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Neufundland mit dem Wohnmobil Neufundland - Kanada Wohnmobil und Islander

Eisberge, Wale und die Suche nach dem Elch


2 Wochen Neufundland mit dem Wohnmobil


Ein Beitrag zum Textwettbewerb 2014 von den SK-Kunden Petra & Ricardo Schönherr



Achtung! Diese Rundreise ist nicht mehr ab St. John's möglich, da die Vermietstation dort nicht mehr existiert! Stattdessen lässt sich die Reise innerhalb von 3 Wochen von Halifax (Nova Scotia) aus realisieren.



Dass Kanada sehr schön ist, war uns durch vorherige Reisen nach Ontario sowie Alberta und British Columbia bereits klar. Über die Maritim-Provinzen hört man jedoch deutlich weniger, was noch mehr Einsamkeit und wilde Natur verspricht. Überlaufene Sehenswürdigkeiten und lärmende Bus-Reisegruppen wollten wir diesmal gern meiden, also hieß das Ziel: Neufundland. Weniger Tourismus bedeutet aber auch, dass es weniger Angebote gibt - bei SK Touristik wurden wir dann fündig und buchten eine 2-wöchige Wohnmobil-Rundreise ab/bis St. John's. Auch in Reiseführern wird dieser schöne Teil im Osten Kanadas zumeist nur als Nebenziel auf wenigen Seiten behandelt. Das Info-Paket von SK beinhaltete jedoch einen der seltenen Reiseführer speziell für Kanada Maritimes. Bestens vorbereitet konnten wir also im Juni 2014 ins Abenteuer aufbrechen.

26.06.2014 - Ankunft in Neufundland
Die liebevoll als "Newfies" bezeichneten Neufundländer haben den Ruf, die Ostfriesen Kanadas zu sein. Den Klischees zufolge erwarteten wir demnach einfältige Hinterwäldler mit schwer zu verstehendem Dialekt. Vor Ort am Flughafen zeigte uns Garry, ein Mitarbeiter von Islander RV, der uns am Flughafen abholte, dass die Wahrheit wie so oft eine andere ist. Freundlich und offen gab er uns sogleich zahlreiche Tipps zu Einkaufsmöglichkeiten und Routen und freute sich mit uns, dass gerade die richtige Zeit sei, um bei herrlichem Wetter Eisberge und Wale zu bestaunen. Das steigerte unsere Vorfreude natürlich ungemein.
Besonders ans Herz gelegt wurde uns noch, auf Elche zu achten. Mehr als 120.000 Exemplare dieser Tiere bevölkern inzwischen die Insel. Sie haben stets großen Appetit auf junge Bäume und leider oft zu wenig Respekt vor schnellen Autos. Wir allerdings freuten und auf viele zu erwartende Begegnungen mit den großen Hirschen.

Nach der reibungslosen Übernahme unseres 22-feet Motorhomes starteten wir bei leichter Bewölkung am Nachmittag in Richtung des nächsten Supermarktes. Nachdem alle notwendigen Besorgungen erledigt waren, fuhren wir noch ein Stück nach Süden und wählten schließlich unseren ersten Stellplatz für die Nacht im La Manche Provincial Park.
Elche: 0

27.-28.06.2014 - Sonne und Wolken in La Manche und Terra Nova
Am nächsten Morgen zeigte sich das Wetter leider von seiner üblen Seite. Was in der Nacht als leises Trommeln auf das Dach des Wohnmobils begonnen hatte, steigerte sich in einen grauen Dauerregen. Nach einem gemütlichen Frühstück im Trockenen brachen wir dennoch zu unserer ersten Wanderung zu den Ruinen des Ortes La Manche auf - getreu dem Motto: "Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur falsche Kleidung!" Der Weg ist ein kleiner Teil des insgesamt 265 km langen East Coast Trails und ein schöner Einstieg. Des Wetters wegen endete unser Ausflug jedoch bereits nach einigen Kilometern an der 50 m breiten Suspension Bridge, einer beeindruckenden Fußgängerbrücke über die Schlucht des La Manche Rivers mit Blick aufs Meer.

Anschließend führte der Weg in unserem Wohnmobil entlang des Trans Canada Highways zum Terra Nova National Park. Mit jedem Kilometer wurde das Wetter nun etwas besser, so dass wir am Nachmittag und auch am Folgetag bei Sonnenschein tolle Wanderungen unternehmen konnten.

