FRANZIS 6 MONATE KANADA: Das Praktikum ihres Lebens

Franzi in Kanada auf Tour: Tag 77
Ankunft in Toronto

Mit der Air Canada hebe ich in Calgary ab und starte die Reise in Richtung Toronto. Die größte Stadt Kanadas liegt in der Provinz Ontario und ist der östlichste Punkt, den ich bisher angesteuert habe. In den letzten Monaten bin ich ganz schön herumgekommen und habe dabei erlebt, wie vielseitig Kanada ist. Und außerdem auf welch gigantischer Fläche sich das Land erstreckt. Auf der Karte wirkt es gar nicht so weit von A nach B, in der Realität wird mir allerdings bewusst, dass diese Wahrnehmung sehr trügerisch ist. Gut dreieinhalb Stunden vergehen, bis ich am späten Abend den beleuchteten Großraum Torontos erreiche. Die Sicht aus dem Flugzeug ist überwältigend. Diese Stadt ist wirklich groß!

Mit dem Hotelshuttle geht es für mich vom Flughafen ins Sandman Signature Hotel Mississauga. Von hier aus starte ich morgen auf eine in der Tourismuswelt als FAM-Trip bekannte Tour. FAM ist die Abkürzung für "Familiarization" und steht grob übersetzt dafür, etwas kennenzulernen bzw. sich mit etwas vertraut zu machen. Organisiert vom Tourismusverband "Ontario Tourism" verfolge ich gemeinsam mit weiteren Travel Agents im Rahmen einer Wohnmobilreise durch den Südosten Ontarios genau dieses Ziel. Ich freue mich sehr darauf, in den nächsten sechs Tagen eine weitere Provinz Kanadas kennenzulernen. Bevor ich morgen früh auf den Rest der Teilnehmer treffe, kuschel ich mich in mein gemütliches Bettchen und sammel in der einladenden Hotelsuite Energie für das bevorstehende Abenteuer. Gute Nacht.


Franzi in Kanada auf Tour: Tag 78
Silent Lake Provincial Park

Juhuu, es geht auf Erkundungstour durch die Provinz Ontario! Beim Frühstück im Restaurant Denny's findet ein erstes Zusammentreffen der elfköpfigen Gruppe statt. Auf eine erste kurze Vorstellungsrunde folgen weitere Instruktionen zum Ablauf. Im Anschluss fahren wir samt Gepäck mit zwei CanaDream RVs von Mississauga nach Whitby, um dort beim OWASCO RV Centre noch zwei weitere Fahrzeuge abzuholen. Der Wahnsinn! Die Wohnungen auf Rädern sind mit allem Schnick Schnack ausgestattet und durch ihre Slide-Out Funktion enorm geräumig. Das sieht stark nach einem luxuriösen Campingausflug aus! Begleitet werden wir die kommenden Tage von Holly Blefgen, Travel Trade Coordinator von Ontario's Highlands Tourism Organization und Claudia Van Wijk, Inhaberin zweier Wassersportunternehmen. Zusammen haben die beiden die Canadian Canoe Route ins Leben gerufen und auf genau dieser sind wir schon seit wenigen Minuten unterwegs. Katie Roberts und Sarah McMichael von Ontario Parks sind auch mit von der Partie. Sie übernehmen die Organisation rund ums Campen und werden uns mit einer speziellen Auswahl der insgesamt über 330 Provincial Parks in Ontario vertraut machen. In den nächsten Tagen wartet eine Mischung aus kultureller Wissensvermittlung, aktiver Teilnahme an Outdoorabenteuern und natürlich der besonderen Erfahrung eines RV Roadtrips auf uns. Dabei ziehen wir durch das sogenannte "Land of Lakes and Rivers" und bekommen sowohl zauberhafte Provincial Parks als auch historische Stätten zu Gesicht.

