Teil 2: Nordkanadas Tierwelt! Nordkanada / Alaska - Kanada Wohnmobil und Fraserway

Kanada und Alaska 2016
Frühlingserwachen - Teil 2
Reisebericht von Claudia Haisch



Mittwoch, 18.05.2016
Nachdem wir uns gestern schon gefragt hatten, wo eigentlich Denalis Elche abgeblieben sind (jedenfalls nicht auf den ersten paar Meilen der Park Road, so wie wir das gewohnt waren), bekamen wir heute Morgen die Antwort: direkt am Parkeingang, direkt an der Straße, direkt bei den frischen Blättern der dortigen Bäume. Und in einer Seelenruhe, die wir schamlos ausnutzten, indem wir viele schöne Fotos schossen. Immerhin waren es gleich zwei Elche auf einmal. Der weitere Vormittag war gekennzeichnet von Vögeln: Felsengebirgshuhn, Moorschneehuhn, Junko, Dachsammer, Sperbereule. Mittagspause gab es in der "Flaniermeile" vor dem Park, Kaffeepause am Teklanika River im Park. Wobei der Kaffee dort erstmal kalt wurde, denn hier hieß es schnell: Grizzlies im ausgetrockneten Flussbett! Oh wow, damit hatten wir nun nicht gerechnet. Auch wenn sie ein gutes Stück entfernt waren, erkannten wir eine Mutter mit ihrem Jungen. Von der Größe her allerdings eines von letztem Jahr. Trotzdem freuten wir uns und vergaßen vor lauter Beobachtung irgendwann auch den kalten Kaffee. Wir merkten schnell, dass die Bären an Leckereien unter den Steinen interessiert sind, denn sie hängten sich mächtig ins Zeug, um ihr Essen auszubuddeln. Sie wurden davon (oder vom heute im Gegensatz zum gestrigen Tag warmen Wetter) schnell müde und mussten sich immer wieder hinlegen. Irgendwann wurden auch wir müde vom Gucken und so fuhren wir zurück zum Savage River, wo wir eine wunderschöne Wanderung unternahmen. Hier konnten wir dem Frühlingserwachen regelrecht zuschauen, denn an allen Ecken und Enden begann es zu blühen und es leuchtete in allen nur erdenklichen Farben. Eine Farbenpracht der anderen Art entdeckten wir im Fluss in Form zweier Kragenenten. Wobei der englische Name (Harlequin Duck) diesem interessanten Wasservogel eher gerecht wird. Zumindest dem des Männchens, denn das Weibchen ist wie so oft in der Tierwelt einfach nur braun. Dieser tolle Tag endete noch mit einem Elchbullen, einigen Karibus und erneut einem superleckeren Abendessen in der "Prospectors Pizzeria" (wir konnten nicht anders - die anderen Restaurants hatten noch geschlossen, ehrlich!)

Donnerstag, 19.05.2016
Auch diesen Tag verbrachten wir in und um den Park - alles ganz entspannt. Aufregung (positiver Art) verursachten nur die zwei Grizzlies am Teklanika River. Denn die waren heute sehr nahe an der Straße und wir konnten sogar noch erleben (dem geduldigen Tierbeobachter sei Dank), wie sie einige Meter von uns entfernt auf die Straße hochkamen und dann in die andere Richtung langsam davon zockelten. Na mal sehen, wo die hinwollen, dachten wir uns und fuhren ganz langsam in moderatem Abstand hinter ihnen her. Das dachten sich aber wohl auch die anderen Touristen und fuhren ebenfalls hinterher, leider nicht so moderat wie wir. Denn ein Pärchen aus der Schweiz wollte wohl direkt neben ihnen herfahren und überholte uns auf der engen Park Road. Wir möchten ja nicht sagen "Wir haben´s euch gesagt", aber es war absehbar, dass das den Bären nicht gefiel, sondern sie sich sofort zwischen die Bäume schlugen, um dort für alle unkenntlich weiterzulaufen. Danke in die Schweiz! Die Karibu-Herde war auch wieder am Savage River und ebenfalls noch näher an der Straße wie sonst. Wir finden das ja immer wunderbar, da wir leider kein 10000-EUR-Teleobjektiv besitzen und somit aus der Ferne nie so richtig gute Fotos machen können. So schafften es aber auch wir, ein paar richtig schöne Bilder hinzubekommen. Sogar die Elche ließen sich heute an ihrem (für uns) gewohnten Platz auf den ersten paar Meilen der Park Road blicken. Ein schöner, sonniger, aufregender, entspannter Tag also, den wir früh ausklingen ließen, damit wir am nächsten Tag fit für die Bustour waren.