Dabei gab es reichlich schöne Natur, nur ein Elch wollte sich nicht zeigen.
Elche: 0

29.-30.06.2014 - Eisberge in Twillingate
Einer der Höhepunkte unserer Reise sollten die Eisberge sein, weshalb wir uns auf den Weg nach Twillingate begaben, zur "Eisberg Capital of the World". Nach einer langen Fahrt durch eine immer dünner besiedelte Landschaft erreichten wir irgendwann New World Island und plötzlich war er zu sehen: Der erste Eisberg - blau-weiß und wunderschön.

Das Wetter zeigte sich in den kommenden Tagen von seiner besten Seite, kurze Hosen und T-Shirt waren ausreichend und Sonnenschutz ganz wichtig. Auf diversen Wanderungen lässt sich die Gegend erkunden und erlaubt immer neue Blicke auf die weißen Giganten, die majestätisch im Meer thronen. Ganz nah kann man ihnen auf einer der angebotenen Bootstouren kommen und sich erneut von ihrer Schönheit verzaubern lassen. Der Kapitän angelt auch gern ein kleines Stückchen aus dem Wasser. Überhaupt dreht sich hier alles um die Eisberge, die trotz globaler Erwärmung in diesem Jahr zu hunderten zu bewundern waren. So gibt es etwa auch ein Eisbergbier. Die Landschaft erinnert ein wenig an Allgäu mit Meerblick, eine interessante Kombination. Nach hunderten Fotos und endlosen Staunen fiel der Abschied ein bisschen schwer, aber es gab ja noch weitere Höhepunkte auf der Insel und hoffentlich bald auch Tiere zu bewundern, denn bisher war der Stand unverändert…
…Elche: 0

01.07.2014 - Alexander-Murray-Trail und die Mücken
Trübsal wurde nicht lang geblasen, denn es stand bereits das nächste Highlight an! In King´s Point startet der Alexander-Murray-Trail. Der gut ausgebaute Wanderweg führt anfangs durch Wälder und sumpfartige Landschaft und hier fühlen sich auch Mücken wohl. Zum Glück war ein Fläschchen Muscol unser ständiger Begleiter und ließ uns der Sache Herr werden. Der Weg führt über unzählige Stufen auf eine Anhöhe, die es erlaubte, Eisberge in der Ferne zu entdecken und die Landschaft in ihrer Vollkommenheit auf sich wirken zu lassen. Während wir über Holzstege durch das Moor wandelten, lenkten verschiedene Blüten unsere Aufmerksamkeit auf sich: Orchideen, aber auch fleischfressende Pflanzen wie Sonnentau und Kannenpflanzen. Zwischen all dieser Blütenpracht schwirren wunderschöne Schmetterlinge umher.

Auf den Wegen haben die Elche reichlich Dünger hinterlassen, wenngleich es weiterhin zu keiner persönlichen Begegnung kam. Nachdem bereits die meisten der 2200 Stufen geschafft waren, zwang eine verschwundene Brücke zum Abkühlen der Füße. Die kleine Fluss-Durchquerung verleiht dem Trail noch etwas abenteuerlichen Charakter.
Elche: 0

02.-05.07.2014 - Mondlandschaft in Gros Morne
Bei strahlenden Sonnenschein fuhren wir weiter auf den Trans Canada Highway Richtung Westen in den Gros Morne Nationalpark. Steile Felsen und tiefe Fjorde prägen die grandiose Landschaft. Hier spürt man die typische Weite Kanadas ganz besonders.
Ein Höhepunkt sind die Tablelands - eine Art Mondlandschaft die geologisch interessant ist und dem Nationalpark den UNESCO-Welterbe-Titel beschert hat. Spärlich bewachsen und durch einige Bäche zerklüftet wirken die braunen, flachen Berge ein wenig befremdlich neben ihren baumbewachsenen, grünen Nachbarn. Der kurze Wanderweg lohnt sich, auch wenn vor Bären gewarnt wird - von wilden Tieren war weiter nichts zu sehen.
Im Norden des Parks lädt der Coastal Trail zu einer Wanderung zwischen dichtem Wald und wilder Küste ein. Zur Abwechslung soll es hier diesmal Koyoten geben, aber auch die waren glücklicherweise zu scheu für uns. Sehr schön war auch der Weg zum Western Brook Pond, einem eingeschlossenen Fjord, der sich im Laufe der Zeit zu einem Binnensee entwickelt hat. Die Wanderung durchs Moor endet am See, wo man eine Bootstour anschließend kann, die bei entsprechender Sicht einen atemberaubenden Blick auf die Felslandschaft verspricht. Mitunter kann der Nebel dies jedoch verhindern.
Unseren persönlichen Höhepunkt hatten wir beim Kajakfahren in Norris Point. Bei herrlichem Sonnenschein paddelten wir über das klare, ruhige Wasser, als plötzliche eine Gruppe Wale neben uns auftauchte. Friedlich durchkämmten die großen Meeressäuger das Wasser um uns herum und erlaubten uns eine fantastische Perspektive, die es wohl in dieser Art bei keiner Whale-Watching Tour zu erleben gibt.
Elche: 0

