Elena in B.C. British Columbia, Cariboo & Chilcotin Coast - Kanada

Elena in British Columbia
September 2015

Wow! Was für eine (An)Reise das war. Durch schlechtes Wetter in Montreal ging unsere Maschine eine Stunde später in die Luft als geplant, wodurch meine Mitreisende, unser Videographer und ich den Anschlussflug nach Victoria verpasst haben. Das brockte uns nach bereits 25 Stunden auf den Beinen noch mal einen Flughafenaufenthalt von 2 1/2 Stunden ein. Aber um 2 Uhr Nachts haben wir unser Hotel Coast Coal Harbour erreicht und ich falle völlig erschöpft in mein riesiges Queen-Sized Bettchen.

Am nächsten Tag geht es zuerst in die Butchart Gardens in der Nähe Victorias. Vom Zementbusiness an Kanadas Westküste angezogen richteten sich die Butcharts um 1900 ca. 21 km außerhalb von Victoria ein. 1904 begann Frau Butchart ihren Traum von einem kleinem Paradies in Grün umzusetzen. Die Gartenanlage ist wunderschön und ganz anders als unseren heimischen botanischen Gärten. Im Sommer finden spannende Events statt, z.B. Schauspiele oder Feuerwerksshows. Der Indian Summer erstrahlt hier in allen erdenklichen Farben und Formen. Im Dezember wird der Garten dann mit vielen Lichtern geschmückt - 12 days of Christmas heißt das Motto. Außerdem wird hier jeden Winter eine kleine Eislaufbahn errichtet.

Am Nachmittag führt uns der Weg in das Royal BC Museum mitten in Victoria. Allein das Gebäude verspricht bereits Geschichte. Zum Zeitpunkt meines Besuchs ist eine Ausstellung der First Nations und des Gold Rush zu bewundern. Ureinwohner haben zusammen mit dem Museum eine Szenerie geschaffen, die diese fremde Welt erstrahlen lässt. Unter anderem konnte ich den verschiedensten Sprachen lauschen, Schnitzereien bestaunen und ein Long House erkunden. Die First Nations wünschen sich, dass ihre Kunst berührt und entdeckt wird. Wirklich toll! Aber auch für Goldsucher wird gesorgt: In der Gold Rush Ausstellung dreht sich alles um den Goldrausch um 1896 am Klondike River. Hier wurde sogar eine Stadt - besser gesagt ein ganzes Stadtviertel - um 1900 errichtet. Ein kleiner Raum im Stadtviertel repräsentiert den Warteraum eines alten Bahnhofs. Authentisch. Mit originaler Tonaufnahme.

Und weiter im Programm - mit Orca Spirit Adventures. Direkt hinter unserem Hotel, dem Coast Coal Harbour, erwartet uns ein teils überdachtes, mittelgroßes Motorboot. Mit etwa 25 anderen Passagieren geht es dann auf eine dreistündige Reise vor die Küste Washingtons. Ich kann jetzt endlich behaupten, dass ich mal in den USA war. Die Guides sind wirklich sehr nett und versorgen uns immer wieder mit interessanten Informationen, während die Passagiere aufgeregt ihre Kameras auf das Meer gerichtet halten. Und wir haben Glück! Eine Gruppe von 4 bis 8 Orcas sind auf der Jagd nach Lachs. Ich habe zum ersten Mal Orcas in freier Wildbahn erlebt und diese großen Tiere aufatmen zu hören - ein wahrlich unbeschreibliches Gefühl für mich. Übrigens ist dort ein Orca ansässig, der vermutlich rund 104 Jahre alt ist! Ihr Name passend: Granny.

Am zweiten Tag gibt es ein neues erstes Mal: Noch nie zuvor bin ich mit einer Fähre gefahren und erst recht nicht mit so einer riesigen! Die BC Ferries sind echte Giganten. Die Überfahrt nach Vancouver ist allerdings trotz der Größe sehr angenehm. Es ist kaum spürbar, dass sich das große Schiff bewegt. Nur unten, dort, wo die Autos und unter anderem unser Bus stehen, spüre ich, dass ganz schön was los ist.

