La Reata Ranch Saskatchewan - Kanada Reiseidee, Tierbeobachtung und Reit-Lodge / Ranch

Im Westernsattel durch die Prärie. Über Saskatchewans endlose Weite, Rinderherden und Cowboyhüte.
Text und Fotos: Franziska Middrup


Rechts und links des Highways riesige Kornfelder und Weideflächen. Durch die Frontscheibe meines Mietwagens sehe ich ein paar Kühe, die genüsslich Grashalme zermahlen. Die Straße zieht sich ganz gerade durch die Provinz und es scheint, als würde sie irgendwo am Horizont verschwinden. Diese Weite hat etwas Besonderes. Sie fasziniert mich. Mein erster Eindruck der Prärieprovinz bestätigt mein bisheriges Denken über Kanada. Das Land ist so unglaublich vielseitig! Jede Facette Kanadas hält neue Eindrücke und Überraschungen bereit.

Auf der Zielgeraden zur La Reata Ranch fahre ich über eine Schotterstraße durch das Ranchland. Ganz überraschend öffnet sich die Sicht auf einen großen See, den Lake Diefenbaker. Auf der Ranch empfängt mich Inhaber George Gaber - Cowboy-like gekleidet mit Hut, Stiefeln, Jeans und Karohemd. George - ursprünglich Georg - ist vor über 20 Jahren aus dem Ruhrgebiet nach Kanada ausgewandert und hat sich hier am Ufer des Lake Diefenbaker eine Guest Ranch aufgebaut. Auf seinen rund 2000 Hektar Land heißt George von Mai bis Oktober Besucher willkommen und teilt sein kanadisches Ranchleben mit ihnen. Ausritte durch die Weiten der Prärie gehören hier zum Tagesprogramm.

Gemeinsam mit George besuche ich die gut 20 Pferde, die sich auf dem Gelände frei bewegen können. Wir finden sie oberhalb des "Cook-Shack", der Kochhütte der Guest Ranch, auf einem Hügel. Die Vierbeiner strahlen vollkommene Gelassenheit aus. Es scheint fast, als würden sie die Aussicht auf den See genießen. Ich kann es kaum erwarten, in den Sattel zu steigen und im Galopp über das Gras zu fliegen.

Nach der ersten Nacht in meiner gemütlichen Cabin fühle ich mich fit und erholt für den bevorstehenden Tag. Gestartet wird mit einem reichhaltigen Frühstück. Köchin Grace zaubert mit Unterstützung von Ranchmitarbeiterin Ivy eine Leckerei nach der anderen. Die beiden servieren Spiegeleier, Bacon, Müsli, Früchte, Joghurt, Marmelade und Toast so viel man möchte. Es gibt neben Kaffee etliche Teesorten und eine Auswahl an Säften. Ich habe schon längst den Überblick verloren, da holt Ivy eine Auflaufform mit Bread Pudding aus dem Ofen. Die süße Speise, zubereitet aus hellem Brot, Milch, Eiern und Rosinen, riecht sündhaft verlockend und duftet nach Zimt. Und sie schmeckt wie sie riecht - lecker!

Gut gestärkt begleite ich George gemeinsam mit den reitbegeisterten Gästen zu seinen Pferden. Jetzt heißt es putzen, satteln und trensen, bevor es auf Entdeckungstour geht. George sucht jedem Gast ein passendes Pferd aus. Er kennt seine Vierbeiner in- und auswendig und liegt mit seiner Zuordnung meist goldrichtig. Wenn Pferd und Reiter doch mal nicht zusammenpassen, hat George immer eine Alternative parat. Für mich geht es heute in den Sattel des Falben Levi. Das Wetter ist klar auf unserer Seite und spendiert uns optimale Reitbedingungen. Der wolkenlose Himmel sorgt in Kombination mit strahlendem Sonnenschein bei allen Beteiligten für hervorragende Stimmung. Das Reiten durch Saskatchewans Ranchland ist eine ganz neue Erfahrung für mich. Mit Gras überzogene Hügel erstrecken sich über einen Großteil der Umgebung. Mitten hindurch zieht sich der etwa 200 Kilometer lange Lake Diefenbaker. Platz ohne Ende! George fordert uns dazu auf, unseren eigenen Trail zu suchen und die Gruppenformation zu verlassen. Obwohl George die grobe Richtung vorgibt, ist jeder ganz individuell unterwegs. Nur ich, das Pferd und die endlos weite Prärie.

