweise auf das Stammeskonzil der Schwarzfuß-indianer, ansonsten nur verstreute Flachbauten und keine wirkliche City. Nach dem Passieren der Stadt geht es landschaftlich genauso weiter, wie bisher, nur scheint das Grasland trockener zu werden. Viele Erdhörnchen treiben sich am Straßenrand herum und laufen willkürlich über die Straße. Einige von ihnen sind auch offensichtlich Opfer des Verkehrs geworden, auch wenn dieser hier äußerst gering ist. Irgendwann geht's auf den Interstate Highway 15 - eine autobahnähnliche vierspurige Straße in kreuzungsfreier Bauart. Dieser Straße folgen wir bis Great Falls. Great Falls ist eine große Stadt mit viel Verkehr. Es liegt am Missouri und hat seinen Namen von einigen Wasserfällen in der Nähe, die den Oberlauf des Missouri in mehreren Kaskaden prägten. Zum Teil jedoch sind diese Wasserfälle durch Staumauern mehrerer Wasserkraftwerke verändert worden und nun als "Gesamtkunstwerk" aus natürlichen und künstlichen Barrieren im Missouri zu bestaunen. Wir versuchen also, an eine dieser Staustufen heranzufahren, um dort auch unsere Mittagspause abzuhalten.



Jedoch der erste Versuch misslingt. Kurz vor dem "Rainbow Dam" ist die Straße gesperrt und wir unternehmen einen zweiten Versuch, indem wir einen gehörigen Umweg in Kauf nehmen, Dieser führt uns am Ende zum "Ryan Dam", dem untersten von insgesamt vier Dämmen. Hier hat man einen kleinen Park angelegt, der sich auf einer Insel unterhalb des Dammes befindet. Von hier aus hat man den vollen Blick auf die Staumauer und den darunter liegenden Wasserfall. Auch Picknickbänke gibt es hier. Wir rasten also hier und machen Mittag. Der Anblick ist eigentümlich. Ein Wasserfall in dem bereits recht breiten Missouri, über dem noch eine Staumauer thront, auf jeden Fall ein interessantes Fotomotiv. Den Anblick und das Schauspiel der Wassermassen genossen wir noch ein Weilchen. Allerdings begannen uns recht bald die Mücken zu plagen. Gleichzeitig wurde die Mittagshitze drückend, sodass wir unser Mittagessen im Wohnmobil zu uns nahmen. Wir verabschiedeten uns vom Ryan-Damm und fuhren nach Great Falls zurück. Auf einer der Stadtbrücken überquerten wir den Missouri und fuhren noch eine ganze Weile am Südost-Ufer des Flusses entlang. Bald ließen wir die Stadt hinter uns und folgten dem US-Highway 89. Eine ganze Weile später wechselten wir auf den Highway 87 in Richtung Osten, nach Lewistown. Dort in der Nähe würden wir den Abzweig zum Campground finden. Die Entfernungsanzeigen wirkten jedes Mal wenig beeindruckend, aber sobald man sich vergegenwärtigte, dass es Meilen sind, waren die Strecken auf einmal ganz andere. Eine Anzeige mit der Zahl 90 ist in Kilometern dann gleich fast 150. Das Tagesziel befindet sich im Fergus County, wo es auch eine Amish Gemeinde gibt. Ob es nun Amish waren, oder eine andere traditionell lebende Gemeinde, wissen wir nicht mit Gewissheit zu sagen, aber nachdem wir den Highway verlassen haben, sehen wir auf Feldern und Gehöften Leute in historisch anmutender Kleidung, großen Hüten, beziehungsweise Frauen mit Hauben und weiten Kleidern. Dies erinnerte an Amish, allerdings nutzten diese Bauern auch motorisierte Technik, wie Traktoren. Wir fuhren über Schotterwege durch weitläufige Felder, bis wir in eine kleine Gebirgsformation hineinkamen, die als National Forrest ausgewiesen war. Je bergiger es wurde, umso bewaldeter wurde es auch - ein isolierter Wald umgeben von hunderten Meilen Prärie. Hier mittendrin lag der Crystal Lake mit einem Campground. Dieser Campground war fast leer und man konnte erkennen, dass es unmittelbar vor unserer Ankunft ordentlich geregnet haben musste. Es war noch immer kühl und wolkenverhangen und Bäume und Gräser waren nass. Dennoch gönnten wir uns einen kleinen Waldspaziergang am See entlang. Dieser hatte scheinbar entlang des Ufers einige Unterwasser-Quellen, die unterhalb der Wasserlinie mit Luftblasen und nach oben sprudelndem Wasser zu erkennen waren. Da wir erstmals einen etwas kühleren Abend hatten, gab es diesmal auch ein Lagerfeuer. Somit ließen wir den Abend ausklingen. Donnerstag, 11. Juni 2015 Little Big Horn - Montana Nach dem kühlen wolkenverhangenen Abend am Crystal Lake begann der Morgen heiter. Die Sonne brach durch die Bäume und die letzten Wolkenfetzen verzogen sich. Das Panorama des Crystal Lake war nun nicht mehr düster sondern sonnig und freundlich. In ebensolcher Stimmung brachen wir auf und folgten der Straße, die sich aus dem kleinen Gebirge zurück in die umgebende Ebene windet. Ehe wir wieder den asphaltierten Highway erreichten, durchfuhren wir abermals die Felder der amish-mäßig traditionell gekleideten Farmer. Auch leerstehende und dem Verfall anheim fallende Gehöfte sahen wir. Nach Erreichen des Highway fuhren wir weiter in Richtung Süden.