Der erste Programmpunkt findet im Canadian Canoe Museum statt und stimmt uns optimal auf den Themenschwerpunkt unserer Tour durch Ontario ein. Beim Besuch des Museums fasziniert mich besonders die Reise durch die verschiedenen Bauweisen, das Material und die Form der Wasserfortbewegungsmittel. Während das Kanu früher hauptsächlich den Zweck der Jagd und des Handels deckte, hat es im Laufe der Zeit mehr und mehr den Status eines Freizeit-/ Sportgeräts erhalten. Auch der technologische Fortschritt spiegelt diese Entwicklung wieder. Damals wurden nur die in der jeweiligen Region zur Verfügung stehenden Ressourcen für die Fertigung eines Kanus verwendet. Ob aus einem ganzen Baumstamm ausgehöhlt oder mit Birkenrinde ummantelt, die Region hat das Material für den Bau bereitgestellt. Faszinierend! Das heutige Kanu besteht meist aus thermoplastischen Kunststoffen und ist so besonders für herausfordernde Gewässer, schnelle Sprints und flinke Wendungen geeignet. Im Anschluss an die Führung durch das Canadian Canoe Museum wird es interaktiv. Beim Bemalen unseres persönlichen, kleinen Paddels ist künstlerisches Geschick gefragt. Ganz still und leise konzentriert sich mit einem Mal jeder auf sein Projekt. Grandios, die Ergebnisse sprühen nur so vor Kreativität! Und mir persönlich hat es auch noch richtig viel Spaß gemacht. In ein- oder mehrtätigen Workshops bietet das Museum Interessierten unter anderem die Produktion eines individuellen Holzpaddels an. Vom Ausmessen übers Schnitzen bis zum Verzieren geschieht alles in Eigenarbeit. Selbstverständlich mit Unterstützung der Fachmänner und -frauen des Museums! Willkommen sind Teilnehmer jeden Alters. Meiner Meinung nach ist das eine extrem coole Sache!

Bis zur Ankunft am nächsten Ziel übernehme ich zum ersten Mal überhaupt die Kontrolle über das Steuer eines des Fahrzeuge. Wuhuu, so ein Wohnmobil ist schon ein gigantisches Gefährt! Meine Erfahrung im Pferdeanhänger fahren kommt mir hier definitiv zu Gute und so manövriere ich den Camper sicher bis nach Bancroft. Im Gem & Mineral Museum bestaunen wir die für die Region charakteristische Reichhaltigkeit an Mineralien und Bodenschätzen. Beim Verlassen des Museums treffen wir überraschenderweise auf ein Zusammentreffen von Mitgliedern des Algonquin Tribes. Sie haben soeben ein Kanu aus Birkenrinde fertiggestellt. Fachlich korrekt bezeichnet handelt es sich um einen Kanadier. Der Oberbegriff "Kanu" steht für die beiden Bootstypen Kajak und Kanadier. Während das Kajak sitzend mit einem Doppelpaddel auf dem Wasser bewegt wird, ist der Kanadier kniend und mit einem Stechpaddel zu fahren. Respekt, das Schmuckstück sieht fantastisch aus und ist dabei auch noch komplett aus Naturmaterialien angefertigt. Wir werfen noch einen Blick in das North Hastings Heritage Museum und navigieren unsere Wohnmobile im Anschluss daran zum Silent Lake Provincial Park. Gerade angekommen, drehen wir noch eine Runde über den See. Selbstverständlich im Kanadier! Holly und Claudia sind absolute Profis und weisen uns voller Enthusiasmus in die Materie ein. Ich fahre mit Nicole. Wir geben eine gute Figur auf dem Wasser ab. Hollys und Claudias Tipps sind äußerst hilfreich. Durch ihre Unterstützung bekommen wir die unterschiedlichen Paddelschläge gezielt die Kontrolle.