Freitag, 20.05.2016
Ahh, was ist das denn? Nach einem Tag mit Schnee und zwei mit Sonne musste es heute wahrscheinlich einfach regnen. Das war ziemlich schade, denn so lag die schöne Denali-Landschaft in einer grauen Regen-/ Nebelsuppe vor uns. Wir hätten gerne einen Vergleich zum Herbst-Bild des Parks gehabt, aber so können wir leider gar nichts sagen. Schöne Ausblicke können wir also vergessen, müssen wir uns halt wieder auf die Tiere konzentrieren (nicht dass man uns dazu zwingen müsste.). Ich mache es kurz: Elch, Moorschneehühner, Karibus (u.a. mit einem ganz kleinen Kalb), 4 Grizzlies, 7 Dallschaf-Widder aus nächster Nähe, 2 Dallschaf-Weibchen in einiger Entfernung. Am Toklat River war Schluss und wir kehrten wieder um. Trotz alledem bleibe ich dabei, dass eine Bustour im Denali Park einfach immer etwas besonderes ist! Nach dem langen Aufenthalt an einer Stelle (das sind wir Viel-Fahrer gar nicht gewohnt), freuten wir uns auf die Weiterfahrt nach Fairbanks. Jetzt, wo wir sie nicht mehr so unbedingt gebraucht haben, kam wieder die Sonne heraus. Gut, in Fairbanks war sie dann doch recht angenehm, denn wir fuhren für ein Picknick in den Pioneer Park. Dieser gefiel uns recht gut, da ist mit den alten Maschinen, den nachgebildeten Häuschen aus alter Zeit, dem Museum und dem Spielplatz samt Karussell für jeden etwas dabei. Sehr empfehlenswert, vor allem mit Kindern! Um für die Weiterfahrt Richtung Dalton Highway am nächsten Tag gleich gut gerüstet zu sein, fuhren wir auf der Suche nach einem Campingplatz aus der Stadt heraus und Richtung Norden. Dort fanden wir einen Platz direkt beim Weihnachtsmann. Wirklich! Wir sprachen erst mit einer Frau als die Tür aufging und ihr Mann hereinkam. Klein, dick, mit weißen Haaren und langem weißem Bart - der Weihnachtsmann in Zivil. Helen war so schon überzeugt, dass er es ist, er hätte ihr nicht noch seine Visitenkarte geben müssen, auf der er in voller Montur zu sehen ist. So haben wir ihn also beim Urlaub machen auf dem Campingplatz erwischt - denkt seither zumindest unsere Tochter.