Am nächsten Abzweig in Richtung Osten liegt das Städtchen Harlowton. Ein Tank Stopp war ohnehin fällig und die Tankstelle hatte einen Imbiss und einen General Store im Western Stil. Da schauten wir natürlich rein. Der General Store war dann sogar noch etwas mehr, es war eine Art Cowboy-Ausstatter und Western-Souvenirladen. Das war mächtig interessant. Es gab Jeans, Waffen, Cowboyhüte und Stiefel, Sättel und jede Menge Wildwest-Kram. Das mindeste war es da, sich eine Wrangler im originalen Cowboy-Röhrenschnitt zu kaufen (jeder eine). Als Souvenir gab es dann noch ein Paar Cowboystiefel für den Herrn zum Sonderpreis von 169$. Ein Jagdwaffenprospekt steckten wir auch noch ein. Weiter ging's auf dem Montana State Highway 3 in Richtung Osten. Unser Ziel war es, etwa zur Mittagszeit am Little Bighorn National Monument zu sein, um dort gleich auch zu Mittag zu essen und natürlich auch das Monument zu besichtigen. Wir kamen durch mehrere kleine Orte - einer davon hieß Comanche - und kamen schließlich in der Stadt Billings auf den US Highway 90. Durch Billings fließt der Yellowstone River, der hier aber schon ein träge fließender Flachlandfluss ist und durch Pappelauen mäandert. Südlich vom Highway 90 beginnt hier ein riesiges Crow-Reservat. Obwohl die Crow nicht zu der von Sitting Bull (Tatanka-Yotanka) geführten Lakota-Allianz in der Schlacht am Little Bighorn gehörten, sehen sie sich heute als Bewahrer des Andenkens. Immerhin befinden sich die Gedenkstätte und der Schauplatz der Schlacht am Rande ihres heutigen Reservates. Das National Monument liegt nahe der Ortschaft Crow Agency und wir wollen es uns anschauen Wir erreichen das Little Bighorn National Monument in der Mittagshitze. Es hat eine Zufahrt mit Tor, wie zu einem Nationalpark und es ist Eintritt zu entrichten. Es ist dennoch stark besucht und auf den Parkplätzen sind freie Plätze knapp. Das Areal befindet sich im Bereich des ehemaligen Schlachtfeldes, wo die Allianz aus Lakota, Cheyenne und Arapaho Indianern das US-Kavallerieregiment General Custers vernichtete.



Im Bereich der Parkplätze befinden sich einige Gebäude, ein Infocenter mit Museum und Merchandising-Shop und Sanitäreinrichtungen. Hügelabwärts liegt ein Hain mit Soldatengräbern. Auf der Kuppe jenes Hügels wo das letzte Aufgebot General Custers, der in der US-Kavallerie das Kommando eines Oberstleutnants innehatte, eingekreist und vernichtet wurde, steht ein weißer Obelisk, der des 7. Kavallerieregiments gedenkt. Erst Ende des vorigen Jahrhunderts kam auch eine Gedenkstätte der gefallenen Indianerkrieger hinzu um der geänderten Sichtweise auf die Ereignisse von 1876 gerecht zu werden. Nachdem wir an beiden Mahnmalen ein wenig verweilten und durch das Museum geschlendert sind, gibt es direkt auf dem Parkplatz im Wohnmobil das Mittagessen. Die Mittagshitze ist enorm und die Sonne brennt erbarmungslos. Entlang der Wege stehen Schautafeln mit Erklärungen, aber manchmal auch Warntafeln vor Klapperschlangen, sofern man die Wege verlässt. Schließlich geht's weiter auf dem Highway 90 in Richtung Süden, wo wir bald die Grenze zu Wyoming passieren. Nach 80 Kilometern biegen wir auf einen Highway in Richtung Südwest und bald darauf erreichen wir den Bighorn National Forest. Dieses Mittelgebirge hat eine Ausdehnung von 150 mal 50 Kilometern und ist somit mit dem Erzgebirge vergleichbar. Allerdings sind seine höchsten Gipfel bis 3000m hoch. Natürlich ist die Fahrt durch die Täler und über die Pässe sehr malerisch, aber dennoch ist es ein gewaltiger Umweg, den wir zu machen gezwungen sind. Doch leider gibt es keine andere Möglichkeit, zum Bighorn Canyon zu gelangen, als das riesige Crow-Reservat zu umfahren. Es ist zwar erklärbar, aber doch immer wieder erstaunlich, wie inmitten dieser endlosen trockenen Prärielandschaften ein so grünes dichtbewaldetes Gebirge sein kann. Aber seine Gipfel zwingen die Winde, aufzusteigen und die Abkühlung der Luftmassen führt zu Wolkenbildung und Regen über den Bergen, während die Tiefebenen leer ausgehen. Dieses wird nochmals eindrucksvoll deutlich, als das Gebirge abrupt endet. Wir blicken vom Gebirgsrand über ein weites, wüstentrockenes Tal. Es dominieren die Farben rot und braun. Leider ist die Fernsicht etwas diesig, wohl durch die staubig-heiße Luft. Dann schrauben wir uns an der Flanke des Gebirges recht steil und schnell in Serpentinen in dieses Tal hinab und finden und in einer Wüste wieder, die in der Mittagshitze glüht. Die Luft über dem Asphalt des Highways flimmert, aber in der Ferne kann man schon das Wasser des Bighorn River Stausees sehen, der vor dem Anfang des Bighorn Canyons beginnt. Dort, in der Bighorn Canyon Recreation Area befindet sich unser Tagesziel, der Horseshoe Bend Campground. Das sind immerhin noch 50 Kilometer und die Sonne steht schon tief. Die Landschaft in Gebiet des Bighorn Canyons ist faszinierend. Die roten Sandsteinfelsen sind von Wind und Regen geschliffen und leuchten in der Abendsonne in vielen Farbschattierungen von Ocker bis Blutrot. Wir checken auf dem Campground ein, der sogar Strom an den meisten Stellplätzen hat und zwacken unseren Reservierungszettel am Clip mit der Stellplatznummer fest. Dann fahren wir noch mal los zum Devil Canyon Overlook. Der Devil Canyon Overlook ist ein Aussichtspunkt an einer Stelle, wo der Bighorn Canyon besonders schroff wirkt und zudem ein Seitencanyon, der Devil Canyon in den Bighorn Canyon mündet. Wir wollten das Abendlicht nutzen, um ein paar schöne Impressionen zu gewinnen und auch auf Foto zu bannen. Der Ort war faszinierend und mystisch, aber ebenso schwer fotografisch einzufangen. Es war fast unmöglich Perspektiven zu finden, die die gewaltige und schroffe Anmut des Ortes zur Geltung bringen konnte. Über dem Canyon und teilweise auch unter uns in der Schlucht kreiste ein Adler, der seinen Horst an der gegenüberliegenden Seite des Canyons hatte. Wir blieben eine ganze Weile hier - bis zur Dämmerung nach Sonnenuntergang - wo außer uns nur noch ein Profifotograf zu sehen war, der ebenfalls versuchte, die Lichtstimmung am Canyon fotografisch einzufangen. Schließlich fuhren wir im Zwielicht zum Campground zurück, vorbei an mystisch aufragenden Felsformationen und richteten und auf unserem Stellplatz zur Nacht ein. Erstmals nutzen wir auch die Dusche im Wohnmobil (ohne Warmwasserbereitung), um nach dem schweißtreibenden Tag mit frischem Gefühl ins Bett zu gehen. Freitag, 12. Juni 2015 Pryor Mountains - Wüste und Eishöhle an einem Tag Der Morgen begann mit einem Sonnenaufgang über der Wüste und ließ die Sandsteinfelsen rot erglühen. Die morgendliche Frische wurde sehr schnell durch die aufsteigende Hitze verdrängt. Das heute Tagesziel soll in den Pryor Mountains liegen, einer kleinen Gebirgsformation gleich in der Nachbarschaft zum Bighorn Canyon. Die Pryor Mountains liegen etwas westlicher, aber ebenfalls in Nachbarschaft zum nördlich befindlichen riesigen Reservat der Crow. Die Pryor Mountains sind licht bewaldet und bekannt dafür, dass in dem Gebiet wilde Mustangs leben. Es gibt auch eine weitere Attraktion, eine Eishöhle. Wilde Mustangs haben wir am Vorabend bereits im Bighorn Canyon gesehen, als wir in der Dämmerung zum Campground zurückfuhren.