Paddeln macht hungrig! Optimal, dass Katie und Sarah in der Zwischenzeit schon ein riesiges Buffet aufgebaut haben. Wir stellen uns Zutaten nach Wahl zusammen, packen alles in Alufolie ein und rösten unser Paket auf dem Lagerfeuer. Danach wird das Ganze in einem leckeren Wrap gequetscht und mit jeglichen Soßen verfeinert. Einfach unschlagbar lecker! Bei einem sündhaft schokoladigen Stück Brownie höre ich anschließend dem Vortrag über die zwei Provincial Parks "Bon Echo" und "Petroglyphs" zu. Im Anschluss an den interessanten Beitrag verziehen wir uns langsam in zweier und dreier Teams in die Wohnmobile. Gemeinsam mit Karin aus der Schweiz teile ich mir eine Luxusunterbringung und bin sehr gespannt auf meine erste Übernachtung im Wohnmobil.


Franzi in Kanada auf Tour: Tag 79
Madawaska Kanu Centre

Die Übernachtung im Wohnmobil war fantastisch. In meinem bequemen Bett habe ich sehr gut geschlafen und fühle mich fit für die heutigen Programmpunkte. Für mich war es die allererste Nacht überhaupt, die ich in einem Zuhause auf vier Rädern verbracht habe. Ich bin ziemlich begeistert und glaube, da könnte ich mich definitiv dran gewöhnen! Das absolute Tageshighlight wartet gegen Mittag am Madawaska River auf uns. Bevor das Abenteuer Ontario vom Silent Lake Provincial Park aus weiter geht, gibt es aber erst einmal ein stärkendes Frühstück. Sowohl auf dem Feuer, als auch auf Kochplatten sowie in den Küchen der Wohnmobile bereiten wir Leckereien zu. Wir tragen alles zusammen und genießen dann gemeinsam Omlettes, Canadian Bacon, Früchte, Joghurt und Muffins. Beim Aufräumen packen alle mit an, sodass wir uns dank der erfahrenen Vorangehensweise von Katie und Sarah schon kurze Zeit später auf der Straße befinden. Mit Stopps am Eagles's Nest Lookout und dem historischen General Store in Maynooth zielen wir in Richtung Madawaska Kanu Centre. Der Eagle's Nest Lookout bietet uns eine schöne Aussicht über Ontario's Highlands. Charakteristisch für diese Region ist ihr hohes Vorkommen an Frischwasser. Würde man aus dem Flugzeug heraus auf die Landschaft schauen, wäre etwa die Hälfte der Region mit Flüssen und Seen bedeckt. Beeindruckend! Eine halbe Fahrtstunde weiter lädt der General Store zu einer kurzen Bummelrunde ein. Von Lebensmitteln über Kleidung und Dekoration bis hin zu Souvenirs gibt es hier nahezu alles, was man so brauchen könnte. Der kleine aber feine Laden hat definitiv Charme!

