SHE CANada, HE CANada

Text: Rainer Schoof

SHE CANada:

Der erste Supermarkteinkauf für den Wohnmobilurlaub. "Meine Güte, ist das eine riesige Auswahl", ist sie erst einmal erschlagen. "Da weiß man ja gar nicht, wo man anfangen soll. Ich muss einen Plan machen", denkt sie. Sie blickt ihn an, glaubt prompt in seinem Gesicht Verzweiflung zu erkennen und hört ihn ein verdattertes "Ok..." hervorpressen.

Sie teilen sich auf, um Zeit zu sparen. Sie will die wichtigen Dinge des alltäglichen Lebens besorgen. Er soll sich um den Rest kümmern. Ihr ist klar, dass damit auch das tägliche Essen in ihre Verantwortung fällt.

Schnell fällt ihr die thematische Anordnung, die logische Bestückung und die genaue Beschriftung der Regale auf. Das macht ihr das systematische Vorgehen leicht. Jeder Gang baut auf dem vorherigen auf. Schnell sind die wichtigsten Dinge gefunden.

In ihrem Einkaufswagen landen Brot, Butter, Milch, Müsli, Marmelade, Honig, Aufschnitt, Kaffee, Kaffeefilter, Nudeln, Kartoffeln, Pfeffer, Salz, Mineralwasser, Müllbeutel, Frischhaltefolie, Spülmittel sowie sicherheitshalber ein paar Ersatz-Spüllappen und Trockentücher.

Vor der Kasse trifft sie ihn wieder und ist beeindruckt, dass sie nichts doppelt gekauft haben. "Teamwork", denkt sie, "aber schon gut, dass ich mich um das Wichtige gekümmert habe. Das wär sonst schiefgegangen." Ihr Blick schweift noch einmal über seinen Wagen. "Wofür einen Extra-Topf, wenn die Wohnmobilschränke voll mit Töpfen sind?", schüttelt sie innerlich den Kopf. "Egal. Ist Urlaub", denkt sie, sieht ihn zufrieden lächeln und fühlt sich bestätigt.


HE CANada:

Der erste Supermarkteinkauf für den Wohnmobilurlaub. "Wow, hier gibt es ja alles", ist sein Jagdtrieb sofort geweckt. "Da werden wir schon finden, was wir brauchen", freut er sich in Gedanken. Die erste mögliche Beute ist schon entdeckt. Er lächelt verzückt, als sein Blick die Fleischtheke ins Visier nimmt. "OK", sagt er frohlockend. Und denkt: "Attacke!"

Sie teilen sich auf, um Zeit zu sparen. Er soll sich um das Wichtige zum Leben kümmern. Sie will irgendetwas Anderes besorgen. Ihm war von vornherein klar, dass das tägliche Essen in seine Verantwortung fällt.

Instinktiv realisiert er, dass kein System hinter der Warenanordnung in diesem Supermarkt steckt. Das erschwert die Suche. Viele Gänge müssen mehrfach beschritten werden. Er fokussiert seinen Blick und konzentriert sich auf das Wesentliche.

In seinem Einkaufswagen landen drei Kilo Rinderhack, zwei T-Bone-Steaks, ein frisch gegrilltes Brathähnchen, ein Bündel Feuerholz, Arbeitshandschuhe, Feuerzeug, Anzünder, Grillzange, Grillrost, ein großer Stahltopf für das Lagerfeuer und sicherheits­halber noch zwei T-Bone-Steaks.

Vor der Kasse trifft er sie wieder und ist beeindruckt, wie viel sie dann doch noch gekauft hat. "Teamwork", denkt er, "aber schon gut, dass ich mich um das Wichtige gekümmert habe. Das wär sonst schiefgegangen." Sein Blick schweift noch eimal über ihren Wagen. "Wofür Lappen und Trockenücher, wenn die Wohnmobilschränke voll damit sind?", schüttelt er innerlich den Kopf. "Egal. Ist Urlaub", denkt er, sieht sie zufrieden lächeln und fühlt sich bestätigt.