Der Plan ist, diese Etappe etwas zu entschleunigen und über eine unbefestigte Wildnis-Straße - eine Range Road - in die Pryor Mountains zu fahren. Nach dem Besuch der Eishöhle soll nicht mehr viel passieren außer der Suche nach einem Stellplatz für die Nacht und einem frühen Feierabend. Also starten wir nach dem Frühstück, aber nicht, ohne an der Dumpstation unser Abwasser zu leeren und neues Frischwasser aufzunehmen. Dies ist auch eine gute Gelegenheit, mit dem Schlauch die Frontscheibe abzuspritzen und den hartnäckigen Belag toter Insekten abzureiben. Dann aber geht es los. Zuerst fahren wir ein Stück zurück zur Einfahrt in die Bighorn Canyon Recreation Area. Kurz dahinter zweigt schon die Crooked Creek Road nach Nordwest ab. Es geht nun über eine zerfahrene Schotterstraße - eher ein Feldweg - weiter. Man sieht immer mal wieder ein paar ärmliche, verlassen wirkende Farmgebäude mit alten rostigen Pick-ups davor. An der Einfahrt in die Crooked Creek Road gab es auch wieder diese Gitter in der Straße, welche dort, wo die Koppelzäune unterbrochen sind, ein Entweichen des Viehs von den Weiden verhindern soll. Vieh allerdings sahen wir keines, obwohl entlang des Crooked Creek noch ein Streifen grün mit einzelnen Espen vorhanden war, der aber zunehmend spärlicher wurde. Die Straße, selbst nur ein Feldweg, verzweigt immer mal wieder und bringt uns jedes Mal in Entscheidungsnot zwischen dem einen oder anderen unbeschilderten Weg. Irgendwann kommen wir auf die Gypsum Creek Road. Hier ist definitiv kein Farmland mehr, nur Wüste. Nochmal eine Gabelung und wir durchqueren ein Wadi an einer ausgetrockneten Furt. Dann dreht der Weg auf Nord. Wir stellen fest, dass der Weg sogar Kilometrierungszeichen hat, besser gesagt Meilenzeichen (Meilensteine;-)). Irgendwann kommt auch ein Schild, welches besagt, dass wir wieder in Montana sind (die Grenze zwischen Wyoming und Montana wird hier vom 45-sten Breitengrad gebildet). Etwas später kommt schließlich eine Tafel, die uns in der Pryor Mountain Recreation Area begrüßt. Die Straße ist extrem übel geworden, kein Schotter mehr über dem ausgewaschenen Straßenbett, welches selbst wie von kleinen Wadis zerfurcht ist. Zuweilen ragen sogar die Felsrücken aus dem Grund des Straßenbettes heraus. Auch die Glut der Mittagshitze wird immer stärker, je weiter die Sonne steigt. Wir fahren kaum mehr als Schrittgeschwindigkeit. Dennoch halten wir immer wieder an, um die surreale trockene Landschaft auf uns wirken zu lassen. Wir sehen Greifvögel am Himmel kreisen. Die Sarcobatus-Sträucher und die Grasbüschel des Rabbit Brush lassen die Landschaft noch relativ bewachsen, sogar grün erscheinen. Aber es sind sehr robuste Trockengewächse, die einen heißen Sommer fast ohne Regen überstehen können.



