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Westkanada mit Traveland Westkanada - Kanada Wohnmobil und Traveland

Kanada extrem - Mein Mann, meine Mutter, meine Tochter und Ich


3 Wochen mit dem Wohnmobil durch B.C. und Alberta


Ein Beitrag zum Textwettbewerb 2013 von SK-Kundin Claudia Haisch



Unsere Reise begann - natürlich wie alle Reisen nach Kanada - mit einem scheinbar endlosen Flug. Mit zweieinhalb-jähriger Tochter und 60-jähriger Mutter nicht ganz leicht zu überstehen. Eigentlich sollte man meinen, dass Kleinkinder, die vor dem Abflug bereits 8 Stunden wach waren, bei einem 10-stündigen Flug irgendwann einmal einschlafen. Nicht so unsere Helen - topfit hielt sie uns während des gesamten Flugs in Atem, so dass an Ruhe oder Schlaf unsererseits nicht zu denken war, um dann tatsächlich während der Landung in Vancouver langsam weg zu dämmern.

Das hieß, neben dem Handgepäck auch noch unser knapp 14 Kilo schweres schlafendes Töchterchen aus dem Flugzeug, durch den Flughafen und bis zur Passkontrolle zu tragen. Toll, dass wir den Buggy zu Hause gelassen haben. Toll auch, dass Vancouver auf die Ankunft mehrerer Flugzeuge scheinbar nicht vorbereitet war. 3 Zöllner konnten gegen die Wucht der Ankommenden einfach nichts ausrichten. Unendlich langsam quälten wir uns vorwärts. Helen, mittlerweile nach einer halben Stunde Schlaf wieder erwacht, unendlich schlecht gelaunt und nur noch bereit, auf Mamas Arm Ruhe zu geben, wurde immer schwerer. Mama selbst, nach über einer Stunde Passkontrolle nicht minder schlecht gelaunt, war bereits den Tränen der Erschöpfung nahe. Als wir dann nach annähernd eineinhalb Stunden fast an der Reihe waren, erbarmte sich einer der Mitarbeiter, der wohl meine Verzweiflung wahrgenommen hatte, und lotste uns aus der Reihe der Wartenden heraus und an einen leeren Schalter heran. Vor lauter Dankbarkeit flossen bei mir nun aber tatsächlich die Tränen, so dass die Zöllnerin bereits drauf und dran war, einen Arzt zu Hilfe zu rufen. Tja, nach einem langen Tag, einem 10 Stunden Flug und über eine Stunde stehend mit Kleinkind auf dem Arm kann man der Hysterie schon einmal nahe kommen und ich machte in diesem Moment wohl den Eindruck, jede Sekunde kollabieren zu können.

Aber es sollte noch besser kommen. Endlich mit unserem Gepäck im Schlepptau (und immer noch Kind im Arm) verließen wir endlich das Terminal und rollten zur Shuttle-Haltestelle, um schnell ins Hotel zu kommen. Noch auf dem Weg zum hoffentlich bald eintreffenden Shuttle-Bus freute sich die gestresste Mutti auf die erste Zigarette seit Deutschland. Doch zu früh gefreut. Leider hat das einzig mitgebrachte Feuerzeug den langen Flug nicht überlebt, die Zigarette blieb aus und ich brach nun wirklich in einen hysterischen Weinkrampf aus, der sich gewaschen hatte. Das nützte natürlich das völlig erschöpfte Töchterchen, um es der Mutti gleich zu tun und sich heulend und strampelnd auf den Boden zu werfen. Mein Mann und meine Mutter standen rat- und hilflos daneben und schauten dem Elend zu - genau wie alle ankommenden und abreisenden Flughafennutzer, die dem Schauspiel staunend beiwohnten. Besser als das Nachmittagsprogramm im deutschen Fernsehen. Unsere verzweifelte Helen war minutenlang nicht mehr zu trösten und auch ich konnte mich nur langsam zusammen reißen. Furchtbar, zu was Nikotin-Entzug führen kann, v.a. im Zustand der völligen Entkräftung.