Mittlerweile befinden wir uns ganz in der Nähe zur Provinzgrenze nach Québec. Das Madawaska Kanu Centre (MKC) öffnet heute Mittag seine Tore für uns und verspricht ein einzigartiges Erlebnis auf dem Wasser. Claudia freut sich ganz besonders, uns in ihrem Freizeit- und Ausbildungszentrum begrüßen zu dürfen. Sie selbst schaut auf eine hocherfolgreiche Sportlerkarriere im Kanu-Slalom zurück. Mit dem MKC führt die zehnfache kanadische Meisterin das Erbe ihrer Eltern fort und macht ihre Leidenschaft zum Beruf. Leidenschaft ist auch genau das Wort, das meine ersten Eindrücke der Anlage widerspiegelt. Hier treffen sich Menschen, die es lieben auf dem Wasser zu sein und dabei die Stärke des Elements zu spüren. Unsere Guides sind was das angeht natürlich ganz vorne mit dabei. Sie sprühen nur so vor Motivation und zeigen spürbare Freude darüber, in wenigen Minuten mit uns einen Teil des Madawaska Rivers zu befahren. Die erste Übungsbeschreibung kreiert doch ein wenig Nervosität bei mir. Obwohl ich mich innerlich sehr auf die Reise flussabwärts freue, erfordert der Sprung in die Strömung dann doch etwas Überwindung. Zack, da bin auch schon ich an der Reihe! Langsam und bedacht setze ich jeden einzelnen Schritt vor den Nächsten, um an die "Absprungstelle" zu gelangen. Das Wasser ist stark und macht es mir nicht ganz so leicht, einen festen Stand zu finden. Unter Anleitung der Guides ist das Ganze aber dann doch einfacher als gedacht und ich treibe mit dem Blick flussabwärts gerichtet und einem etwas erleichterten Strahlen im Gesicht zurück zum Treffpunkt. Wie ich es an mir selbst gespürt habe, hilft diese Übungsform dabei, einen ersten Kontakt zum Wasser aufzubauen und dabei gleichzeitig Angst abzubauen. Gut gelaunt und voller Vorfreude steige ich zu Claudia in den Kanadier. Jeder von uns hat einen Pro hinten im Boot sitzen, der die Steuerung übernimmt. Ich fühle mich sehr geehrt, mit der Weltklasseathletin zu paddeln und von ihr zu lernen. Die WM-Bronzemedaillengewinnerin gibt mir wertvolle Tipps und mit ihrer beeindruckenden Ausstrahlung wirkt sie dabei auf mich durchweg motivierend. Nachdem wir die Basics über Wildwasser, unser Fortbewegungsmittel sowie erste entscheidende Paddelschläge kennengelernt haben, wagen wir uns rein in die Stromschnellen. Der absolute Oberhammer! Ich spüre wie die Wasserwirbel uns kraftvoll vorantreiben. Mit zusätzlichen Paddelschlägen stabilisieren Claudia und ich unseren Kanadier und schweben gefühlt nur so über die Wellen. Ich kann gar nicht genug davon bekommen!

Mit einem für mich ganz neuen und extrem faszinierenden Bewegungserlebnis geht es zurück zu den Wohnmobilen. Am liebsten würde ich jetzt genau wie die Übernachtungsgäste des MKC gemütlich zu Abend essen und bei traumhaftem Wetter schon meine Vorfreude auf einen zweiten Kanutag genießen. Wenn nicht sogar eine gesamte Lehrgangswoche mitmachen! Das Lernen vom Profi macht riesig Spaß und scheint einen Lernfortschritt zu garantieren. Es heißt zwar jetzt wohl oder übel Abschied nehmen vom MKC, aber der Ausblick auf die morgige Raftingtour auf dem Ottawa River stimmt mich positiv. Schon heute Abend werden wir bei OWL Rafting ankommen und die Nacht dort in unseren Wohnmobilen verbringen. Auch OWL ist ein großer Teil von Claudias Leben. Gemeinsam mit ihrem Mann Dirk, der das Unternehmen vor Ort managt bringen die beiden vom Anfänger bis zum Könner jeden motivierten Abenteurer aufs Wasser. Und das mit Erfolg! Über die Saison verteilt zaubern die beiden mit ihrem Team vielen, vielen Menschen ein Lachen aufs Gesicht. Das Whitewater Canoeing war für mich heute definitiv ein unvergessliches Erlebnis. Mal sehen ob auch der morgige Raftingtour hält was er verspricht.