06.-07.07.2014 - Wale in Bonavista
Die Sehnsucht nach den Eisbergen ließ uns wieder in Richtung Osten fahren. Die Halbinsel Bonavista liegt im Nordosten Neufundlands an der so genannten "Eisberg Alley" und bietet darüber hinaus die Chance auf verschiedenen Seevögel und Wale.
Doch zunächst galt es, ein gutes Stück Highway hinter uns zu bringen.
Der Skerwink Trail bei Trinity ist wohl einer der schönsten Wanderwege auf der ganzen Insel. Nach einem kurzen Aufstieg wurden wir mit einer wahrhaft mystischen Kulisse belohnt. Über uns strahlte blauer Himmel, über dem Wasser war eine dicke, kühle Nebelwolke, die sich jedoch mehr und mehr der Sonne geschlagen geben musste. In der Ferne schien ein Eisberg über dem Meer zu schweben, unter uns toste das Wasser entlang der bizarren Felsen und Klippen. In der Ferne dröhnte ein Nebelhorn und ganz aus der Nähe hörten wir die Wale. Nach jeder Kurve ein neuer Blick und immer weniger Nebel und endlich konnten wir sie sehen: Buckelwale ganz nah an der Küste. Die in riesigen Schwärmen vorhandenen Lodden bescherten Nahrung im Überfluss, so dass es reichlich Wale zu bestaunen gab. Mit ein wenig Geduld erlauben sie auch wunderschöne Fotos.

Neufundland ist auch für Vogelliebhaber ein lohnendes Reiseziel. Besonders verzaubert haben uns die Papageientaucher. Am Cape Bonavista kann man sich ihnen auf wenige Zentimeter nähern und sich an den drolligen Vögeln erfreuen.

Nur eine Tierart wollte sich noch immer nicht zeigen:
Elche: 0

08.-09.07.2014 - Abschied in St. John's
Unsere Reise näherte sich nun schon langsam ihrem Ende und daher fuhren wir wieder in Richtung St. John's, um uns noch ein wenig urbanes Flair zu gönnen. Als ob es der Natur klar gewesen wäre, dass sie uns so nicht entlassen kann, wurde unsere Geduld nun auch noch belohnt. Innerhalb weniger Stunden zeigte sich eine regelrechte Elch-Parade entlang des Trans Canada Highways. Mit unglaublicher Gelassenheit trotten die großen Tiere über die Straße oder vergnügen sich im Wasser direkt am Straßenrand.

Neufundlands Hauptstadt lässt sich am ehesten als Niedlich beschreiben. Der Hafen wirkt eher industriell und unspektakulär, die Downtown ist dafür recht hübsch und gut zu erlaufen. Ein Blick vom Signal Hill zeigt noch einmal ein paar versprengte Eisberge und vielleicht die Ankunft eines großen Kreuzfahrtschiffes in der engen Hafenzufahrt.
Die Abgabe des Campers gestaltete sich ebenso freundlich und unkompliziert wie die Übernahme. Das deutliche Überziehen des gebuchten Kilometer wurde großzügig übersehen. Nach einem Kaffee und ein wenig Plauderei über die Highlights der Reise wurden wir zum Flughafen gebracht und herzlich verabschiedet.

Fazit:
Kanadas maritimer Osten muss sich keinesfalls hinter den berühmten Reisezielen im Westen verstecken und bietet wunderschöne Natur und fantastische Urlaubserlebnisse.