Samstag, 21.05.2016
Los geht's, Dalton Highway wir kommen! Eigentlich ist dieser Highway ja schon ziemlich langweilig: 676 km hoch, 676 km wieder runter ohne nennenswerte Höhepunkte (bis auf die Endlos-Pipeline und die Endlos-Aussichten), aber er bietet genau das Richtige für uns: Einsamkeit, Wildnis und Tiere! Deshalb freuten wir uns ganz besonders auf dieses Stück unserer Reise. Wir wissen natürlich nur zu gut, dass der Dalton zu dieser Jahreszeit ab Coldfoot vom Vermieter aus nicht versichert ist, aber wir dachten uns, wenn der Atigun Pass frei von Schnee ist, dann kann uns nichts passieren. Und so war es dann erstmal auch. Zwar regnete es immer wieder mal in kurzen, heftigen Schauern, dennoch waren die Straßenverhältnisse sehr gut. Yukon River Camp und Coldfoot nutzten wir zum Auftanken, den Parkplatz am Finger Rock zum Beine vertreten und das Schild am Polarkreis zum Fotos machen. Wie gesagt, viel gibt es nicht am Dalton Highway. Für heute war aber sowieso das Ziel, möglichst viele Kilometer zu schaffen, damit wir morgen für das restliche Stück mehr Zeit haben. Im frühen Abendlicht sah die Landschaft rings um uns herum bezaubernd aus und wir hatten noch das späte Vergnügen, das allererste Mal in unserem Leben Spießenten zu sehen. Mit leuchtend hellblauem Schnabel saßen sie an einer kleinen Wasserstelle und schauten etwas unsicher zu uns herüber. Sind wohl Touristen in der Gegend nicht so gewöhnt. Der Atigun Pass war tatsächlich schneefrei und so ging es ruckzuck rüber und auf der anderen Seite auf einen Campingplatz.

Sonntag, 22.05.2016
Mein Mann machte die Nacht zum Morgen, indem er um halb eins aufstand und sich gewohnt fertig machte. Blöd nur, dass er ohne Brille die Uhr falsch herum gehalten hat und dachte, dass es bereits halb 6 sei. Bei der Helligkeit draußen ist das aber auch gar nicht so einfach einzuschätzen! Der wahre Morgen fing mit Nebel schon einmal nicht so gut an. Die Sicht betrug gerade mal ein paar Meter in die Landschaft hinein. Oh oh, wie sollen wir da denn die Karibus und die Moschusochsen sehen? Na ja, letztere sind zum Glück nur schwer zu übersehen und so dauerte es nicht lange bis wir freudig anhalten und diese unglaublichen Tiere bewundern konnten. Ich kann es nicht genau sagen, aber ich glaube wirklich, dass das das Highlight des Urlaubs ist. Weil Moschusochsen in freier Wildbahn für uns einfach so unwirklich sind! Während wir die unglaublich schönen Tiere auf der anderen Seite eines kleinen Sees beobachteten, entdeckte Helen im See auch noch einen Wilson-Wassertreter (noch nie gehört, noch nie gesehen!). Ist wohl wieder so eine Art Tag des Vogels, denn wir bekamen noch einen Kleinen Gelbschenkel, viele Bläss- und Schneegänse, zwei Sperber- und eine Sumpfohreule und völlig zutrauliche Moorschneehühner zu Gesicht. Kurz vor Deadhorse dann die, auf die wir eigentlich schon die ganze Zeit gewartet haben: Karibus. Eine kleine Herde, die wir nur noch von hinten erwischten und eine etwas größere Gruppe, die ganz gemächlich vor uns über die Straße spazierte. Die passen hier aber auch wirklich her wie die Faust aufs Auge! Die letzte Strecke nach Deadhorse war geprägt vom zugefrorenen Sagavanirktok River. Das sah interessant aus - kilometerweit dickes Eis, das hellblau und türkis schimmerte, in der ansonsten schneefreien Tundra! Deadhorse selbst finden wir nach wie vor gruselig mit all seinen Containerbauten und überall herumstehenden Arbeitsgeräten. Geradezu schnuckelig im Vergleich dazu der überraschend große und gut ausgestattete General Store. Wir tankten noch einmal voll und kehrten der "Geister-Stadt" (wie wir sie nennen, weil von den vielen tausend Arbeitern kaum jemand zu sehen ist) schnell den Rücken zu. Und das gerade rechtzeitig, denn kaum waren wir wieder auf dem eigentlichen Highway sahen wir eine Schneeeule vorbei fliegen. Eine Schneeeule! Wir waren außer uns vor Begeisterung. Im Zoo sitzen die ja meistens nur still herum und passen da auch überhaupt nicht hin. Wann sieht man die schon mal in freier Wildbahn und dann auch noch fliegend und Beute fangend? (Was sie im Übrigen tat, so dass wir sie auch noch beim Fressen beobachten konnten).