Den Stau im Hafen in Vancouver lassen wir lässig hinter uns. Wir sind spät dran und erwischen noch schnell ein Taxi für das South Terminal. Die Maschine der Pacific Coastal Airline ist der krasse Unterschied zu meinem vorherigem Gefährt: klein! Jeder hat einen Sitzplatz am Fenster, und weil ich relativ weit vorne sitze, kann ich sogar geradewegs den Piloten bei ihrem Handwerk zugucken. Ich fühle mich wie bei einem Flugsimulator. Der Flug ist klasse. Eine knappe Stunde später landen wir an dem kleinen, aber feinen Flughafen von Williams Lake - mitten im Cariboo County! Beverly von Cariboo Chilcotin Coast sammelt uns ein. Noch schnell einen wichtigen Zwischenstopp bei Tim Horton einlegen, ein letzter Tankstopp und ab Richtung Kamloops. Die Straße wird nach ein einigen Kilometern zur Gravelroad. Die Gegend ist einsam und verlassen; aber das mag ich. Cariboo eben. Endlich raus aus der Stadt und rein in die Natur.

Ich habe die Orientierung schon längst verloren. Beverly fährt bei Mile 70 von der Straße ab. Der Weg zur Ranch scheint endlos - sind schon über eineinhalb Stunden von Williams Lake entfernt. Das nächste Geschäft, wird mir später erzählt, sei gar nicht so weit entfernt - gute 50 Minuten nur. Das sei zu verkraften. Als wir die Ranch erreichen, stechen mir zu erst die weißen Zelte ins Auge. Als ich dann später eines betrete, komme ich mir wie bei den Quidditch-Weltmeisterschaften vor! Es ist sehr luxuriös und viel größer als gedacht. Die Ranch ist bezaubernd und ich als Hundefreund begeistert von den vier Ranchhunden. Dann ein Ausritt - auf den wahrscheinlich liebsten Pferden der Welt. So ruhige und zutrauliche Tiere, sogar während sie gefilmt werden. Festellen musste ich allerdings, dass Bogenschießen nicht zu meinen Stärken gehört.

Zwei Tage später schlürfe ich den leckersten Kaffee der Welt (The Kicking Horse Kaffee) und mampfe genüsslich Blueberry Muffins, bevor es schließlich zurück zum 70 Mile House geht. Etwas wehmütig lassen wir die Ranch hinter uns. Sie ist wunderbar. Entspannt. Ruhig. Abgeschieden. Als wir den vermeintlich gleichen Weg zurück fahren, wundern wir uns über einen Bauernhof, den wir bei unserer Anreise nicht gesehen hatten. Für ein paar Momente kommen wir uns verloren vor, bis Beverly einen anderen Autofahrer anhält, der zu unserem Glück ein "Local" ist. Er sagt, dass wir nur die Straße links gerade aus fahren müssten. Erleichtert machen wir uns auf den Weg. Auf der Straße stehen plötzlich Kühe. Eines der Kälber bleibt stehen und starrt uns an. Als wir langsam vorbei fahren, humpelt es beleidigt zur Seite. Das habe ich auch noch nicht erlebt und muss schmunzeln. Nachdem wir nach eineinhalb Stunden Williams Lake erreichen, bringt uns Beverly zu ihrem Elternhaus, wo ihre Pferde auf uns warten.