Doch dann erblickte ich endlich den scheinbar einzigen anderen Raucher außer mir und stürzte mich auf ihn - verzweifelt wie ich war nach wie vor mit Helen auf dem Arm, die sich anders immer noch nicht beruhigen ließ. Doch auch des Rauchers Feuerzeug war aufgrund des starken Windes nutzlos - mangels freier Hände dank Kleinkind sowieso - und ich sah mich gezwungen, meine Zigarette an Seiner anzuzünden. Ja, das liest sich nicht besonders schön - Kind auf dem Arm, Zigarette im Mund, verheultes Gesicht, irrer Blick. Auch die Gesichter der Umstehenden, die unseren totalen Nervenzusammenbruch beobachtet haben, sprachen Bände (ts ts ts). Doch außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Lösungen. Und oh Wunder, nach der Zigarette hatten sich sowohl Mutter, als auch in der Folge die Tochter wieder beruhigt und zeitgleich kam auch schon das Shuttle und brachte uns ins Hotel.

Nach dieser ungewöhnlich langen (aber für immer in Erinnerung bleibenden) Einleitung konnte nun der Urlaub losgehen und eigentlich nur besser werden, oder?

Doch das zweite Kapitel der unvergesslichen Erinnerungen, die eigentlich niemand braucht, schreiben mein Mann und meine Mutter. Voraus schicken muss ich, dass es die Idee meines Mannes war, seine Schwiegermutter mit auf die Reise zu nehmen. Da diese oft bei uns übernachtet, wusste er auch schon von Anfang an, was ihn erwarten wird. Dennoch traf es ihn wohl in der ersten Nacht im Hotel wie eine Wucht. Es heißt ja, dass Menschen im Alter eher schnarchen und ja, meine Mama gehört dazu. Also fiel meinem Mann nichts Besseres ein, als nachts sein Bettzeug zu schnappen und im angrenzenden Bad ein gemütliches Bett in der Badewanne zu beziehen. Keine schlechte Idee, schlafen konnte er nun, wenn auch nicht ungestört. Denn Sie wissen ja sicherlich, was den älteren Menschen nachts noch zugeschrieben wird… Ich sage nur, schade, dass es in Hotels meist keine separaten Toiletten gibt!

Nun konnte der Urlaub aber wirklich beginnen. Und das tat er dann auch reibungslos. Der Transfer zu Traveland und die Übernahme unseres Navion funktionierte - das waren wir auch schon von der letztjährigen Kanada-Reise gewohnt - völlig problemlos. Und so ging die Fahrt für uns los, über Hope und in den Manning Park hinein. Allerbestes Reisewetter begleitete uns und im strahlenden Sonnenschein bestaunten wir die schon nach wenigen Kilometern bewusst werdende endlose Weite dieses atemberaubenden Landes.

Atemberaubend auch der Ausblick am Cascade Lookout im Herzen des Manning Parks. Mutterseelenallein konnten wir hier die Aussicht und die letzten Sonnenstrahlen des Tages genießen. Einzig einige Nutcracker und Streifenhörnchen, die uns Nüsse aus den Händen fraßen, waren bei uns.

Einer von zahllosen unbeschreiblichen Momenten, die uns in den folgenden Tagen begleiten sollten. Das hatten wir uns nach dem missglückten Start doch redlich verdient. Auch die Nächte im Wohnmobil überstanden wir gut und - dank Ohrenstöpsel, Schlaftabletten und Discman - ohne dass mein Mann im Bad oder auf dem Dach nächtigen musste.

Immer an der Grenze zu Amerika entlang fuhren wir gemächlich Richtung Waterton Lakes National Park. Die schöne, aber karge Landschaft machte uns irgendwann zu schaffen und so waren wir froh, immer wieder die Abwechslung der wunderschönen Seen auf dieser Strecke zu genießen, wie z.B. Moyie Lake oder Christina Lake. Wo sonst findet man so klare blaue Seen vor solch überwältigender Kulisse, wenn nicht in Kanada? Und wir waren ja noch nicht mal in der Nähe der gletschergespeisten Seen der Rocky Mountains. Aber alles der Reihe nach. Bei Cranbrook wollten wir uns in Form einer langen Wanderung endlich ein bisschen Bewegung verschaffen. Hier wird ja laut Reiseführer eine unglaubliche Vielfalt an Tieren versprochen und so freuten wir uns nicht nur auf einen strammen Marsch, sondern auch noch auf schöne Fotos. Die bekamen wir auch, jedoch anders als gedacht. Denn leider waren wir irgendwie zu ungeschickt, um den ausgewiesenen Parkplatz eines Wanderweges zu finden und fanden uns nach einigem Suchen in der absoluten Wildnis wieder. Hier erblickten wir ein mit Einschusslöchern übersätes Schild - also nicht gerade einladend.