Auf dem Weg zu OWL Rafting am Ottawa River besuchen wir ein Museum der Algonquin First Nations of Piwàkanagàn. Alle ausgestellten Artefakte sind Spenden von einheimischen Menschen. Egal ob ganze Kanus, Kleidungsstücke, Schmuck oder Werkzeuge, hier lassen sich viele historische Bestandteile des Lebens der Algonquins entdecken. Nach der letzten Station für heute, geht ein aktiver und höchst ereignisreicher Tag langsam dem Ende entgegen. Da kommt uns ein schmackhaftes Abendessen bei OWL Rafting mehr als gelegen. Auf die Frage wo denn die vorzüglich schmeckenden Maiskolben und das hervorragend zarte Rindfleisch herkommen, erläutern Dirk und Claudia uns ihr nachhaltiges Gesamtkonzept. Sie setzen auf regionale Produkte und fokussieren einen nachhaltigen und respektvollen Umgang mit der Natur. Angefangen beim Verzicht auf Pappteller und Plastikbesteck über die Nutzung eines Komposttoilettensytems bis hin zur jährlichen Reinigung des Ottawa Rivers. Das vorbildliche Vorgehen der beiden sagt mir sehr zu und ist meiner Meinung nach ein wichtiger und vor allem zukunftsorientierter Ansatz. Wir lassen den Abend gemütlich ausklingen, genießen ein Gläschen Wein und rösten Marshmallows über dem Feuer. Besser könnte die Atmosphäre nicht sein!


Franzi in Kanada auf Tour: Tag 80
OWL Rafting

Mein Wecker holt mich heute Morgen doch recht früh aus dem Schlaf. Ich möchte mich im ersten Moment eigentlich lieber noch mal umdrehen. Es ist gerade so schön warm und gemütlich im Wohnmobil. Ich bekomme aber doch noch die Kurve und traue meinen Augen nicht, als ich durch die Windschutzscheibe einen phänomenalen Sonnenaufgang entdecke. Keine halbe Minute später stehe ich in Schlabberpulli und Jogginghose draußen am Ufer des Ottawa River und bestaune das Farbenspiel. Es sind genau solche Momente, die bedingungslose Zufriedenheit in mir auslösen. Ich vergesse für einen Augenblick alles um mich herum und bin einfach nur im Hier und Jetzt.

Zum Frühstück tischt das freundliche Team von OWL Rafting Einiges auf: Ob Rührei, Würstchen, Toast mit Aufstrich oder Müsli, Joghurt, Obst und Croissants, hier findet jeder Abenteurer seine morgendliche Portion Power für den Tag. Jummy! Nach einer Erkundungstour über das Gelände von OWL Rafting geben uns Dirk und Claudia in die Hände von Guide Chris. Er erklärt uns den heutigen Ablauf der bevorstehenden Raftingtour und macht uns mit der Ausrüstung vertraut. Dabei sorgt er mit seiner natürlichen und sympathischen Art immer wieder für einen Lacher zwischendurch. Ich sag nur "Happy Straps"! Gut vorbereitet und mit Vorfreude im Gepäck schnappen wir uns jeweils eine Schwimmweste, einen Helm und ein Paddel. Je nach Bedarf stehen auch Neoprenanzüge und -jacken zur Verfügung. In voller Montur und mit einem Grinsen im Gesicht steige ich in den Bus. Dirk fährt uns samt zwei Rafts auf dem Anhänger zum Startpunkt etwa 15 Kilometer flussaufwärts. Ehrlich gesagt habe ich schon ein klein wenig Respekt vor den wilden Stromschnellen, würde es aber eher als positive Nervosität bezeichnen. Guide Gwyn weist uns in die Kunst des Raftings ein und geht mit uns die erforderlichen Verhaltensweisen in unterschiedlichen Situationen durch. Auch wenn wir erst mal nicht davon ausgehen, dass einer oder mehrere des Teams ungewollt das Raft verlassen, gibt es mir ein gutes Gefühl über die Szenarien Bescheid zu wissen. Also ich bin bereit! In unserem 7er-Raft paddeln wir entschlossen auf die erste Stromschnelle namens Black Chute zu. Wuhuuu! Alle meine Sorgen sind mit einem Mal verflogen und ich bin mitten drin im Whitewater Adventure. Was für ein grandioses Erlebnis! Die Kraft des Wassers gibt auf der einen Seite die Richtung vor, auf der anderen Seite nehmen wir aber mit unseren Paddelschlägen Einfluss und machen uns das Wasser zu Nutze. Der natürliche Fluss des Wassers wechselt Stromschnellen und ruhende Passagen ab. Diese Kombination aus An- und Entspannung macht das Raftingerlebnis zu etwas ganz Besonderem.