Wir gewinnen an Höhe. Gleichzeitig nähern wir uns wieder dem Crooked Creek und folgen schließlich seinem Canyon flussaufwärts und somit in die Pryor Mountains hinauf. Der Canyon zur Rechten wird immer tiefer und eingeschnittener in das Relief der Berge. Die Straße wird geringfügig besser und folgt dem Tal, in dessen Sohle sich der Canyon eingeschnitten hat, entlang seiner linken Flanke. Und es wird langsam wieder bewaldet. Bisher war uns kein Fahrzeug begegnet, aber jetzt sehen wir einige Serpentinen weiter ein Auto vor uns fahren. Stetig verändert sich die Landschaft im Verlauf von nur wenigen Kilometern und sieht bald aus, wie im Alpenvorland. Gründe Wiesen und Nadelwälder bestimmen das Bild und die Crooked Creek Road mündet in die Pryor Mountain Range Road. Ihr folgen wir nun wieder nach Osten und der Straßenzustand wird wieder schlechter. Das bedeutet wieder fast Schritttempo. Aber es ist nicht mehr weit. Nach wenigen Kilometern übelster Wegstrecke treffen wir an einer Art Parkplatz ein. Auch das Auto, welches wir zuvor vor uns fahren sahen, steht auf dem Parkplatz. Hier gibt es ein Plumpsklo und ein paar Picknickbänke und eine Tafel zum Thema "Eishöhle". Dorthin gehen wir als erstes, natürlich voll ausgestattet mit Stirnlampen, festem Schuhwerk und warmer Kleidung. Der Fußweg zum Höhleneingang ist relativ kurz und gut ausgebaut. Am Eingang zur Höhle treffen wir zwei Jugendliche, die zu dem Auto auf dem Parkplatz gehören. Sie haben die Höhle schon besichtigt und waren im Begriff, zum Parkplatz zu laufen. Wir unterhielten uns kurz mit ihnen. Sie stammten aus dem Süden der USA. Auch sie hatten uns auf der Crooked Creek Road fahren sehen und brachten ihre Verwunderung darüber zum Ausdruck, dass wir mit einem RV (Wohnmobil) auf solch einer Straße fahren. Dann gingen sie zurück zum Parkplatz und wir stiegen in die Höhle hinab. Die Eishöhle bestand eigentlich nur aus einer großen Kaverne, die sich gleich nach einem kurzen Abstieg durch einen von oben nach unten führenden Gang auftat. Da die Öffnung oben liegt, kann im Winter kalte Luft ungehindert eindringen und das Höhleninnere abkühlen. Im Sommer hingegen steigt das Kältepotential nicht nach oben und wird über die heiße Jahreszeit hin bewahrt. Von der Decke tropfendes Wasser gefriert am Boden und hat im Laufe der Zeit einen Eissee am Höhlengrund gebildet. Ganz am hinteren Ende der Kaverne gibt es laut Infotafel einen weiteren Gang zu einer noch tiefer liegenden Kaverne, die aber aus Sicherheitsgründen ohne Genehmigung nicht betreten werden darf, denn der Boden dieses Ganges ist eine Art Eiswasserfall, auf dem man, wäre man ungesichert, in die Tiefe abrutschen würde.Zurück am Parkplatz denken wir nochmal über die Übernachtung nach. Ein Schild verbietet das Übernacht-Camping. Das weitere Vordringen in die Pryor Mountains erscheint unratsam, da wir bei der Fahrt durch das schwierige Gelände zu viel Kraftstoff verbraucht haben. Also entscheiden wir, bereits heute die Pryor Mountains in Richtung Yellowstone zu verlassen und auf dem Wege dorthin einen Campground zu finden. Wir genehmigen uns also eine Mittagspause in aller Ruhe und brechen dann in Richtung Westen auf, um das Pryor Mountains Gebiet zu verlassen. Wir folgen also erst der Pryor Mountain Road und später der Sage Creek Road. Die Straße wurde für eine Weile besser - eine passable Schotterstraße, die 60-70km/h zuließ. Doch leider hielt das nicht lange vor. Je tiefer wir aus den Bergen in die Halbwüste kamen umso schlechter wurde die Straße wieder und umso durstiger der Motor. Der Tankfüllstand bereitete mir zunehmend Sorgen und einige extreme Wellen im schorfigen Straßenbett ließen einiges an Geschirr und auch den Drehteller der Mikrowelle zu Bruch gehen. Das schlimmste aber war: Wir wussten nicht mehr genau, wo wir sind. immer wieder kamen wir an unbeschilderte Gabelungen, wo ein Weg aussah, wie der Andere und wir aus dem Bauch heraus entschieden, um die Richtung West beizubehalten. Die Muße, einige Brachvögel (Long-billed Curlev) zu beobachten und auch Gabelböcke (Pronghorn), eine nordamerikanische Antilopenart, haben wir dann doch noch. Es gibt auch neue Hoffnung - die Straße wird besser und verwandelt sich in eine gut geschotterte Townchip Road und die Halbwüste in Farmland. Jetzt beschäftigt uns nur noch die Frage: Was kommt zuerst, die Tankstelle oder der leere Tank? Es sind noch etliche Meilen, doch dann kommt er, der Highway 310 und bald darauf die Stadt Bridger. Bald sichten wir auch die Tankstelle - willkommen in der Zivilisation! Mit vollem Tank und nach einem Eis rollen wir weiter nach Westen.



Und dieses Stückchen "Weiter" erweist sich am Ende als eine Fahrt bis vor die Tore des Yellowstone Nationalparks. Von Bridger bis Red Lodge sind es noch die typischen, eher langweiligen Mittelwestlandschaften, die wir durchfahren. Doch dann geht es in die Rockies. dieser Teil der Rockies im Osten des Yellowstone Nationalparkes gehört zum Custer National Forrest (Montana) bzw. zum Shoshone National Forrest (Wyoming) und der US-Highway 212, auf dem wir nun unterwegs sind trägt den Beinahmen "Beartooth Highway". "Beartooth" - das heißt Bärenzahn und es ist ein Berggipfel gleichen Namens der als Namensgeber dient. Auch ein See und ein Campground sind danach benannt und dieser "Beartooth Lake Campground" ist unser avisiertes Tagesziel. Die letzten Kilometer bis dahin sind allerdings spektakulär. Der Highway - einer von Fünfen, die in den Yellowstone Park hineinführen - schraubt sich über Pässe, die bis auf 3000m Höhe liegen, hinauf. Hier hält sich der Winter hartnäckig und obwohl wir irgendwann wieder deutlich unter der Baumgrenze am Campground ankommen, ist dieser leider noch nicht geöffnet. Also sind wir gezwungen, weiter zu fahren, was uns dem Parkeingang immer näher bringt. Das Wetter ist wechselhaft und windig geworden. Aber auf diesen Höhen sollte man darauf immer eingestellt sein. Auf dem nächsten Campground werden wir abgewiesen wegen Überfüllung. Der Platzwart sagt uns, wir sollen zum Fox-Creek Campground fahren. Dort gäbe es noch freie Plätze, aber Eile sei geboten. Es ist auch dort schon recht voll. Der Fox-Creek Campground ist tatsächlich der Letzte außerhalb des Parks und wir haben Glück und finden hier einen Stellplatz. Es gibt sogar Strom. Aber Mücken und Regen, aber auch die Müdigkeit lassen uns an diesem Abend nicht alt werden. Und es gibt ja nichts gemütlicheres, als im trockenen Camper dem trommelnden Regentropfen zuzuhören und einzudösen.