Zum Glück war die Wildnis aber nicht ganz so wild wie gedacht und wir hielten ein herankommendes Auto an, um nach dem Weg zu fragen. Und hier wartete eine echte Überraschung auf uns, denn die Insassen entpuppten sich tatsächlich als Deutsche: Stefan und Alexander aus Offenburg, die mit ihren Eltern vor über 20 Jahren nach Kanada auswanderten. Das wurde ein netter Plausch und wir erfuhren so einiges über das Leben in Kanada. Aus dem Wandern wurde jedoch nichts mehr, da die zwei uns eine Abkürzung zur Weiterfahrt wussten und wir uns schließlich wieder auf den Weg machten (Tiere sahen wir im Übrigen keine).

Die Fahrt führte uns an diesem Nachmittag zu einem Geheimtipp, den wir dank Herrn Schoofs Routenplaner ausgesucht haben: die Lussier Hot Springs. Die Fahrt dorthin hat sich wirklich gelohnt, auch wenn mein Mann wohl so etwas wie geflieste Whirlpools erwartet hatte, denn er weigerte sich, in die übelriechenden steinigen Becken zu steigen. Drei Generationen an Frauen taten dies jedoch mit Wonne und es entstand eine weitere unvergessene Erinnerung: im warmen Wasser liegend den biertrinkenden Einheimischen auf der einen Seite, dem brausenden Lussier River auf der anderen Seite lauschend, immer noch begleitet von Sonnenschein und milden Temperaturen (obwohl wir nun schon Anfang Oktober hatten). Es reicht eigentlich ein Wort um dies alles zu beschreiben: HERRLICH!

Beim nächsten Tipp des Routenplaners - im Alces Lake Campground Elche beobachten, die dort am See Wasserpflanzen fressen - hatten wir leider kein Glück. Die Elche ließen sich nicht blicken, dafür hatten wir einen gemütlichen Abend direkt am See und das Vergnügen, ein paar goldigen Schneehasen beim Rumhoppeln zuzusehen. Ein weiteres Highlight auf unserer Fahrt in den Waterton Park stellte die Fort Steele Heritage Ranch dar. Beeindruckt schlenderten wir hier von Haus zu Haus, ließen die etwas angestaubte Atmosphäre auf uns wirken und versuchten, uns in das Leben dieser Zeit zurück zu versetzen. Was bei dieser Kulisse wirklich nicht schwer ist.

Von den auf der großen Wiese stattfindenden Truppenübungen (links, rechts, links, rechts, stillgestanden) inklusive Liegestützen wurden wir jedoch zum Glück verschont. Der Waterton Lakes National Park überraschte uns zunächst. Waren wir doch von der letzten Reise die Wälder und Berge der National Parks Banff, Jasper und Yoho gewohnt, erstaunten uns hier die sanften Hügel und baumlosen Weiten. Nichts desto trotz faszinierte uns der Park, nicht zuletzt wegen der Schönheit des Prince of Wales Hotels oder auch des Lake Cameron. Höhepunkt und sicherlich unvergessen bleibt hier jedoch unsere Wanderung am Red Rock Canyon. Mal wieder schafften wir es nicht, die (im Prinzip kaum zu übersehende) Spazierwegstrecke am eigentlichen Canyon entlang zu finden und landeten geradeaus im Nichts. Gewundert haben wir uns schon, liefen wir doch einige Kilometer weit ohne auch nur die Spur eines Canyon zu entdecken, obwohl die eigentliche Strecke lediglich mit 700 m angekündigt war. Doch hätten wir nicht den falschen Weg eingeschlagen, wäre uns ein einzigartiges Erlebnis verwehrt geblieben.
Mein Mann, der wie immer 50 m vor uns drei Damen herlief (das hängt eng mit dem Tempo unserer Tochter zusammen, die sich stets jeden Stein ansehen muss - meine Mutter muss ich sagen hielt sich meist besser als ich), kam plötzlich voller Aufregung zu uns zurück und erzählte uns eine zunächst unglaubliche Geschichte. Als er nämlich weiter vorne um eine Kurve bog, saß plötzlich ein recht großer Schwarzbär ca. 25 m vor ihm und ließ sich gemütlich ein paar Beeren schmecken. Natürlich hatte mein Mann keinerlei Fluchtgedanken, sondern wähnte seine Chance, erst einmal ein schönes Foto zu schießen. Davon neugierig geworden - oder auch aufgeschreckt - baute sich der Schwarzbär zu seiner vollen Größe auf und stand schließlich aufrecht auf zwei Beinen vor meinem Mann. Anstatt in Panik zu verfallen oder laut schreiend davon zu laufen (was wohl bei der Mehrzahl der Betroffenen in ähnlichen Situationen der Fall gewesen wäre), klickte mein Mann erneut auf den Auslöser und bescherte uns somit eines unserer schönsten Urlaubsfotos. Danach kam der Bär wohl zu der Erkenntnis, dass sich eine Konfrontation nicht lohnt, denn er suchte gelassen das Weite.