Rückblickend betrachtet, muss ich sagen, dass ich schon viele Erzählungen über Rafting gehört und auch Bilder gesehen habe. Das reale Erlebnis ist aber nicht annähernd mit meinen Vorstellungen von Rafting zu vergleichen. Ich bin nicht sicher was ich genau erwartet habe, aber es ist ganz anders! Es spielen in jedem Fall viele Einflüsse zusammen, die dann dieses einzigartige Gefühl vermitteln. Sehr lohnenswert und absolut genial! Beim gemeinsamen Lunch auf einem Pontoon Boat schippern wir langsam zurück zu OWL Rafting und tauschen uns dabei über das soeben Erlebte aus. Ich könnte gut noch ein paar Tage an diesem wundervollen Fleckchen verbringen, aber unser Programm hält schon die nächsten Highlights parat.

Nach der Verabschiedung von Dirk und seinem Team suchen wir auf der Straßenkarte als Nächstes nach dem Städtchen Perth im Lanark County. Von Schotten im Jahr 1816 als Militärsiedlung gegründet ist Perth die älteste Siedlung in Kanada. Die Region ist traditionell auch bekannt als Maple Syrup Capital of Ontario und da passt das Treffen mit der Maple Queen oder Miss Maple namens Marie White optimal zum Thema. Marie führt uns durch den schönen Ort mit seinem historischen Charme. Kleine Shops laden zum Bummeln ein, etliche Restaurants bieten eine kulinarische Vielfalt und die zahlreichen Grünflächen und Blumen garantieren absolutes Wohlfühlflair. Im Anschluss an die Besichtigungstour fahren wir zum Murphy's Point Provincial Park und schlagen unser Nachtquartier auf. Zum Abendessen gibt es eine riesige Auswahl an Überbleibseln der letzten Tage. Lecker, da stellt sich jeder das Seine zusammen. Ich kann es kaum glauben, dass es schon unser letzter Abend am Campfire ist! Wir haben so viel gemeinsam erlebt und sind in den letzten Tagen als Gruppe zusammengewachsen. Es fühlt sich so an als würden wir uns alle schon ewig kennen, obwohl es erst drei volle Tage sind. Tja so ein Campingausflug verbindet eben! Die Kombination aus den Aktivitäten der letzten Tage und der Zeit im RV hat uns zu einer gut harmonisierenden Gruppe geformt.


Franzi in Kanada auf Tour: Tag 81
Bon Echo Provincial Park

Das letzte Campingfrühstück toppt nochmals alles. Katie und Sarah haben einmal mehr ihre Fähigkeiten und Erfahrung unter Beweis gestellt. Frisch gebrühter Kaffee, selbst gemachte Hash Browns und sogar French Toast stehen inmitten von Aufstrichen, Käse und Früchten parat. Ich bin immer wieder überrascht, was man beim Campen alles zaubern kann. Und das ohne die Küche im Wohnwagen auch nur anzurühren! Ich ziehe definitiv viele Ideen und praktische Tipps aus unserem Campingerlebnis. Gut gestärkt machen wir uns auf den Weg zur Silver Queen Mine. Hier treffen wir auf Tobi Kiesewalter, der uns während seiner Führung auf eine kleine Zeitreise ins frühe 20. Jahrhundert mitnimmt. Entdeckt von irischen Siedlern wurde die Miene innerhalb weniger Jahre zu einer der wichtigsten Abbaustellen von Mineralien. Das Hauptaugenmerk galt den drei speziellen Formen Mica, Feldspar und Apatite.  Eingesetzt wurde Mica neben dem Fensterscheibenbau auch als elektronischer Isolator. Letztere Funktion ist auch heute noch sehr beliebt. Das Mineral wird beispielsweise in der Automobilindustrie verwendet. Die Miene wurde 1920 stillgelegt, nachdem sich herausstellte, dass an anderen Standorten deutlich höhere Vorkommen der Bodenschätze zu finden waren. Glücklicherweise ist die Miene heute noch an Ort und Stelle und ermöglicht Besuchern das Kennenlernen der Abläufe des hier durchgeführten Bergbaus.