Samstag, 13. Juni 2015
Bisons, der Park und der lange Weg zum Campground


Die Wolken sind wie weggeblasen. Der Himmel ist strahlend blau. Es ist noch kühl, aber das sind die Berge. Bis zum Tor des Yellowstone Parks sind es nur noch ein paar Kilometer. Es nennt sich das "Silver Gate" und es ist kein Andrang an der Einfahrt zu verzeichnen. Nachdem geklärt ist, wie lange wir im Park bleiben wollen, erwerben wir ein Wochenpermit. Kurz darauf rollen wir auf dem Parkway tiefer in den Park hinein. Die sogenannte Northeast Entrance Road führt anfangs durch dichten Wald, doch zunehmend ist dieser von Wiesen durchzogen. Bald sehen wir auch die ersten vereinzelten Bisons. Am Pebble Creek weitet sich das Tal vollends und dort, wo der Pebble Creek und der Soda Butte Creek zusammenfließen, öffnet sich eine weitläufige Aue. Beim Überqueren der Brücke über den Pebble Creek müssen wir erst mal warten. Ein Bisonbulle steht am rechten Straßenrand, im Begriff, die Straße zu überqueren. Er zögert, als würde er erst nach links und rechts schauen müssen. Da wir 20m vor ihm anhalten, schreitet er schließlich gravitätisch los und überquert die Straße ganz gelassen. Auf der anderen Seite, wo sich die Wiesen der Flussaue entlangziehen, weiden noch mehr Bisons. Unser erster Foto-Stopp im Park ist somit fällig. Aber der Tag ist noch lang. Wir wollen noch einiges sehen und fahren weiter. Das Tal verengt sich noch einmal auf einem kurzen Abschnitt um sich dann umso weiter zu öffnen. Ein noch weitläufigerer Talkessel breitet sich vor uns aus, das Lamar Valley. Hier sind die Bisons zuhause. Große Gruppen, ja Herden - viele hundert Tiere - verteilen sich über die weitläufigen Flussauen. Auch der Fototourismus entlang dieses Straßenabschnittes ist enorm, da sind wir nicht davon ausgenommen. Wir halten schließlich am Soda Butte - einem eigentümlichen Sinterfels, der inmitten der Flussaue aufragt und an dem der Parkway unmittelbar vorbeiführt. Der Sinter kommt nicht von ungefähr. Auch jetzt sprudeln am Fels geothermische Quellen. Spannend aber ist, dass sich einzelne Bisons dafür interessieren. Vielleicht werden sie von den Mineralien angelockt, die von den Quellen zutage gefördert werden und die sich im Sintergestein abgelagert haben. Das ergibt auf jeden Fall ein interessantes Fotomotiv, aber Bison an Geothermischen Hotspots werden wir nicht das letzte Mal gesehen haben. Dort wo der Ausblick besonders weitläufig ist, haben es sich Gruppen von Tierbeobachtern gemütlich gemacht. Einige haben Klappstühle aufgestellt und schauen mit riesigen Spektiven in die Ferne. Auch wir halten an exponierten Stellen an, beobachten und fotografieren. Der Fahrzeugverkehr am Parkway nervt etwas. Die Landschaft behält seinen Charakter bei, bis der Parkway den Yellowstone River erreicht. Kurz zuvor am Junction Butte sehen wir einige Gabelböcke. Auf Englisch heißen sie Pronghorns und zählen zu den Antilopen. Auch das Pronghorn kann neben dem typischen Trab auch in diesen merkwürdigen Hopser-Lauf verfallen, bei dem es scheinbar mit allen vieren gleichzeitig wie von Sprungfedern getrieben springt und dabei auch sehr spontane Richtungswechsel vollzieht. Nachdem die Northeast Entrance Road die Brücke über den Yellowstone River passiert hat, endet sie auf der Grand Loop Road, dem großen ringförmigen Parkway der den zentralen Teil des Nationalparks umrundet. Die Straßengabelung heißt "Tower Junction" und dort gibt es ein kleines Touristenzentrum mit dem Namen Roosevelt Lodge. Der Verkehr hat weiter zugenommen und wir müssen eine ganze Weile warten, ehe wir auf die Grand Loop Road in Richtung Süden einschwenken können. Der Verkehr auf dem Parkway und die Mengen an Touristen, die sich an den Sehenswürdigkeiten in besonderem Maße ansammeln, lässt den Park überlaufen wirken, wenngleich er landschaftlich einmalig und sehr beeindruckend ist. Diese Umstände werden uns auch die nächsten Tage im Park begleiten, beziehungsweise sich sogar verstärken. Einen weiteren Stopp legen wir an den sogenannten Calcite-Quellen ein. Hier hat man einen Blick über den Yellowstone Canyon und sieht am Fuße der Schlucht die dampfenden Quellen aus der Flanke des Abhangs treten. Wir folgen dem kurzen Rundweg. An der anderen Seite der Schlucht sieht man am oberen Rand die Palisadenförmige Felswand aus Basaltsäulen. Es geht weiter Richtung Süden. An der Tower Lodge verlässt der Parkway das Tal des Yellowstone River und umrundet eine kleine Gebirgsgruppe um den Gipfel des Mount Washburn. Am Dunraven Pass, bevor der Parkway wieder zum Yellowstone River hinabführt, stoppen wir an einem Halteplatz und starten eine Wanderung in Richtung des Mount Washburn. Wir hatten nicht vor, bis zum Gipfel zu laufen, da dies den Rest des Tages erfordert hätte. Daher setzten wir uns ein Zeitlimit und kehrten auf halbem Wege wieder um. Schließlich galt es noch, einen Campground zu finden. Wir rollen in das Canyon Village ein. Es ist ein zentraler Ort im Park und befindet sich am Yellowstone Canyon ganz in der Nähe zweier großer Wasserfälle, den Upper Falls und den Lower Falls of Yellowstone. Da wir uns erstmal orientieren wollen, parken wir auf dem zentralen Parkplatz und gehen ins Besucherzentrum. Typischerweise gibt es hier auch eine kleine Ausstellung zum Thema Vulkanismus im Yellowstone Park. Nach dem Besucherzentrum gehen wir auch noch in den Supermarkt und versorgen uns am Geldautomaten mit Bargeld. Dann fahren wir zum Canyon Campground Check-In, der sich nur ein paar hundert Meter weiter befindet. Der Plan für die nächsten Tage im Park war folgender. Wir tingeln die Schleife des Parkways entlang und suchen uns jeweils einen Campground in der Nähe, wenn der Tag zur Neige geht. Doch nun sollten wir feststellen, dass dies so nicht funktioniert. Die Dame am Check-In sagte uns, der Campground sei vollständig belegt. Sie telefonierte und sagte, auch die anderen zentralen Campgrounds seien ausgebucht. Bei den kleinen peripheren Plätzen sähe es nicht besser aus, aber am Indian Creek könnte es noch klappen. Somit war unsere Planung hinfällig und die Wasserfälle, die wir heute noch besuchen wollten, waren gestrichen. Wir fuhren also schnurstracks und ohne weiter Stopps einzulegen, in Richtung Nordwest - also entgegengesetzt unserer Planung - auf der Grand Loop Road zum Abzweig in Richtung Nord-Tor. Auf dieser Zufahrt befindet sich der Indian Creek Campground. Zu allem Überdruss war auf diesem Parkway auch noch eine Straßenbaustelle mit kilometerlangen einspurigen Einschränkungen. Als wir am Indian Creek ankamen, sagte uns der Campground Host auch nur: "Campground is full". Wir stehen nun vor einem riesigen Problem, denn in Nationalparks dürfen Wohnmobile nachts nur auf ausgewiesenen Campgrounds stehen. Aber die Platzwärterin vom Indian Creek gab uns einen Tipp. Wir sollten den Park durch das Nord-Tor verlassen und bis zur Stadt Gardiner fahren. Beim Verlassen von Gardiner in Richtung Jardine gäbe es recht bald einen Campground, der zum Gallatin National Forest gehört. Wir sollten es dort versuchen und am nächsten Morgen gegen acht Uhr wieder hier sein und einchecken. Eine Wahl hatten wir nicht mehr und so fuhren wir nach Norden. Dabei ließen wir wieder einige Sehenswürdigkeiten links (auch rechts) liegen und fuhren weitere (unnötige, wie wir fanden) Kilometer bis zum Indian Creek. Im Grunde war auch dieser Campground bereits voll, zumindest die ausgewiesenen Stellplätze. Aber der dortige Platzwart war geschäftstüchtig genug um uns auf dem Parkplatz eines Wanderweg-Anfangs, der sich auf dem Gelände des Campgrounds befand, für 7$ stehen zu lassen. Zu späterer Stunde kamen noch einige mehr, die diesen Parkplatz bevölkerten. Zumindest nutzen wir den Abend kulinarisch, essen lecker und genießen ein "Mountain Amber Bier". Dabei stellen wir unsere Pläne für den Yellowstone Park um, damit wir der veränderten Lage gerecht werden können. Im Grunde würden wir alle Ziele ansteuern, aber es würde uns mehr Strecke kosten. Vor dem Schlafen beobachten wir noch eine Gruppe Großhirsche - Wapities, welche man in den USA einfach nur Elk nennt, wie diese seelenruhig äsend über den Campground ziehen.