Tja, und dann, was soll ich sagen - fuhren wir doch tatsächlich vor lauter Aufregung gleich mal in den Graben. Wobei Graben eigentlich nicht stimmt, denn wir wollten nur schnell rechts ranfahren und das Stück sah so aus, als gehörte es noch zur Straße dazu. Aber es handelte sich um aufgeweichten Matsch und Schotter und somit sanken wir mit der rechten Seite ein ganz schönes Stück weit ein. Hui, da war aber mal was los. Mein Mann wies mich gleich an auszusteigen, denn er war der Meinung, wir würden jeden Moment umkippen. Er selbst blieb als Gegengewicht vorsichtshalber am Steuer sitzen. Oh weh - ich will auch wieder einsteigen, denn von außen betrachtet sah das Ganze gleich noch schlimmer aus. So, wie war das jetzt gleich wieder - Dalton Highway außerhalb der Saison ab Coldfoot nicht versichert. Ah ja, jetzt haben wir den Salat, Wagemut wird gleich mal bestraft. Glücklicherweise waren wir noch nicht weit von Deadhorse entfernt und ich habe mich geirrt, was die Abwesenheit der Arbeiter betrifft, denn im Nu sammelten sich 3 Pickups mit allerhand hilfreichen Menschen um uns herum. 2 davon gewannen, denn diese hatten einen Schlüssel zu einem gleich um die Ecke stehenden Radlader. Somit kamen sie mit diesem riesigen Gefährt angefahren und hatten uns ein paar Minuten später komplett und unversehrt wieder aus dem Matsch gezogen. Und wollten nicht mal etwas dafür. Ich weiß, dass das allgemein bekannt ist, aber ich möchte es noch einmal betonen: die Hilfsbereitschaft hier oben ist nicht zu überbieten! Froh, dass wir mit einem blauen Auge davon gekommen sind (ich möchte noch einmal erinnern, dass es sich hier um ein komplett neues Fahrzeug handelt, bzw. gehandelt hat - jetzt ist es ja eingeweiht) machten wir uns an den weiteren Rückweg. Die Schneeeule war durch die ganze Aufregung natürlich nicht mehr da. Dafür hörten wir plötzlich ein komisches Pfeifen. Da gerade in dem Moment ein paar Arbeiter entlang der Straße werkelten, ordneten wir denen das Geräusch zu. Komisch bloß, dass es ein paar Kilometer weiter immer noch da war. Wir kurbelten das Fenster herunter und die Gewissheit traf uns schwer: das waren wir! Oh Gott, da wird doch nicht wirklich was kaputt gegangen sein? Wir stiegen mehrmals aus und untersuchten alles, mein Mann checkte 5 mal oder mehr den Bordcomputer. Alles schien in Ordnung zu sein und wir beruhigten uns mit der Vorstellung, dass lediglich ein bisschen Dreck irgendwo in den Rädern schleift. Trotzdem blieb ein mulmiges Gefühl und wir wollten nur noch schnell wieder in die Zivilisation und eine Werkstatt aufsuchen. Schnell geht aber am Dalton Highway nicht, denn erstens sind die Distanzen hier einfach zu groß und zweitens gibt es da ja noch die Moschusochsen. Und dieses Mal erwischten wir zwei große Herden direkt an der Straße. Näher geht es eigentlich gar nicht mehr. Was für ein schöner Augenblick - da war der Abrutscher sogleich vergessen. Und das schönste: es waren auch noch 5 Kälber dabei. Mei, sind die süß! Jetzt kannte die Begeisterung wirklich keine Grenzen mehr (wir passten aber dieses Mal besser auf, wo wir hinfuhren!). Am Atigun Pass kam sogar noch zu später Stunde die Sonne heraus und so entschieden wir uns, ihn gleich heute in Angriff zu nehmen. Wer weiß, ob es nicht doch noch über Nacht zu schneien beginnt. So ging alles gut und nachdem wir eine etwas längere Pause gemacht hatten, hörte doch tatsächlich auch das Pfeifen auf und fing auch nicht mehr an - der Matsch scheint mittlerweile getrocknet und abgefallen zu sein! Die Abendsonne "befeuerte" nun alles um sich herum und so begannen die Berge und Bäume um uns herum regelrecht zu glühen. Wahnsinn, dass dieser Tag so unspektakulär begonnen und so fulminant geendet hatte. Krönender Abschluss war noch eine Stachelschwein-Sichtung direkt an einem Fluss entlang. Dort lief nämlich eine Mutter mit ihrem Jungen. Das hatten wir auch noch nicht gesehen. Richtig putzig! Dann ging aber wirklich nichts mehr und wir suchten uns einen Campingplatz.

