Fantastisches Vancouver Island! British Columbia, Vancouver Island & Sunshine Coast - Kanada Tierbeobachtung

Vancouver Island ist einfach fantastisch!
Text zum Textwettbewerb 2017
Autor: Anja Keddig-Voll

Mein Mann und ich sind echte Kanada-Fans. Wir versuchen, so oft wie möglich dort hin zu kommen. Alle zwei bis drei Jahre klappt es schon (dazwischen muss leider immer etwas Zeit zum Sparen bleiben). Die letzten Male waren wir in Alberta. Besonders die Rocky Mountains, die Gegend um den Icefieds Parkway und das Kananaskis Country, haben es uns angetan. Aber dieses Jahr war es an der Zeit, uns einen anderen, lange gehegten Wunsch zu erfüllen: Vancouver Island! Drei atemberaubende Wochen lang waren wir dort und sind mit dicken Plänen für ein baldiges Wiederkommen zurückgekommen.

Was für eine faszinierende Insel! An ihrer Westküste gibt es weite Strände mit tosender Brandung, schroffen Felsen und tannenbestandenen Inseln. Vancouver Island ist ein Surferparadies - wer hätte das gedacht? Ein großer Teil der Wälder Vancouver Islands besteht aus Regenwald. Darin zu wandern, ist wirklich wie im Dschungel! Und in manchen Gegenden gibt es Mammutbäume, achthundert Jahre alt, die sind so hoch...! Vom Norden der Insel aus sind wir zu tollen Ausflügen per Boot aufgebrochen. Wir haben Wale gesehen (das wollte ich schon mein Leben lang!) und Delfine. Wir sind über die Johnstone Strait in den Thompson Sound gefahren, haben dort im Regenwald gehockt und Grizzlies beim Lachsefangen beobachtet! Und wir sind einen ganzen sonnigen Tag lang mit dem Boot durch die Schären gecruised. Sind von Robben beobachtet auf dem tiefblauen Wasser Kanu gefahren und haben in einer verschwiegenen Bucht den gerade gefangenen Fisch gebraten. Vancouver Island ist einfach fantastisch!

Am allermeisten fasziniert hat uns auf dieser Reise, dass wir Kontakt zu den First Nations bekommen haben. Wir hatten uns solche Begegnungen schon in Alberta gewünscht. Aber dort sind die First Nations schon vor langer Zeit dazu gedrängt worden, ihr Land zu "verkaufen". Sie mussten ihr Nomadenleben aufgeben und sich in die Reservate zurückziehen. Gelegentlich hat man als Tourist die Möglichkeit, Vorführungen ihrer traditionellen Tänze mitzuerleben (zum Beispiel in Banff oder am Head-Smashed-In Buffalo Jump). Gespräche ergeben sich dabei leider kaum. Auf Vancouver Island ist das ganz anders. Vielleicht, weil die Natives dort nie Verträge unterschrieben haben, sondern nach wie vor in ihren althergebrachten Stammesgebieten sesshaft sind? Auch hier haben sie mit Vorurteilen, Benachteiligungen und einer langen Geschichte böser Diskriminierungen zu kämpfen. Aber das ist es eben: Sie kämpfen dagegen an. Sie haben sich ihr Selbstbewusstsein als Ureinwohner dieser Insel nicht nehmen lassen. Sie siedeln auf ihrem eigenen Territorium, und auch in den Städten und Ortschaften sind sie Teil einer buntgemischten Bevölkerung.

Wir hatten das große Glück, gleich zu Anfang unserer Reise einen Tagesausflug mit Sea Wolf Adventures gebucht zu haben. Deren Ansatz ist: Wenn schon jemand den Touristen das Land und seine Tiere zeigt, sollten es wir Natives selber tun, in Übereinstimmung mit unserer Kultur und Philosophie.Es war ein unvergleichlicher Tag! Wir sind früh morgens mit dem Boot von unserer Hidden Cove Lodge abgeholt worden. Nur sechs Gäste und unsere zwei Tourguides an Bord. So hatten wir schon auf der Hinfahrt über die Queen Charlotte Strait zum Thompson Sound Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen. Wir haben eine Menge über Vancouver Island und die First Nations erfahren. Und wir wurden gebeten, einfach alle Fragen zu stellen, die uns in den Sinn kommen. Bald hatten wir unsere Scheu verloren und haben das auch getan. Denn natürlich denkt man erst einmal, dass die deutsche Kultur und die der First Nations so grundverschieden sind, da möchte man nicht gerne als dummer, aufdringlich fragender Tourist erscheinen.

Aber wenn man die Gelegenheit hat, miteinander ins Gespräch zu kommen (und wir haben einen ganzen Tag zusammen verbracht und gemeinsam Grizzlies beobachtet), dann merkt man, dass da durchaus Verbindungen sind.

Wer in Europa gegen Massentierhaltung, inklusive der von Fischen, ist, hört bewegt vom Protest der First Nations gegen die norwegischen (Atlantik-!) Lachsfarmen, die nun auch in den Gewässern vor Vancouver Island dabei sind, das ökologische Gleichgewicht zum Kippen bringen.

Wer, so wie wir, der Meinung ist, dass die rast- und rücksichtslose Jagd nach Geld, Karriere und Konsum kein Lebensinhalt sein kann, der findet in den Natives Gleichgesinnte. Leben ist wertvoll! Jeder Tag und jedes Lebewesen. Alles ist Teil des großen Organismus Natur. Alles hängt miteinander zusammen und voneinander ab. Das sind Überzeugungen, für die wir in Deutschland des öfteren Kopfschütteln oder ein müdes Lächeln ernten. Auf Vancouver Island haben wir Menschen kennengelernt, für die all dies ganz selbstverständlich ist. Das war eine beeindruckende Erfahrung!

Wir bleiben in Kontakt mit K'odi, Ernest und den anderen, und wir wollen auf jeden Fall wiederkommen, um noch mehr zu erfahren!

Anja Keddig-Voll