Sonntag, 14. Juni 2015
Wasserfälle - der gelbe Stein und ein See wie ein Meer

Wir nehmen das Campground-Dilemma ernst und stehen beizeiten auf. Beizeiten heißt gegen 5:00, was uns noch immer nicht schwer fällt aufgrund der Zeitverschiebung zu Europa. So ergibt es sich auch, dass wir es uns leisten können, auf dem Weg zum Indian Creek Campground einige Zwischenstopps einzulegen. Am Indian Creek sollten wir einer Empfehlung der Platzwärterin zufolge schon gegen 8:00 sein, um einzuchecken, nachdem die ersten Abreisenden Touristen den Platz verlassen haben. Also rollen wir noch vor 6:00 vom Platz am Eagle Creek. Die Sonne ist zwar schon aufgegangen, aber für uns noch hinter den Gipfeln im Osten versteckt. Nur die ersten Bergspitzen sind schon in rötliches Licht getaucht. Auf der Straße nach Gardiner sehen wir wieder Wapitis (Elks). Es ist eine große Gruppe mit Jungen und sie grast am Ortsrand von Gardiner und teilweise schon in den Vorgärten der ersten Häuser. Während die ausgewachsen Tiere gemächlich grasen, tollen die Jungen verspielt umher. Gardiner liegt noch wie ausgestorben im Tal des Yellowstone River, welcher hier den Nationalpark in Richtung Norden verlässt. Auch Gardiners City ist im Stil eines Western-städtchens angelegt und besteht praktisch nur aus einer Straße. Unmittelbar an seinem südlichen Rand befindet sich der Parkeingang. Das historische Park-Tor, die Roosevelt Arch, wird gerade restauriert und daher über eine provisorische Baustraße umgangen. Am Kontrollhäuschen sind dann doch schon ein paar Autos, aber wir haben unseren Wochenpass und werden durchgewunken. Nun fahren wir erst mal ein paar Kilometer in den Park hinein, stetig bergauf. Der Yellowstone River hat hier wieder einen Canyon gebildet und ist selbst ein mit kleineren Wasserfällen garniertes Wildwasser. Dieser lichte, dünn bewaldete Teil des Parks scheint bei den großen Wapitis beliebt zu sein. Man sieht sie immer wieder. Dann erreichen wir Mammoth Hot Springs. Der kleine Ort am nördlichen Parkrand ist auch noch verschlafen, aber die Sonne steht knapp über den Bergen und wirft grelles Schlaglicht über die Landschaft. Kurz hinter dem Ort befindet sich ein großes Thermalquellengebiet, welches aufgrund seiner Hanglage weitläufige Sinterterrassen gebildet hat. Es ist gegen 7:00 Uhr - wir haben also Zeit, dieses Naturwunder zu besichtigen. Da wir aber am Ortsrand auch eine gut ausgebaute Toiletten- und Waschraumanlage sehen, können wir uns zuvor noch einmal einer bequemen Morgenhygiene widmen.



Die Sinterterrassen sind höchst eindrucksvoll. In der Morgensonne geben sie ein einmaliges Farbenspiel wieder. Für die Fototechnik sind sie in diesem Licht allerdings eine Herausforderung. Das Gebiet unterteilt sich in Lower Terraces und in Upper Teracces. Es führt ein langer, gewundener und verzweigter Plankenweg hindurch und am oberen und unteren Ende gibt es je einen Parkplatz. die diversen Quellen fördern pro Minute etwa 1900 Liter heißes mineralhaltiges Wasser zutage und jeden Tag lagern sich 2 Tonnen kalkhaltiger Sinter ab. die einzelnen Terrassen haben so fantasievolle Bezeichnungen wie "Minerva Terrace", "Cleopatra Terrace" oder "Jupiter Terrace". Wir sind sehr beeindruckt und angetan, so dass wir mehr Zeit hier verbringen, als geplant. Am Indian Creek werden wir dann wohl nicht mehr pünktlich sein, zumal wir auch an den Rustic Falls noch kurz halten. Schließlich kommen wir am Campground an. Tatsächlich sind Plätze frei, da einige Camper abgereist sind. Wir gehen auf Nummer Sicher und checken für 2 Übernachtungen ein. Das bedeutet allerdings, dass wir heute und auch morgen von unseren Tagesausflügen immer wieder hierher zurückkehren müssen, und das durch die meilenlange Baustelle auf dem Parkway ins Innere des Parks. Aber es ist eine Lösung, wie wir unseren verbleibenden Aufenthalt gestalten können. Wir suchen also einen freien Platz aus, hängen unser Zettelchen an den Pfosten und bezahlen an der Hütte des Campground-Wartes. Dann fahren wir gleich weiter. Aufgrund der Baustelle und auch der schieren Entfernung - im Park herrscht maximal Tempo 45 (73 km/h) - sind wir nach einer Stunde an den großen Wasserfällen des Yellowstone River. Um den Lichtverhältnissen besser Rechnung zu tragen - die Sonne steht im Südosten - befahren wir zuerst den South-Rim-Drive des Canyons. Hier ist der ersten Halt an den Upper Falls.