Nun wollten wir zurück Gebliebenen aber auch teilhaben und langsam (mal wieder mit 14-Kilo-Kind im Arm, denn ganz wohl war uns nun doch nicht) schlichen wir zur Stelle der Begegnung. Wir erhaschten noch schöne Blicke auf den Bären, der sich weiterhin nicht von uns stören ließ und - mal hier schnuppernd, mal dort Pause einlegend - einen Hang hinauf bewegte. Ein unglaublicher Anblick und durchaus gänsehauteinflössend (auch wenn die ganze Zeit über keine greifbare Gefahr zu spüren war). Bisher hatten wir Bären nur aus der Sicherheit unseres Wohnmobils heraus gesehen, was an für sich schon beeindruckend genug war. Dieses Erlebnis war durch und durch neu für uns und dank der Coolness meines Mannes und seines Fotos können wir uns immer wieder aufs Neue darüber freuen.

Unser nächstes Ziel hieß Banff und da der Reiseführer für die Fahrt dorthin die Forestry Trunk Road stark hervor hob, entschieden wir uns natürlich für diese. Also zum Einen darf ich das hier ja eigentlich gar nicht erwähnen, da wir alle wissen, dass Wohnmobile keine Schotterstraßen befahren dürfen. Zum Anderen möchte ich allerdings die Gelegenheit nicht verstreichen lassen, um eine Warnung auszusprechen: Hören Sie bitte an dieser Stelle nicht auf Ihren Reiseführer! Die Strecke, die hier so wild-romantisch beschrieben wird, entpuppt sich als absolut eintönig. Kilometer 1 sah genauso aus wie Kilometer 100 und alle anderen dazwischen. Und noch eine wichtige Erkenntnis an dieser Stelle: Wohnmobil und Schotterstraße passen tatsächlich nicht zusammen - bereits bei Kilometer 10 lagen unsere Nerven aufgrund des ständigen Gehoppels und des damit einhergehend notwendigen Schneckentempos blank. Leider glaubten wir jeden weiteren Kilometer immer noch daran, dass der Reiseführer doch Recht hat und wir die "atemberaubenden Landschaftsstriche und die absolute Tiervielfalt" hinter der nächsten Kurve erblicken würden. Nur dies hielt uns von einer Umkehr ab. Doch irgendwo bei Kilometer 60 gaben wir die Hoffnung auf und ergaben uns unserem Schicksal - eine Umkehr war ja nun auch ausgeschlossen. Immerhin bescherte uns diese Fahrt noch den Genuss, echte Cowboys in Action zu sehen. Zuerst mussten wir halten, da eine Rinderherde vor uns die Straße überquerte und dann preschten sie auf ihren Pferden heran: 4 Prachtexemplare, mit Hut, Lederhose, Hemd und Lederweste, samt Cowboysattel, Sporen und Lasso. Wie man sie eben aus den Filmen so kennt. Einer hielt doch tatsächlich kurz an, um sich eine Zigarette anzuzünden. Ob das nun eine Marlboro war, konnten wir leider nicht erkennen, aber in unserer Phantasie war das trotzdem der Mann aus der Werbung.

Fast 4 Stunden kostete uns der Ausflug und nach diesem nervenaufreibenden Erlebnis wollten wir eigentlich nur noch einen Campingplatz und schlafen, schlafen, schlafen. Doch da hatten wir Pech (oder wir übersahen mal wieder das hinweisende Schild) und so fuhren wir mittlerweile im Dunkeln durch den Peter Lougheed Park, bis wir es aufgaben und am dortigen Visitor Centre - nicht ganz legal - im finstersten Winkel des Parkplatzes unser Nachtlager aufschlugen. Da wir inspiriert von Thomas Hinweis (unser bisheriger Vertrauensmann bei Traveland), auf der Lichtung hinter dem Visitor Centre Grizzlies sehen zu können, sowieso hier Halt machen wollten, waren wir dann doch ganz zufrieden mit dem nächtlichen Stellplatz. Na ja, nicht alle, denn meine Mutter hatte sichtlich zu kämpfen mit der Vorstellung, dass in dieser dunklen Ecke Grizzlies um unser Wohnmobil streifen könnten. Am nächsten Morgen (in der Nacht hatte es zum ersten Mal auf unserer Reise geregnet und gestürmt) war sie dann auch der Meinung, dass nachts ein Grizzly versucht habe, das Wohnmobil umzuwerfen und an den Wänden gekratzt hätte, so dass sie nicht zum Schlafen gekommen sei. Mittlerweile wieder im schönsten Sonnenschein wollten wir uns ein Bild machen und schlenderten zur genannten Lichtung. Doch leider erwarteten uns hier keine der ersehnten Bären, sondern lediglich ein paar der überall zu sehenden Mule Deers.