Montag, 23.05.2016
Wir fuhren gelöst weiter Richtung Zivilisation und tankten in Coldfoot noch einmal auf. Nachdem der gestrige Schreck verdaut war, blödelten wir so vor uns hin. Mein Mann meinte, dass uns nun eigentlich nur noch ein Elch mit Jungem fehlen würde. Daraufhin Helen: "Ja, oder wie wärs denn mit 2 Jungen?" Gesagt getan, keine 10 min. später kam ein Elch-Tümpel in Sicht und ich entdeckte tatsächlich ein Weibchen darin. Beim Heranpirschen dann die Mega-Überraschung: es waren wirklich 2 Kälber bei ihrer Mutter! Ja gibt's denn das? Wir hatten nun schon einige Tier-Babys gesehen, aber ich glaube diese hier waren doch die knuffigsten. Wie sie da hinter ihrer Mama herstelzten auf ihren dünnen Beinchen. Mega-süß! Und schon war das Abenteuer "Dalton Highway" wieder vorbei. Bei besserem Wetter und ohne Ausrutscher wären wir sicherlich nicht wieder so hoppla die hopp durchgefahren. Aber die Erlebnisse reichten uns und auch wenn jetzt wieder die Sonne schien, fuhren wir trotzdem zurück nach Fairbanks. So eine Fahrt macht Hunger und da keiner Lust zum Kochen hatte, gönnten wir uns ein Buffet-Essen im "Salmon Bake" im Pioneer Park. Wer Lust hat bei Biergarten-Atmosphäre ein umfangreiches Büffet zu genießen, der ist hier genau richtig. Schön gemacht und auch wenn der Preis nicht ganz günstig ausfällt, ist doch für jeden genug dabei.

Dienstag, 24.05.2016
Pfannkuchen! Oder besser gesagt, Pancakes. Ein Muss in jedem Kanada-/Amerikaurlaub und wir hatten noch keine. Das musste sich ändern und da der Reiseführer "The Bakery" empfahl, war dies unser erster Stopp des Morgens. Und wir gaben dem Reiseführer recht: das war super! Da wir sowieso schon im Norden der Stadt waren, bot es sich an, eine Goldgräbertour mitzumachen. Das hatten wir die letzten Male versäumt und da dieses Thema einen Großteil der Nordamerikanischen Geschichte ausmacht, sollte man es vielleicht einmal probiert haben. Auch hier wollten wir dem Reiseführer folgen und eine Tour bei der "Eldorado Goldmine" mitmachen. Ja, die war dann gar nicht so leicht zu finden und es wurde schnell klar warum: es gibt sie nämlich schon gar nicht mehr (äh - sollte vielleicht mal im Reiseführer vermerkt werden.). Also gingen wir zur "Gold Dredge #8". Nicht ganz billig, aber es wurde einem ja auch viel versprochen. Zunächst erklärte man uns einiges über die Alyeska Pipeline. Dann ging es los, wir durften in eine kleine Dampflok einsteigen und bekamen erstmal Live-Musik: ein als Schaffner verkleideter Mann mit Gitarre und für sein Alter überraschend fester und guter Stimme. Auf dem Weg zum Schürfbagger bekamen wir nette kleine Szenarien vorgespielt, wie das zu früherer Zeit so abging beim Gold suchen. Das war bestimmt kein Zuckerschlecken, muss man schon sagen! Der Schürfbagger an sich ist riesig und kann auch besichtigt werden. Wir bekamen wiederum allerhand Informationen.