Für George ist das Ausreiten gleichzeitig die Kontrolle seines Viehbestands. Die rund 250 Rinder sind im Sommer auf einer riesigen Weidefläche unterwegs und gar nicht so leicht aufzuspüren. Einen Teil der Kühe entdecken wir unten am Wasser. Gezielt nähern wir uns an und beobachten sie. Die Pferde sind dabei entspannt und warten auf weitere Anweisungen. George erklärt uns, dass er Ausschau nach einer bestimmten Kuh hält. Sie ist verletzt und soll in den kommenden Tagen zum Tierarzt. Es braucht nicht lange, da hat George Sichtkontakt - und schon beginnt die Aufgabe! Auf seinem Quarter-Horse Yuma teilt er die Herde geschickt auf und schafft es in wenigen Minuten, zwei Kühe samt Kälbchen zu separieren. Beeindruckend! Beim nächsten Schritt ist Teamwork gefragt. Gemeinsam als Gruppe treiben wir die verletzte Kuh und die drei weiteren Tiere zur Hauptranch. Ich fühle mich wie ein richtiges Cowgirl!

Nachdem wir die Kühe erfolgreich zur Ranch getrieben haben, gönnen wir uns eine Lunchpause. Das leckere Sandwich habe ich schnell verdrückt. Dann ein Nickerchen im Gras. Mit dem Cowboyhut über meinem Gesicht schließe ich die Augen und döse für eine gute Viertelstunde vor mich hin. Herrlich! Ausgeruht stellen wir uns der nächsten Aufgabe. Neben den Angus-Rindern besitzt George auch eine Gruppe Longhorns. Er beginnt, die Herde mithilfe seines Pferdes in Richtung Ranch zu treiben. Die agilen Paarhufer bringen ihn dabei ganz schön ins Schwitzen. Ich helfe mit, den Kühen den Rückweg zu versperren, während George die Tiere im Galopp umkreist und zur Ranch lotst. Ein beeindruckendes Schauspiel! Es ist ein aufregendes Gefühl, bei der Arbeit eines Ranchers mitzuwirken.

Nachmittags kehren wir zurück zur Ranch - geschafft, aber glücklich! Nachdem die Pferde versorgt sind, steigt George auf seinen Jetski und hängt einen überdimensionalen Schwimmreifen an das Gefährt. So eine schöne Abkühlung im Lake Diefenbaker lasse ich mir nicht entgehen! Schnell hüpfe ich in meine Badesachen und schnappe mir ein Handtuch. Ich setze mich in den Reifen und suche mir zwei Griffe zum Festhalten. Die wilde Fahrt kann losgehen! George gibt von vorn herein Vollgas und zieht den Reifen von rechts nach links über das Wasser. Ich kann nicht aufhören zu lachen. Wir sind so schnell, dass ich das Gefühl habe, wir heben gleich ab. Meine (Freuden-)Schreie hört man wahrscheinlich bis zum Steg. Was für ein Spaß und eine fantastische Erfrischung noch dazu.

So ein ereignisreicher Tag macht hungrig. Mein Magen knurrt fordernd, als ich den "Cook-Shack" betrete. Aus der Küche riecht es schon wieder überaus verlockend. Gemeinsam mit allen Gästen und Teammitgliedern der La Reata Ranch machen wir uns über die Mahlzeit her. Yummy! Das saftige Steak schmeckt hervorragend. Dazu Ofenkartoffeln und Grillgemüse - perfekt! Pappsatt und rundum zufrieden verlagern wir das Beisammensein in den Saloon der Ranch. Wir stoßen auf den wunderschönen gemeinsamen Tag im Ranchland Saskatchewan an und lassen den Abend gemütlich bei einem Bier ausklingen. Oder waren es zwei? Cheers!
Franzi La Reata Ranch