Über Banff, dessen Sehenswürdigkeiten wir das letzte Mal bereits genossen hatten, fuhren wir schnell nach Lake Louise. Hier hofften wir, dass wir bei dieser Reise den See endlich in seiner strahlenden Schönheit bewundern dürfen, da wir im Vorjahr kein Glück hatten und sämtliche Seen auf unserer Fahrt zugefroren und eingeschneit gewesen waren (kurze Anmerkung: wir waren im Mai dort, mussten uns jedoch sagen lassen, dass wir die Auswirkungen des härtesten Winters seit 41 Jahren zu spüren bekommen haben). Und manchmal soll es auch einfach nicht sein.
Gerade noch auf dem Bow Valley Parkway in der Sonne fahrend, waren wir plötzlich von einem Wetterumschwung betroffen, der uns graue Wolken und Schnee einbrachte, so dass auch der Lake Louise grau in grau vor uns lag und wir durch den Kälteeinbruch nicht schnell genug wieder zurück ins Wohnmobil kommen konnten.

Leider war das Wetter am nächsten Tag nicht besser, so dass wir uns auch beim Lake Peyto keine großen Hoffnungen auf schönhe Sicht machten. Doch hier wurden wir recht positiv überrascht. Trotz grauem Himmel strahlte der Lake Peyto wunderschön türkis zu uns herauf. Störfaktor hier waren eher die 3 Busse voller Japan-Touristen, die leider zeitgleich mit uns ankamen und uns immer wieder nach hinten drängten, um ihre Fotoapparate und Digitalkameras vorne in die beste Position zu schieben.

Den wunderschönen Icefields Parkway zuckelten wir in der Folge gemächlich entlang. Mal hier unterbrochen von der Sichtung einiger Schneeziegen, mal dort Halt machend, um ein besonders schönes Stück Landschaft zu genießen. Athabasca Glacier (hier kam übrigens wieder die gewohnte Sonne heraus) und Athabasca Falls lagen u.a. natürlich ebenfalls auf der Liste unserer Sehenswürdigkeiten und imponierten jeweils durch ihre Schönheit.

Jasper wird uns dieses Jahr vor allem dadurch in Erinnerung bleiben, als dass wir hier einen Großteil der Tierauswahl Kanadas erleben durften. Neben unzähligen Wapiti (darunter ein paar kapitale Hirsche mit beeindruckendem Geweih), mächtigen Dickhornschafen und einigen Rehen, sahen wir sogar Wölfe und auf dem Weg zum Maligne Lake wieder einen Schwarzbär aus nächster Nähe (dieses Mal allerdings vom Wohnmobil aus). Am Maligne Lake selber dann ein weiteres absolut einzigartiges Erlebnis. Auf dem Weg zum Gift Shop wurden wir darauf aufmerksam gemacht, dass ein paar Meter weiter am Waldrand ein Elchpärchen sei. Wir konnten es zunächst gar nicht glauben, da die zwei quasi unsichtbar hinter der ersten Baumreihe standen. Ohne den Hinweis hätten wir zwei Meter daneben vorbei laufen können und hätten trotzdem nichts gesehen!

Plötzlich traute sich zuerst das Weibchen aus dem Wald heraus und schritt direkt vor uns über die Straße, um am Wegrand unter dem dort liegenden Schnee nach Gras zu suchen und schließlich kam auch das Männchen hinter her. Keine 8 Meter von uns entfernt. Die Begegnung mit diesen sanften Riesen gehört definitiv zu einer der ergreifendsten Erfahrungen, die wir je machen durften. Es strahlte eine wunderbare Ruhe von den zwei Elchen im Schnee aus und die Szene war so friedlich, dass wir alles um uns herum vergaßen.