Die Upper Falls sind nur von einem Aussichtspunkt gut zu sehen. Es gibt aber einen Fußweg am Canyon entlang, auf dem man flussabwärts wandern kann und nach einer Weile die Lower Falls erreicht. Dieser Wanderweg hat auch einen Abstieg in den Canyon, bei dem man eine Aussicht direkt unterhalb der Lower Falls erreicht. Es ist ein sehr anstrengender Weg, da er trotz Stufen und Geländer sehr steil ist (330 Stufen). Der Abstieg geht in die Knie und der Aufstieg in die Puste. Aber es lohnt sich. Ein gigantischer Anblick und ein donnerndes Tosen lässt die Gewalt des Wassers übermächtig erscheinen. Dieser Stopp ist letztlich zu einer richtigen Wanderung geworden und hat dementsprechend Zeit beansprucht. Natürlich wollen wir alle Optionen nutzen und fahren auf dem South-Rim-Drive bis zum Ende auf den hinteren Parkplatz. Hier gibt es einen weiteren Aussichtspunkt, der die Lower Falls aus der Ferne zu sehen erlaubt. Auch der Yellowstone Canyon insgesamt ist hier gut zu überblicken. Nur haben die Menschenmassen mit fortschreitender Stunde auch zugenommen. Beim Blick in den Canyon wird klar, warum der Park den Namen Yellowstone trägt. Die Felsen, die den Canyons flankieren, sind nicht nur gelb. Sie haben viele Farbschattierungen. Aber es sind vornehmlich gelblich ockerfarbene Töne, mal heller - fast weiß, mal dunkler - fast rot. Auch auf den thermalen Hotspots sehen wir das bestätigt. Der Sinter auf Kalkbasis bringt zuerst einmal helle Ablagerungen hervor. Schwefel und die Arbeit von Bakterien im heißen Wasser färbt das Ganze mannigfaltig. Auf dem Rückweg am Abend nehmen wir uns vor, den Canyon auch vom North-Rim-Drive zu sehen, aber jetzt fahren wir erst mal zurück zur Grand Loop, um zum Yellowstone Lake zu gelangen. Der Weg dorthin folgt dem Lauf des Yellowstone River. Unterwegs halten wir noch am Mudvolcano Gebiet, wo sich auch der sogenannte Drachenmaulgeysir befindet. Auch hier absolvieren wir den Parcours aus Holzplanken und sehen uns außer dem Schlammvulkan auch den Sour Lake und die "Black Dragons Caldron" an, zwei heiße Quellen, welche Tümpel gebildet haben, einen sauren klar-grünen und einen dunkelgrau schlammigen. Den Yellowstone Lake erreichen wir beim Touristenzentrum "Fishing Bridge". Unser Ziel liegt aber weiter im Osten, wofür wir eine ganze Weile am Ufer des Sees entlang fahren müssen. Eigentlich muss man eher von einer Küste sprechen, denn der See ist gewaltig, wie ein Meer. Unser Ziel ist der Lake Butte, ein Aussichtspunkt über den See. Er liegt an der East-Entrance-Road. Beim Fernblick über den See wollen wir auch unsere Mittagpause - fast schon ein frühes Abendbrot - abhalten.



So geschieht es dann auch. Wir haben keine Eile, weil vor uns trotz langer Rückfahrt und einer Baustelle nur noch zwei geplante Halts liegen. Der erste Halt kommt recht bald. Wir stoppen in Fishing Bridge, um nach einer Post zu suchen. Natürlich schauen wir auch in den General Store und ins Informationszentrum. Jedoch wird uns bald klar, dass wir ja Sonntag haben und wir keine geöffnete Post finden werden. Der zweite Halt findet wieder bei den großen Wasserfällen statt. Diesmal fahren wir in den North-Rim-Drive. Wir stoppen hier lediglich an verschiedenen Haltepunkten mit Aussichtpunkten und machen keine großen Wanderungen mehr. Der hinterste von ihnen, der Inspiration Point, ist sogar recht wenig frequentiert. Ob es daran liegt, dass er so weit hinten liegt oder weil es schon relativ spät ist, ist unklar. Aber neben einer großartigen Aussicht über den Canyon kann man sogar die Upper Falls in der Ferne noch sehen. Der letzte Blick über den Yellowstone Canyon ist ein schöner Ausklang für den Tag. Die Fahrt zum Campground wird nun noch ein Stündchen in Anspruch nehmen. Dort kann auch der kulinarische Ausklang seinen Lauf nehmen, bevor es in die Federn geht. Leider wurde der Speiseplan durch ein technisches Problem sabotiert. Die Kühlgefriereinheit hat eine Störung - wohl vom heftigen Wind am Eagle Creek, der in die Ablüftung an der Außenseite des Wohnmobils hineindrückte. Wir beseitigen die Störung, doch das Eis ist zerlaufen. Die Eierkuchen mit Heidelbeermarmelade und einer Kugel "Häagen Dazs"-Eis werden also stattdessen mit Eis-Soße serviert.