Unser nächstes Ziel ist der Bon Echo Provincial Park, bevor es im Anschluss zurück nach Toronto geht. Mit einem eigens zusammengestellten Sandwich machen wir es uns an Board eines Bootes gemütlich. Während wir über den Mazinaw Lake schippern, wird uns Interessantes zum Park und seinen Aktivitäten erzählt. Die Landschaft ist traumhaft und lädt unter anderem zum Wandern, Schwimmen, Paddeln und Klettern ein. An einer massiven Felswand entdecken wir vom Boot aus sogenannte 'Pictographs'. Die Felszeichnungen wurden von Mitgliedern der First Nations Stämme gemalt und stellen verschiedenste Motive dar. Schon beeindruckend, dass die Zeichnungen über so viele Jahre hinweg immer noch gut sichtbar sind. Die Zeiger auf meiner Uhr könnten ruhig ein wenig langsamer laufen während wir hier im Bon Echo Provincial Park unterwegs sind. Der Standort bietet eine vielfältige Landschaft und zahlreiche Freizeitmöglichkeiten. Ein wunderschönes Plätzchen!

Auf dem Rückweg nehme ich noch ein letztes Mal das Lenkrad des Wohnmobils in die Hand und steuere es sicher nach Whitby. Karin und ich unterhalten uns auf dem Weg über die Erlebnisse der letzten Tage. Erst jetzt beim Reden fällt mir auf wie viel wir unternommen haben. Wir haben traumhafte Orte besucht und an einzigartigen Aktivitäten teilgenommen. Mit der großen Vielfalt an Campingplätzen und Provincial Parks hat Ontario viel zu bieten. Dabei findet jeder das passende Angebot, für sich. In Zusammenarbeit mit Sarah und Katie haben Holly und Claudia uns entlang der Canadian Canoe Route begleitet und dafür gesorgt, dass einmalige Momente entstanden sind. 


Franzi in Kanada auf Tour: Tag 82
Niagara Falls

Nach einer erholsamen Übernachtung im Chelsea Hotel starten wir den heutigen Tag mit einem leckeren Frühstück in der hoteleigenen T-Bar. Gemeinsam mit Travel Trade Director Cheryl genießen wir in entspannter Atmosphäre die kulinarisch sehr ansprechend gestalteten Speisen. Gut gelaunt und voller Vorfreude auf den ereignisreichen Tag steige ich gemeinsam mit den sechs weiteren Travel Agents zu Tourguide Willem in den Shuttlebus. Und zwar sitzen wir im sogenannten "Niagara Airbus", der uns wie es der Name vermuten lässt zu den weltberühmten Niagarafällen bringt. Willem versüßt uns die etwa anderthalbstündige Fahrt mit vielen wissenswerten Informationen und Erzählungen über die Provinz Ontario sowie die Region rund um Toronto. Ich bin schon ein wenig aufgeregt! Die Niagarafälle sind eines der Naturspektakel, die schon immer sehen wollte.

Schon der erste Stopp auf unserer Tagestour ist das absolute Highlight. Mit dem Helikopter fliegen wir über die Niagara Falls hinweg und bestaunen die Wasserfälle aus einer spektakulären Perspektive. Aus dem Lake Erie heraus fließt der Niagara River und stürzt dann über die zwei gigantische Wasserfälle herunter. Egal ob die Wassermassen über die American Falls auf amerikanischer Seite oder die Horseshoe Falls auf kanadischer Seite strömen, fließen sie anschließend dynamisch zusammen und setzen ihren Weg in Richtung Lake Ontario fort. Der Rundflug mit Niagara Helicopters geht leider viel zu schnell vorbei, hinterlässt aber bleibende Erinnerungen und ermöglicht einen guten Überblick über die Region.