Doch wir hatten ja unsere kleine Tochter dabei, die uns immer wieder brutal in die Wirklichkeit zurück holte. "Darf ich die Elche streicheln?", "Hat das Männchen einen Schniedel?" oder, einer unserer Favoriten: "Können wir jetzt endlich Boot fahren?" (Interessant übrigens, die Sichtweise der Kleinkinder. Als wir nämlich einen unserer ersten Schwarzbären sichteten und Helen, die gerade malte, mit den Worten "Kuck mal, ein echter Schwarzbär" darauf aufmerksam machen wollten, sagte diese doch tatsächlich: "Nicht jetzt, ich bin geschäftigt!" Na, da weißt Du dann Bescheid...) Boot fahren taten wir schließlich auch, nicht zuletzt deshalb, weil mittlerweile immer mehr Touristen auf die Elche zustürmten und diese immer mehr bedrängten. Spirit Island sollte es bitte schön sein, nachdem auch der Maligne Lake im letzten Jahr zugefroren war und man schließlich in jedem Reiseführer liest, dass dies ein unbedingtes Muss eines jeden Urlaubs im Westen Kanadas sei. "Die Spirit Island ist für West-Kanada dasselbe wie der Eiffelturm für Paris", habe ich irgendwo gelesen. Da haben wir es - wer einmal in Paris war, war natürlich auch am Eiffelturm. Wir waren schon das zweite Mal im Westen Kanadas und immer noch nicht vor Spirit Island - das ging nun wirklich nicht. Aber wie das manchmal so ist, wenn man sich etwas sehr schön vorstellt, hält dasjenige diesen hohen Erwartungen nicht stand. Um ehrlich zu sein weiß ich gar nicht genau, was ich erwartet hatte. Immerhin sprechen wir von einer Insel - die sieht halt so aus wie auf den Postkarten und in den Reiseführern. Oder eben doch nicht, denn als das Boot endlich nach einer halben Stunde - ziemlich unaufregenden - Fahrt auf das Prachtwerk zutuckerte und angekündigt wurde, dass wir da seien, dachte ich zunächst das muss ein Irrtum sein. Spirit Island sah irgendwie so gar nicht aus, wie auf den üblichen Bildern dargestellt, denn es waren mehr Bäume als auf den gewohnten Fotos und die standen auch nicht so eng aufeinander. Außerdem trafen wir bei niedrigem Wasserstand nur eine Halbinsel an. Um ehrlich zu sein fanden wir das Ganze doch etwas unspektakulär. Viel schöner und beachtlicher fanden wir hier die schneebedeckten Berge ringsum und die wunderbaren Spiegelungen, die diese im strahlenden Sonnenschein auf dem glitzernden Wasser hinterließen. Ob das jedoch das viele Geld, das die Bootstour gekostet hat, wert war, können wir bis heute noch nicht so richtig beantworten. Und dann ging es ja noch die selbe unspektakuläre Fahrt auch wieder zurück. Unser Fazit also - Paris und Eiffelturm: auf jeden Fall, West-Kanada und Spirit Island: nicht zwingend. (Verstehen Sie uns bitte nicht falsch, wir wollen den Maligne Lake an sich nicht schmälern. Es lohnt sich ein Ausflug hier her in jedem Fall - Sie sollten sich nur gut überlegen, ob Sie bereit sind, für die Fahrt zu Spirit Island eine Menge Geld auszugeben).

Im Wells Gray Provincial Park freuten wir uns auf einen weiteren See, natürlich den Clearwater Lake. Die Freude grenzte sich kurzzeitig deutlich ein, als wir nämlich bemerkten, dass unser Weg abermals nur über Schotter zum Ziel führte. Aaah, das weckt keine schönen Erinnerungen! Der Friede am See und das Vergnügen eines kleinen Kindes, Steine ins Wasser zu werfen, machte dies jedoch wieder wett. Überhaupt - die ganze urige Atmosphäre des Wells Gray und das behagliche Ambiente (dazu natürlich die einmaligen Helmcken Falls, die tosenden Dawson Falls und die ungewöhnlichen Spahat Falls) machen ihn definitiv zu meinem bisherigen Lieblings-Park im Westen Kanadas. Katze streicheln auf dem Campingplatz, Kaffee trinken in der Sonne, ausgelassen Fußball spielen auf der Golfwiese, einen Schwarzbär direkt um die Ecke sichten, Bisons beim Grasen zuschauen - all das vervollkommnete dieses Jahr wieder den Eindruck, dass es hier einfach ein Stück gemütlicher zugeht, als anderswo.