Unter anderem zeigte man uns auch an dieser Stelle, wie das so funktioniert mit dem Gold waschen. Wichtig für uns, denn wir sollten das ja später noch machen. Kurz darauf war es dann auch soweit. Wir durften aussteigen und bekamen jeder ein Säckchen mit Sand und Steinen in die Hand gedrückt. Dann wurden wir zu unseren "Waschtischen" geleitet. Also wie war das jetzt. Säckchen ausschütten, Wasser dazu, Hin und Her schütteln, dann das Wasser vorsichtig wieder ausschütten, größere Steine von Hand aussortieren und wieder von vorne und dann bleibt das Gold irgendwann hängen. Ja, hört sich doch leicht an. Dumm nur, dass es das ganz und gar nicht ist. Ich schüttelte und schüttelte und holte Wasser und schüttelte wieder - nichts passierte. Irgendwann war die Schüssel leergeschüttelt und mit leer meine ich auch leer: kein Gold zu sehen. Mein Mann verlor bereits nach ungefähr fünf Mal schütteln die Geduld und kippte gleich das ganze Zeug ins Wasser, so dass auch hier nichts zu holen war. Die einzig Glückliche war unsere Helen. Die war nämlich so schlau nicht selbst Hand anzulegen, sondern eine der Helferinnen die Arbeit erledigen zu lassen. Und wir staunten nicht schlecht, wie schnell das bei jemandem geht, der geübt ist. Keine zwei Minuten und eine Menge Goldspäne hingen am Schüsselrand.

Im Souvenirladen konnten wir diese wiegen lassen und immerhin: umgerechnet 14 $ waren dabei herausgekommen. Helen natürlich stolz wie Harry. Sie wollte die Späne in ihrer Urform mit nach Hause nehmen und nicht (wie auch angeboten wird - gegen dementsprechenden Aufpreis natürlich), sich eine Halskette daraus machen lassen. Bei der Rückfahrt gab es dann statt Gitarrenmusik eine Geigenvorführung und ein "guter" Tipp, wie man trotz Mitternachtssonne einschlafen kann: einfach Augen zumachen, dann ist es dunkel. Haha! Wir ließen Fairbanks hinter uns und gingen in Northpole ins Weihnachtshaus. Das hat mittlerweile fast schon Tradition bei uns, da wir den Weihnachtsrummel hier einfach lieben. Und da wurde Helen doch etwas verwirrt, denn der Weihnachtsmann war da. Was sollte das denn? Hatte der seinen Urlaub etwa schon beendet? Aber der sah doch gar nicht so aus, wie der (aus ihrer Sicht) echte Weihnachtsmann von der Visitenkarte. Wir redeten uns um Kopf und Kragen, um nun irgendeine plausible Erklärung zu finden. Zum Glück gab sich Helen damit zufrieden, dass der echte Weihnachtsmann weiter seinen Urlaub auf dem Campingplatz verbringt und in dieser Zeit eben einfach eine Vertretung geschickt hat. Gar nicht so einfach hier, einem kleinen Mädchen den Glauben an Weihnachten zu erhalten! Kurz vor Delta Junction und unserem dortigen Nachtlager sahen wir noch 3 Elche am Straßenrand. Perfekter Abschluss!

