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Im Camper zu den Nordlichtern Westkanada - Kanada Wohnmobil und Fraserway

Durch die Rockies in die Nordwest-Territories und zurück


4 Wochen Westkanada und das wilde Nordland


Ein Beitrag zum Textwettbewerb 2014 von SK-Kundin Regina Giebler



Am Sonntag den 07.09.2014 starteten wir unsere 4. Kanadareise. Nachdem wir uns im Frühjahr 2010 in BC aufhielten (mit kleinen Abstechern in den Yukon und nach Alaska), befuhren wir im Frühjahr 2011 den Yukon und Alaska (unter anderem den "Top of the World Highway" und mit der Fähre von Haines nach Skagway). 2012 lag unser Hauptaugenmerk auf dem Dempster Hwy und dem Nordpolarmeer (von Whitehorse nach Inuvik mit Flug nach Tuktoyaktuk und zurück).

In diesem Jahr wollten wir zum "Great Slave Lake" bis Yellowknife, um Nordlichter zu sehen. Als wir gegen 17 Uhr und bei 20° Grad in Calgary ankamen, erzählte uns der Taxifahrer auf dem Weg ins Hotel, dass wir schlechtes Wetter mitbrächten: "... ab morgen soll es schneien", das glaubten wir jedoch nicht. Aber als wir am Montagmorgen die Gardinen zur Seite zogen, war es tatsächlich weiß draußen. Uns wurde gesagt, dass es oft Anfang September so sei. Es schneit ein paar Tage, aber dann wird es wieder wärmer. Für die nächsten 4 Tage hatten wir statt Indian Summer - Winter, Schnee und bis zu -7°C am Tag. Nachdem wir bei Fraserway unseren Pickup-Camper übernommen und den Kühl- und Gefrierschrank mit Proviant gefüllt hatten, fuhren wir am ersten Tag bis zum Two-Jack-Lake im Banff Nationalpark. Wir fuhren durch die Nationalparks von Banff und Jasper, da wir noch einmal einige Seen (wie Peyto Lake, Emerald Lake und Lake Louise) wegen ihrer schönen Farben zu einer anderen Jahreszeit sehen wollten. Unsere geplanten Unternehmungen am Icefield Parkway verschoben wir aufgrund des Wetters auf den Rückweg, der uns wieder hier entlang führen würde. Am Mount Robson unternahmen wir eine Tageswanderung entlang des Berglake Trails. Schon in British Columbia mussten wir feststellen, dass die meisten Provincial Park Campgrounds wegen Saisonende bereits geschlossen waren.

Unsere Reise führte weiter über Prince George nach Norden den Hwy 97 entlang, wo der Tag am Tudyah Lake Campground endete. Auch dieser Campground war bereits ohne Bewirtschaftung, aber zugänglich. Weiter gings nach Nordosten bis zum Alaska Highway bei Fort St.John, wo es dann Richtung Norden weiter ging. Der Versuch, in die Pink Mountain vorzudringen, um eine nächtliche Nordlichtbeobachtung zu arrangieren, missglückte, da der Weg dahin nicht ausgeschildert und somit nicht zu finden war. Der Tag endete schließlich am Duhu Lake, einem abgeschiedenen Campground, der von Anglern und Jägern aus der Gegend als Basis genutzt wurde - eine interessante Erfahrung, zu sehen (und zu hören) wie es unter Quad-fahrenden und in Tarnanzügen rumlaufenden Jägern zugeht, die am Abend ihre Entenlockpfeifen testeten.

Highlight der nächsten Etappe in Richtung Norden war eine Wanderung zum Sikanni Chief Wasserfall - auch dies eine Herausforderung, da man den Abzweig vom Highway nicht ohne weiteres finden konnte. Der Weg zum Ausgangspunkt erforderte die Nutzung des Allradantriebes. Weiter ging es über Fort Nelson und Fort Liard (nun schon auf dem Liard Highway) nach Fort Simpson. Unterwegs sahen wir viele Tiere, große und kleine, von A bis Z, wie Adler, Biber, Bären, Bisons, Big Horn Sheeps, Mointain Goats, Stellers Jays, Wapities usw. am Straßenrand.