Über Whistler und Brackendale (dort waren wir für die hunderten von Weißkopfseeadler, die hier ihr Winterquartier haben sollen, leider zu früh dran, entdeckten dafür aber völlig überraschenderweise ein paar Seehunde im Fluss) ging es weiter zur Horseshoe Bay und mit der Fähre rüber nach Vancouver Island. Immer noch im schönsten Sonnenschein durften wir in Coombs die Ziegen auf dem Dach begutachten und allerlei Köstlichkeiten in der Markthalle erstehen. Im McMillan Provincial Park fühlten wir uns wie in einem Zauberwald, denn die Sonne, die durch die riesigen alten Bäume schien, zeichnete malerische Punkte auf den farnbedeckten Boden und das Moos ringsum glitzerte regelrecht.

Auf unserem Weg nach Tofino schlug das Wetter plötzlich wieder um und wurde von da an auch nicht mehr wirklich besser. Zum Glück stand Halloween vor der Tür und wir erstanden in einem Supermarkt Geister-, Hexen- und Kürbis-Kekse zum Dekorieren. So entstand ein behaglicher Abend im warmen Wohnmobil, wo wir mit klebrigem Zuckerzeug recht kreative Kunstwerke zustande brachten, während draußen im "Dschungel" des Green Point Campgrounds der Wind um uns herum pfiff. Eine spaßige Beschäftigung für alle und eine weitere schöne Erinnerung fürs Familienalbum. Tofino bildete trotz des durchwachsenen Wetters einen letzten Höhepunkt zum baldigen Abschluss unserer Rundreise. Den Vormittag verbrachten wir am menschenleeren Long Beach, wo wir - gut in Regenjacken verpackt - an den Wellen entlang spazierten und allerlei Kuriositäten im Sand entdeckten. Tote Quallen, tote Fische, Muscheln, Algen, Seegras und einige weitere undefinierbare Objekte gab es hier zu sehen. Dazu das Herumtoben im Sand und Balancieren auf dem überall herumliegenden Treibholz, das war das reine Paradies für Helen und dementsprechend ausgelassen war der Vormittag. Auch der Nachmittag brachte einiges an Spannung mit sich, denn da hatten wir eine Whale Watching Tour gebucht. Gemütlich in Decken gehüllt ließen wir die Eindrücke dieser Ausfahrt auf uns wirken. Neben den auf solchen Touren üblichen Sichtungen von Seelöwen, Seehunden und Weißkopfseeadler hatten wir auch das Vergnügen, Seeotter zu sehen (gute Güte, sind die niedlich!) und dann tatsächlich zwei Grauwale. Auch wenn wir von den Beiden nicht mehr als einen Schimmer des Rückens und immer wieder eine Schwanzflosse gesehen haben, empfanden wir es doch als eindrucksvolles Erlebnis und dieses Mal waren wir uns einig, dass diese Ausfahrt das viele Geld durchaus wert war. Und sogar Schweinswale sahen wir auf dem Rückweg - ebenfalls ein staunenswertes Ereignis, zumal wir vorher noch nie etwas von Schweinswalen gehört haben.

Obwohl wir letztes Jahr schon dort waren, lag Chemainus als nächstes Ziel auf unserer Route. Dieses herrliche Städtchen haben wir nicht nur wegen seiner bemerkenswerten Wandmalereien lieb gewonnen, sondern auch wegen seiner niedlichen Häuschen, der Nähe zum Meer und des insgesamt idyllischen Flairs. Allein eine halbe Stunde oder mehr brachten wir im dortigen Süßwarenladen zu. Allerdings fragen wir uns nun doch, wie oft man eigentlich dorthin reisen muss, um endlich einmal sämtliche Wandmalereien, die es hier gibt, ausfindig zu machen. Zweimal reicht offensichtlich nicht - oder es liegt doch wieder eindeutig an uns und der nicht vorhandenen Fähigkeit, Hinweisschildern folgen zu können. Nachdem wir nun während der gesamten Reise sämtliche recherchierte Plätze, an denen die Lachswanderung zu sehen sein soll, abgegrast und nirgends Erfolg gehabt haben, da wir meistens zu spät dran waren, machten wir uns Hoffnungen auf den Goldstream Provincial Park. Ein weiterer imposanter Campground mitten im Regenwald, von dem aus wir uns staunend auf den Weg machten, um den Goldstream River entlang zu wandern. Lachse kreuzten leider nicht diesen Weg, jedoch jede Menge abenteuerliche Pfade, auf denen wir teilweise nur mit akrobatischen Mitteln vorankommen konnten. Eine wunderschöne Wanderung am vor sich hin plätschernden Goldstream River entstand, die wir auch ohne Lachse vollständig genossen haben