Mittwoch, 25.05.2016
Wir fuhren noch einmal ein kurzes Stück zurück und wurden sowohl an der Straße, als auch am Lost Lake und am Quartz Lake mit insgesamt 4 Elchen belohnt. Zusätzlich noch einige Enten, viele Sumpfschwalben, ein Weißkopfseeadler und ein Eichhörnchen - so fing der Morgen doch gleich gut an. Und schönes Wetter hatten wir auch noch. Die Fahrt wurde dementsprechend angenehm und wir hielten an einem schönen See, um ausgiebig die Mittagspause zu genießen. Hier gelangen uns exzellente Aufnahmen von einem Schwalbenschwanz. So sieht man die doch normalerweise nur auf einer Postkarte! In Tok kauften wir uns einen Bumerang und hatten seither bei jeder unserer Pausen noch mehr Spaß. Auch wenn wir es bis heute nicht schaffen, dass er zu uns zurück kommt. Das letzte Mal über die Grenze ging schnell und genauso schnell fuhren wir weiter. Immerhin sind wir jetzt wieder mit kanadischer Zeit eine Stunde im Rückstand. Wir suchten also nach einem Campingplatz, als wir direkt an der Straße einen See inkl. großem Biberbau erblickten. Nun war das nicht der erste auf unserer Reise, aber jetzt war einfach eine gute Uhrzeit. Und tatsächlich: zwei Biber schwammen munter um den Bau herum. Einer kam sogar an Land und knabberte an einem Zweig, so dass wir endlich auch mal eines dieser netten Tiere ganz und gar in voller Größe bewundern konnten und nicht immer nur den Kopf aus dem Wasser ragen sahen.

Donnerstag, 26.05.2016
Regen - auch mal wieder! Bisher hatten wir ja noch immer Glück und er hielt nie besonders lange an. So auch dieses Mal. Nachdem wir an einem Elch-Bullen und einem weiteren Biber (dieses Mal wieder nur Kopf im Wasser) vorbeikamen und für ein Moorschneehuhn-Weibchen, das extrem langsam die Straße überquerte, eine Weile halten mussten, kamen wir bei Sonne in Burwash Landing an. Dort gingen mein Mann und Helen ins dortige Kluane Museum - schließlich hört man hiervon nur Gutes und wir hatten es bisher noch nie geschafft. Leider bekam ich große Kopfschmerzen und legte mich lieber noch einmal ein bisschen hin. Nach den Erzählungen meiner Lieben habe ich dadurch etwas verpasst: das kleine Museum ist anscheinend ganz groß! Auf der Weiterfahrt entdeckten wir einen schönen Rotfuchs in der Nähe des Tachal Dhal - dafür dieses Mal keine Dall-Schafe (es scheinen sich wohl doch Feinde in der Nähe aufzuhalten - oder ist ein Rotfuchs keine Gefahr für die Lämmer? Wahrscheinlich nicht schnell genug beim Klettern.) Auf dem Weg nach Whitehorse entschieden wir uns, doch auch noch die Aishihik Road zu fahren. Wir werden einfach nicht schlauer - wieder eine unversicherte Straße! Aber wir wollten unbedingt die Rückkehr nach Whitehorse hinauszögern, denn das würde bedeuten, dass der Urlaub schon vorbei wäre. Die Straßenverhältnisse bis zum Campingplatz waren jetzt auch gar nicht soooo schlecht. Und wären dort nicht etliche Warnschilder aufgestellt gewesen, wären wir vielleicht auch noch weiter gefahren. Aber so taten wir ausnahmsweise mal etwas Kluges - genossen die Sonne am Aishihik Lake, die wunderbaren Aussichten während der Fahrt und die Otter Falls - und fuhren dann wieder zurück. Leider ohne Bisons oder Grizzlies oder sonst etwas außer Erdhörnchen gesehen zu haben.

Freitag, 27.05.2016
Nun hatten wir keine Ausweichmöglichkeiten mehr - wir fuhren nach Whitehorse. In der Innenstadt gingen wir ins "Rib & Salmon" zum Essen (ebenfalls sehr, sehr gut!) und schlenderten über die Mainstreet. Danach schafften wir es nach drei Jahren doch auch mal, mit dem Waterfront Trolley zu fahren! Nett, aber auch ein bisschen lahm und da wir an den Stellen, an denen er hält sowieso schon überall waren, war es jetzt nicht das ganz große Erlebnis. Da gingen wir lieber noch mit Helen auf den Spielplatz - das macht mehr Spaß! Abends eine absolute Neuerung für uns: wir fahren auf einen Campingplatz - und der ist voll! Das gibt es doch nicht, bisher hatten wir noch nie Schwierigkeiten. Für was geht man denn in der Nebensaison in den Urlaub, wenn dann alles wegen Überfüllung geschlossen ist? Machte aber natürlich nichts, ein Stück weiter hatten wir dann Glück.