Montag, 15. Juni 2015
Über alte Getreue und große Prismatische


Der Plan für heute sieht vor, auf dem westlichen Bogen der Grand-Loop-Road bis zum berühmtesten Geysir des Parkes, dem Old Faithful zu fahren. Nach dessen Besichtigung würden wir die Strecke rückwärts aufrollen und diverse Stopps an verschiedenen Sehenswürdigkeiten einlegen. Natürlich beginnt der Tag wie immer mit einem gemütlichen Frühstück. Dann gilt es, auf dem Weg nach Süden wieder die lästige Straßenbaustelle zu durchfahren. Bis zum Old Faithful sind es ca. 60 km. Kurz vor dem Ziel wird der Parkway zu einem vierspurigen Highway. Als wir dort ankommen, werden wir von einem regelrechten Verkehrsleitsystem empfangen. Es gibt unterschiedliche Spuren für die Besucherparkplätze und für Hotel und Tankstelle. Da wir ohnehin tanken müssen, ordnen wir uns in die entsprechende Spur ein. Tanken ist dann das erste, was wir tun. Der Preis ist ungewöhnlich hoch im Vergleich zu den Benzinpreisen, die wir bisher hatten. Hier scheint man die Exklusivität der Lage im Zentrum des Parks (und die Notlage von Autofahrern) gut auszunutzen. Aber auch wir haben keine Wahl und tanken. Doch diese Entscheidung hat andererseits auch einen Vorteil. Wir können gleich an der Tankstelle, in Nachbarschaft zu einem General Store parken. Wie sich zeigt, ist dieser Parkplatz, gefolgt vom Hotelparkplatz auch nicht wesentlich weiter vom Old Faithful entfernt, als die riesigen Besucherparkplätze an der Südseite des Riesengeysirs. Der Old Faithfull erhielt seinen Namen "Alter Getreuer", weil seine Eruptionen so zuverlässig sind. Über die die Jahre schwanken die Zeitabstände, doch zurzeit sind es durchschnittlich 91 Minuten, die zwischen den Ausbrüchen liegen. Dabei schwankt dieses Intervall nur um plus minus 5 Minuten. Diese Eigenschaft führte dazu, dass seine Ausbrüche wie Theatervorstellungen geplant werden können. Die beeindruckende Höhe seiner Fontäne, die zwischen 30 und 55 Metern hoch ist, ist ein weiterer Grund, dass man um den Geysir herum ein regelrechtes Amphitheater mit Sitzbänken errichtet hat. Leider waren wir mit dem Spielplan des Old Faithful bei unserem Eintreffen noch nicht vertraut und verpassen einen Ausbruch, gerade als wir tanken. Dies bedeutete: zirka anderthalb Stunden Zeit bis zur nächsten Show. Zeit also, um über das Gelände der Anlage zu schlendern.



Um den nächsten Ausbruch nicht wieder zu verpassen, nehmen wir uns vor, denn weitläufigen Wanderweg durch das Thermalgebiet, welches sich noch weit nach Norden hinzieht, erst danach entlang zu wandern. Die Anlage um den "alten getreuen" Geysir ist ebenso ausgebaut wie das Canyon Village, wenn nicht sogar mehr. Es gibt Läden, Restaurants, ein Hotel und Apartments. Und siehe da, es gibt auch eine Post. Hier gelingt es uns dann auch, die Postkarten frankieren zu lassen und abzuschicken. Inzwischen ist die Zeit für den nächsten Ausbruch herangerückt. Wir suchen uns Positionen zum Beobachten des Ausbruches, Regina vorn auf einer der Bänke und ich weiter hinten, um Fotos aus der Distanz zu machen. Dafür baue ich das Stativ auf und wähle das Teleobjektiv. Dabei kommt mir auch ein blauer Vogel vor die Linse, der ein Weilchen vor mir posiert. Die Bänke füllen sich so langsam. Es sind wieder massenhaft asiatische, vermutlich chinesische Touristen zugegen. Dann kommt der Ausbruch. Dieser scheint ein Ausbruch von eher durchschnittlicher Höhe und Dauer zu sein. Zudem habe ich ein Problem mit dem Fokus. Die Kamera kann - vielleicht wegen der Dampfschwaden im Zentrum des Bildes - die
Entfernung nicht richtig bestimmen. OK, das Schauspiel ist nach 5 Minuten auch schon vorbei. Jetzt können wir den Rundgang durch das Gelände beginnen. Und dieser entschädigt durchaus für das eher unspektakuläre Auftreten des Old Faithful. Unzählige heiße Quellen, kleinere und größere Geysire, Pools und Fumarole. Wir haben zudem Glück, als wir uns dem Beehive-Geysir nähern. Er bricht just in diesem Augenblick aus, und er ist gewaltig. Die Wassermenge ist geringer, als bei Old Faithful, aber der Strahl ist kräftiger und schießt in eine unglaubliche Höhe von 60 Metern auf. Da er nur höchsten alle 8 Stunden (manchmal macht er 20 Stunden Pause) ausbricht, können wir wirklich von Glück reden. Staunend und langsamen Schrittes bewegen wir uns auf dem Plankenweg weiter und bewundern ein geothermisches Kunstwerk ums andere. Auf diese Weise ist bereits der Halbe Tag vergangen als wir schließlich die Runde beenden. Mit dem Wohnmobil steuern wir den in der Nähe befindlichen Parkplatz mit Zugang zum Lone-Star-Geysir an. Doch um diesen zu erreichen, ist eine Wanderung erforderlich. Diese liegt nicht mehr in unserem Zeit-Budget und wir verzichten darauf. Nun geht es zurück in Richtung Norden. Wir halten am Black Sand Basin - eher unplanmäßig, da wir als nächsten die Grand Prismatic Spring auf dem Zettel haben. Doch auch dieser Stopp lohnt sich. Mehrere glasklare Pools mit azurblauem oder türkis-grünem Wasser und feurig leuchtenden mineralischen Rändern sind hier zu bestaunen. Darunter die Green Spring und der Emerald Pool.





Bereits nördlich der Madison Junction halten wir nochmals kurz an einem kleinen Hotspot und Besichtigen die Terrace Spring. Hier ist der Parkplatz erstaunlicherweise leer, aber der kurze Plankenweg ist in wenigen Minuten abgelaufen. Schon geht es weiter entlang des Gibbon Creeks. Teilweise fließt dieses Wildwasserflüsschen durch einen Waldstreifen getrennt, parallel zur Straße, was uns auf eine Idee bringt. Wir halten an einer kleinen Haltebucht am Parkway und schnappen Handtücher, Waschzeug und Wechselwäsche. Nach einigen zig Metern sind wir am Wasser. Es ist etwas frisch, aber bei dieser sommerlichen Hitze kein Problem. Und schon haben wir Erfrischung, Badespaß und Körperpflege in einem, und das alles ganz ungestört und umgeben von einem herrlichen Bergpanorama. Erfrischt und sauber schlendern wir durchs Unterholz zum Camper zurück und sind bereit für den kulinarischen Ausklang des Tages. In Richtung unseres Campgrounds scheint sich ein Gewitter zu entladen. Auf dem Rückweg streifen wir es. Als wir am Campground einfahren, ist es vorbei. Aber die Hinterlassenschaften sind aber noch überall am Boden zu sehen: Taubenei-große Hagelkörner.

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