Später erfuhren wir von einem Ranger, dass hier letztes Jahr ein Öllaster umgekippt und Öl in den Fluss gelangt sei, was die Lachse auf ihrer Reise aufgehalten hätte. Deshalb kämen die Lachse auch dieses Jahr verspätet hier an. Ah ja, super, nun waren wir zur Abwechslung also mal zu früh dran.

Also ging es am nächsten Tag ohne Lachse gesehen zu haben auf unsere allerletzten Stationen: Butchart Gardens - wo wir die gewohnt wundervolle Blumenpracht genossen - und, nachdem uns die Fähre wieder aufs Festland gebracht hatte, die Fahrt nach Fort Langley - leider unterbrochen durch einen quälend langen Stau. Hier am letzten Ziel hatten wir uns eigentlich noch auf einen gemütlichen Stadt- und Shoppingbummel gefreut, bevor wir am nächsten Tag wieder das Wohnmobil abgeben mussten. Allerdings hatten wir das Pech, dass gerade Dreharbeiten für einen Film stattfanden, die öffentlichen Plätze somit gesperrt waren und die meisten Geschäfte geschlossen hatten. Der Urlaub schien fast so zu enden, wie er angefangen hatte - mit einem kleinen Unglück nach dem anderen.

Das Pech ging tatsächlich insofern weiter, als dass wir nach der Wohnmobilübergabe nach Vancouver kamen und uns hier Dauerregen erwartete, der uns so manchen Stadtspaziergang an den letzten eineinhalb Tagen ziemlich vermieste. Dennoch ließen wir uns davon nicht beirren, sondern versuchten das Beste daraus zu machen und doch noch ein paar Sehenswürdigkeiten von Vancouver abzuklappern. Alles in Allem machten die paar unglücklichen Erfahrungen dem positiven Gefühl unserer Reise gegenüber keinen Abbruch. Im Gegenteil wurde dadurch vieles ungewöhnlicher und spannender und sorgte zumindest im Nachhinein für die eine oder andere lustige Anekdote.

Als Schlussfolgerung und Resumee dieses Urlaubs können wir somit zusammenfassen, dass wir neben unzähligen wunderschönen Momenten, die wir erlebt haben, auch einiges lernen konnten (oder zumindest meinen, gelernt zu haben). Was wir von der Reise mitnehmen:

  • Glaube nicht alles, was im Reiseführer steht.
  • Komme manchmal vom rechten Weg ab, es können unvergessliche Situationen daraus entstehen.
  • Nimm Dir ein zweites Feuerzeug mit auf die Reise.
  • Kojoten sind unglaublich kamerascheu.
  • Für die Lachswanderung bist Du entweder immer zu spät oder immer zu früh dran.
  • Wir können immer noch nicht ein Mule Deer von einem Whitetail Deer unterscheiden.
  • Die Schwiegermutter im Gepäck muss nicht nachteilig sein - immerhin kann sie toll kochen und prima die Enkel unterhalten (außerdem ist es einfach schön, sie um sich zu haben).
  • Eine Reise im Frühling beschert Dir mehr Tiersichtungen, im Herbst kommst Du jedoch näher an sie heran.
  • Kleinkinder können auf solchen Reisen für andere Sichtweisen und unfreiwillige, situationsbedingte Komik sorgen.
  • Mache zwei Rundgänge, bevor Du das Wohnmobil abgibst - oder besser noch drei, denn Du vergisst immer etwas.
  • Wenn Du nach Kanada willst, dann melde Dich bei SK Touristik, es passt einfach alles.

Das ist auch die richtige Stelle, um uns bei eurem ganzen Team herzlich zu bedanken. Wieder hat - von der Beratung über Buchung, Flug, Transfer, Wohnmobilübernahme und -abgabe, bis hin zur Landung in Deutschland - 100 % alles funktioniert und nirgendwo wird man so sympathisch und persönlich betreut wie bei euch. DANKE für einen unvergesslichen Urlaub! (Und danke, Thomas, auch noch einmal an dieser Stelle für das Mitbringen der vergessenen Sachen aus dem Wohnmobil!)