Samstag, 28.05.2016
Irgendwie hatten wir immer noch nicht genug von den Tieren und so führte uns der Morgen ins Yukon Wildlife Preserve. Wir hatten erneut schönes Wetter und konnten somit den 5 Kilometer-Rundweg gut in Angriff nehmen. Welche Tiere uns hier erwarteten wussten wir schon von früher (der Vollständigkeit halber soll gesagt sein, dass es Wapitis, Bisons, Rehe, Elche, Dall- und Fanninschafe (oder Stoneschafe?), Karibus, Schneeziegen, Luchse (welche man kaum zu sehen bekommt, weil die immer versteckt sind), Weißkopfseeadler, Schneeschuhhasen und Polarfüchse sind). Was wir nicht wussten ist, dass es hier super Möglichkeiten zur Vogelbeobachtung gibt. Neben jeder Menge Sumpfschwalben sahen wir Rotflügel-Schwarzstärlinge, einen Gold-Waldsänger, jede Menge Wasservögel, darunter Schwarzhalstaucher, Schwarzkopfruderente, Blauflügelenten, Indianerblässhuhn - und eben einen kleinen Vogel, den wir schon seit vielen Jahren gerne einmal sehen wollten: einen Mountain Bluebird (Berghüttensänger)! Dieser hatte uns auf Bildern schon immer fasziniert, weil er - wie wir finden - mit seinem leuchtenden Blau so gar nicht ins kalte Kanada passt, sondern wir ihn eher bei den Papageien im Dschungel sehen würden. Aber nun durften wir uns live vom Gegenteil überzeugen. Und freuen uns, dass es ihn hier gibt, weil in den Dschungel verschlägt es uns erstmal nicht! Wenn wir uns es recht überlegen, war das jetzt noch einmal das Highlight zum Schluss, denn auch wenn der Vogel an sich erstmal recht unscheinbar aussieht, so macht dieses klare Blau einfach alles wieder wett! Beflügelt von unserem Erfolg machten wir uns ans Auto- und Wohnmobilputzen. Das war dringend nötig (der Dalton Highway ist eben immer schmutzig.) und dauerte dementsprechend eine Weile. Zur Belohnung und zur Entspannung fuhren wir am Abend in die Takhini Hotsprings. Es gibt doch nichts Schöneres, als im warmen Wasser zu liegen und gleichzeitig die Aussicht auf Whitehorse zu genießen. Auf der Rückfahrt zum Campingplatz sahen wir noch zwei Rehe und einen Rehbock und zum absoluten Abschluss noch einmal einen Rotfuchs.

Sonntag, 29.05.2016
Der schlimmste Tag des Urlaubs: Abreisetag! Es lief zwar wieder alles wie am Schnürchen (Wohnmobilabgabe, Shuttle in die Stadt, Shuttle zum Flughafen, Einchecken, Flug und überhaupt), aber trotzdem - heimfliegen will doch keiner! Zeit, ein Fazit zu ziehen: 3 1/2 Wochen auf der Straße, über 11000 gefahrene km (ja, wir waren gut unterwegs), jede Menge Tiere, jede Menge erlebt, viele schöne und einige wenige nicht so schöne Eindrücke, die alle noch verarbeitet werden müssen. Eins ist aber sicher: es war bestimmt nicht das letzte Mal, dass wir hierher gekommen sind. Einmal Kanada, immer Kanada, würde ich sagen. Macht euch darauf gefasst, SK, wir kommen wieder zu euch!!

Bis dahin,
Claudia Haisch