Vor den verschlossenen Toren des Blackstone Provincial Park Campground trafen wir Wolfgang und Carmelita aus Süddeutschland, die als Weltenbummler über Russland, Asien, Australien, Japan nach Amerika kamen und bereits lange unterwegs sind. Sie waren mit ihrem eigenen MAN-Expeditionsmobil unterwegs. Wir entschlossen uns, vor den verriegelten Schranken des Campgrounds stehen zu bleiben. An diesem Abend führten wir viele interessante Gespräche, schwatzten über Gott und die Welt und gaben uns gegenseitig Ratschläge für's Reisen. Da wir einen guten Draht zueinander gefunden hatten, war es sehr schön, dass wir uns noch einige Male im Verlauf unserer Reise begegneten.<

Da die Campgrounds geschlossen waren, suchten wir in den Ortschaften immer die Visitor Center auf, um uns mit Frischwasser usw. zu versorgen. Häufig gab es auch einen Internetzugang. Da konnten wir Lebenszeichen nach Hause versenden. In Fort Simpson fuhren wir zuerst zu Wolferine Air, um einen Flug zu den Virginia Falls im Nahanni National Park Reserve zu buchen. Nachdem wir unseren Eintritt in den Park entrichtet hatten, flogen wir mit Thor, dem Piloten, in einem Wasserflugzeug über Berge und durch Canyons zu den Virginia Falls. Der Ausflug dauerte über 5 Stunden. Beeindruckt waren wir nicht nur von dem gewaltigen Wasserfall, sondern auch von der schroffen Berglandschaft, durchzogen von tiefen Canyons und dem Little Doctor Lake, welcher eine einzigartige Lage aufwies, indem er eine Bergkette durchbricht.

Am nächsten Tag folgten wir weiter dem Mackanzie Highway, besuchten einige Wasserfälle, wie den Sambaa Deh Wasserfall, Coral Wasserfall und die Twin Falls und übernachteten vor den Toren des Lady Evelyn Falls Campgrounds. Danach fuhren wir bis Yellowknife. Nach einem Besuch im Visitorcenter und einer Stadtbesichtigung musste natürlich auch ein Restaurantbesuch in Downtown sein. Passend hierfür erschien uns Bullocks Bistro, ein altes Fischrestaurant mit eigenem Flair. Wir aßen ein lokales Fischgericht und trafen Elke aus Dresden, die seit 20 Jahren in Yellowknife lebt und arbeitet und ihren sächsischen Dialekt dabei erhalten hat.

Am 13. Abend durften wir dann dass erleben, worauf wir lange gewartet hatten - Nordlichter. Ab zirka 21:30 Uhr bis weit nach Mitternacht verzauberten sie den Nachthimmel. Auch in den nächsten Tagen in der Nähe von Hay River und auf dem Twin Lakes Campground (bereits wieder in Alberta) sahen wir mit Begeisterung dem nächtlichen Spektakel zu. Dann fuhren wir wieder zurück in Richtung des Jasper NP. In den Miette Hot Springs haben wir uns nach 3 Wochen Adventure erst einmal 3 Stunden lang im heißen Wasser weichkochen lassen. Auch den Maligne Lake konnten wir in seinen schönsten Farben erleben, welche je nach Sonneneinstrahlung und Himmelsbedeckung durch Wolken zwischen Türkis und Blau wechselten. Ausser der Bootsfahrt zum Spirit Island, dem Postkartenmotiv des Jasper NP, machten wir eine kleine Wanderung entlang des Sees. Im weiteren Verlauf unserer Fahrt durch den Nationalpark suchten wir das Columbia Icefield Center auf, um uns Karten für den neu eröffneten Glacier Skywalk zu besorgen. Auf dem Weg dorthin besuchten wir den Edith Cavell Glacier und die Sunwapta Falls.Mit dem ersten Shuttle Bus um 10:00 Uhr fuhren wir zum Skywalk. Hier hatten wir bestes Wetter und eine phantastische Aussicht und es waren nur wenige Besucher auf dem gläsernen Laufsteg. Am Columbia Icefield sahen wir die Gletscher der umliegenden Berge, darunter den mächtigsten davon, den Athabasca Glacier. Vom Columbia Icefield weiter in Richtung Süden wanderten wir zum Bridal Fall, welcher merkwürdig schwallweise in die Tiefe stürzt und dabei an ein wallendes Brautkleid erinnert. Leider macht dieser es dem Fotografen nicht leicht, da er im Gegenlicht erscheint und seine Gischt weit versprüht. Wir folgten dem Icefield Parkway in den Banff NP hinein bis zum Abzweig am Saskatchewan River Crossing. Wir entschlossen uns zu einem Abstecher nach Osten und fuhren den Saskatchewan River entlang zu den Kootenay Plains. Hier konnte man sich dem Trubel im Nationalpark mit seinen Bussen voller Touristen aus Fernost ein wenig entziehen und den leeren Highway in erhabener Landschaft genießen. Der Saskatchewan River bildet hier an einer Stelle in einer Flussverbreiterung eine kreisförmige Wirbelströmung, den sogenannten Whirlpool.