Nach dem Rundflug bin ich noch interessierter daran, mir die Wasserfälle aus der Nähe anzusehen. Begleitet von Karen Mariano essen wir im Table Rock Restaurant mit direktem Blick auf die Horseshoe Falls zu Mittag. Karen vertritt Niagara Falls Tourism und macht uns mit dem Vermarktungskonzept von Niagara Falls sowie den Angeboten vor Ort vertraut. Ihre Erläuterungen bestätigen meine ersten Eindrücke der Niagarafälle. Sie sind ein absoluter Tourismusmagnet! Jährlich besuchen sehr viele Gäste diesen Ort und erkunden die Region. Über die Jahre ist das Interesse immer weiter gewachsen und so hat sich auch die Struktur der Stadt stark verändert. Es gibt zahlreiche Unterkünfte, Restaurants, Unterhaltungsmöglichkeiten und Shoppingläden. Rund um die Wasserfälle herum haben sich die verschiedensten Unternehmen angesiedelt. Für meinen Geschmack ist es etwas zu überladen Wenn man sich bis zu den Wasserfällen durchgekämpft hat, wird man mit einer einzigartigen Sicht auf das atemberaubende Naturphänomen belohnt. Kein Wunder, dass alle Menschen die Niagara Falls besuchen möchten!

Na dann wollen wir doch mal schauen, was das Programm rund um die Stadt Niagara Falls so alles zu bieten hat. An Aktivitäten mangelt es nicht! Karen macht uns mit Kelley von Hornblower Niagara Cruises bekannt und gemeinsam begleiten uns die beiden zum Dock. Auf dem Boot fahren wir ganz nah ran an die Wasserfälle. Ich spüre das Wasser im Gesicht und realisiere, wie viel Kraft das Element durch die dynamischen Bewegungen entwickelt. Beeindruckend! Nach der Bootstour erlaubt uns der sogenannte "Journey behind the Falls" einen Blick hinter die Horseshoe Falls. Ein Tunnelsystem führt uns sowohl in den Bereich der Klippe, an dem das Wasser herunterschießt als auch an die Randausläufer der Horseshoe Falls. Die von uns anschließend besuchte "MistRider Zipline to the Falls" ermöglicht noch einmal eine komplett andere Perspektive. Die adrenalingeladene Fahrt über insgesamt 670 Meter zaubert einfach jedem Abenteuerliebhaber ein Lächeln aufs Gesicht.

Wahnsinn, wie schnell die Zeit heute vergangen ist. Gemeinsam mit Willem starten wir in Richtung unseres nächsten Programmpunkts, der Konzelmann Estate Winery. Begrüßt werden wir auf dem Anwesen in Niagara-on-the-Lake mit einem Sparkling Wine. Anschließend startet die spannende Führung über das Gelände. Die Winery weist eine lange Tradition auf. Der jetzige Inhaber Herbert Konzelmann ist schon in der vierten Generation Winzer. Wie Herbert auch sind alle Trauben europäischer Herkunft. Seit nunmehr 33 Jahren ist der Weinexperte in Kanada Zuhause und produziert edle Tropfen. Eine ganz besondere Art ist unter anderem der Icewine, ein sehr süßer Wein. Der Name kommt daher, dass die Trauben im gefrorenen Zustand geerntet und verarbeitet werden. So ist der Zucker konzentriert, wenn die Früchte in die Verarbeitung gehen. Interessant!

Der Besuch von Niagara-on-the-Lake rundet den Tag optimal ab. Das Städtchen gefällt mir richtig gut! Ich könnte stundenlang herumstöbern und mich anschließend in eins der einladenden Restaurants setzen, um den Abend ausklingen zu lassen. Leider müssen wir unseren Zeitplan einhalten und fahren nach einer kurzen Pause zurück nach Toronto. Niagara-on-the-Lake werde ich aber sicherlich in Zukunft erneut ansteuern.


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