2009 gab es in diesem Gebiet einen weitläufigen Waldbrand. Diesem wurde hier ein Lehrpfad gewidmet, den wir entlang wanderten. Zugleich war hier eine heilige Stätte der Kootenay Indianer zu sehen, die bestimmte Bäume mit Stoffstreifen geweiht haben. Wir übernachteten schließlich auf dem Two-o-clock Creek Campground, welcher erstaunlicherweise nicht geschlossen war.Am nächsten Tag gings zurück auf den Icefield Parkway und dann nach Süden. Am südlchen Ende des Parkway wandten wir uns gen Westen und kamen in den Yoho Nationalpark. Wir verweilten am Spiraltunnel, wo sich wieder ein langer Güterzug über den Kicking Horse Pass quälte. An diesem Tag besuchten wir den Takakkaw Fall, der uns 2010 nicht vergönnt war, weil die Straße dorthin im Frühjahr noch gesperrt war.

Weiterhin hielten wir in Field und besuchten nach 2010 ein weiteres mal die Natural Bridge und den Emerald Lake, dessen Farben uns diesmal noch intensiver erschienen. Über Golden fuhren wir in das Tal des Columbia River, wo unsere Tagesetappe endete. Das Ziel, Radium Hot Springs, erreichten wir am nächsten Morgen, wo wir natürlich wieder die heißen Quellen besuchten. Weiter ging es durch den Kootenay Nationalpark entlang des Kootenay River. Hier besichtigten wir die Numa Falls, die Paint Pots, den Marble Canyon und schlossen den Kreis im Banff Nationalpark. Die Paint Pots, so lernten wir, waren bereits seit Jahrhunderten eine Rohstoffquelle der First Nation für die Gewinnung von Ocker, einem Farbstoff, der vielseitig zur Bemalung von Körper und Gebrauchsgegenständen genutzt wurde. Zurück im Banff NP besuchten wir den Moraine Lake und übernachteten auf dem Tunnel Mountain Campground. Hier hatten wir, wie schon am Abend zuvor, wieder eine frostige Nacht. In Banff lohnt sich ein Stadtbummel allemal und ein Blick aufs Fairmont Banff Springs Hotel ist ein Highlight des Besuches in diesem Städtchen. Von hier fuhren wir zurück nach Calgary, besichtigten die Innenstadt mit ihrer typisch amerikanischen City und meldeten uns aus einem Internetcafe zu Hause.

Am Samstag, dem 4.10. gaben wir nach einer Übernachtung auf dem Mountain View Campground mit Full-Sevice unseren Camper bei Fraserway RV ab. Natürlich brachte uns ein Fraserway Shuttle Bus zum Flughafen. Da wir den Flug für diese Reise von SK Touristik als Preis des Fotowettbewerbes bekommen hatten, haben wir uns ein Upgrade für die Clubklasse geleistet. Am Sonntag, dem 5.10. kamen wir am frühen Nachmittag in Deutschland an und fuhren mit unserem Rail&Fly Ticket nach Hause. Insgesamt sind wir in den 4 Wochen 6100km durch schöne Landschaften in Alberta, Britisch-Kolumbien und den Nord-West-Territorien gefahren, haben viele schimmernde Seen, reißende Flüsse, gewaltige Gletscher, rauschende Wasserfälle, tiefe Canyons und jede Menge Tiere gesehen, aber das Beeindruckendste waren die wundervollen Nordlichter.