Nach dem kurzen Besuch bei Beverly, die wir mittlerweile Bobby nennen dürfen, machen wir uns auf den Weg nach Barkerville. Wir werden weitere, knapp drei Stunden unterwegs sein. Als wir Quesnel durchqueren, stoßen wir auf unseren ersten, jungen Schwarzbären. Er steht am Straßenrand. Meine Kollegin läuft ein Stück die Straße hinunter, um einen besseren Blick auf das Tier zu bekommen. Dann entscheiden wir uns, schnell weiterzufahren. Die Mutter dürfte nicht weit sein. Ein paar Kilometer vor Wells stoßen auf unseren zweiten Bären. Er überquert die Straße zügig und verschwindet dann im Gebüsch. Mist - keine Fotos. Wir kommen in Nachmittags in Barkerville an und Essen zu Mittag. Leckere Sandwiches, dazu Kartoffelsuppe. Ach ja, übrigens habe ich hier in der historischen Ortschaft auch Gold gefunden. Abends essen wir im Blue Paw's Café. Es ist das erste blaue Haus in Wells, wenn man von Barkerville kommt. Nicht zu übersehen. Es gibt deftige Hausmannskost. Empfehle ich guten Gewissens weiter!


Der fünfte Tag bricht an. Heute schauen wir uns die Goldgräberstadt noch etwas genauer an. Die Bakery hat himmlische Pastries und süßes Gebäck - ich kann gar nicht widerstehen. Es gibt auch einen Süßigkeiten- und Teeladen mit sehr, sehr viel Auswahl - zu meinen Leidwesen. Unser Guide führt uns einen Hügel hinauf. An der höchsten Stelle angekommen überblicken wir das ganze Dorf. In der Blütezeit Barkervilles, erzählt unser Guide, lebten hier über 10.000 Menschen, die vom Traum des großen Geldes angelockt wurden. Sogar zwei Schulen gab es hier. Eine davon haben wir sogar besucht. Ein paar Jahre zurück versetzt, in die dritte Klasse nämlich, wurden wir von Ms Thompson unterrichtet. Ich habe mich ganz schlecht gefühlt, als ich meine Hände mal nicht brav gefaltet auf dem Tisch liegen hatte. Es war wirklich sehr lustig und die Schauspielerin hat einen tollen Job gemacht. Man bedenke, dass fast alle Schauspieler im Ort Wells nebenan wohnen. Das Dorf hat 220 Einwohner, jeder kennt jeden. Es ist eine so tolle Stadt und die Theatergruppe hat so viel Spaß und Energie, und das auch wenn vielleicht nur 10 Leute im Publikum sitzen. Ende September hört die Saison für die Schauspieler auf, aber Bakerville ist trotzdem ganzjährig geöffnet. Ich habe meine Zeit hier sehr genossen und ich empfehle jedem, der im Cariboo unterwegs ist, mal vorbei zu schauen.

Tag 6 im wunderschönen British Columbia. Beverly fährt uns zurück nach Quesnel. Von dort aus fliegen wir mit der Central Mountain Air zurück nach Vancouver. In der bekanntlich schönsten Stadt der Welt kommen wir im Sandman an der Davie Street unter. Nach einem Drink an der Bar - direkt neben dem Hotel - machen wir uns dann auf den Weg Richtung Gastown. Hier beim Canada Place besuchen wir das Fahrgeschäft Fly over Canada. Fly over Canada ist eine Simulation - in 4D. Sehen, fühlen, riechen und hören. Sieben Minuten lang fliegen wir über die verschiedenen Provinzen Kanadas. Ich rieche Felder, gemähtes Gras, Pferde, fühle Wind, Kälte und Nässe. Der Wahnsinn! Später gehen wir japanisch Essen. Das Restaurant heißt Guu, in der Nähe der berühmten Steam Clock in Gastown. Das Restaurant ist zwar eine Kette, hat aber exzellentes Essen, mit modernem japanischen Flair und einer super Bedienung. Der Abend endet für uns gejetlaggten Damen spät. Es naht der siebte, und damit letzte Tag in Kanada. Ich weine schon mit einem Auge. Vancouver ist so schön!

Der Wecker klingelt um 7 Uhr. Ich fühle mich schon fast ausgeschlafen. Auch am letzten Tag in Kanada steht Programm an. Es geht für uns zu erst zum Grouse Mountain im Norden Vancouvers. Es schüttet wie aus Eimern. Aber das macht uns nur wenig aus, als wir oben auf dem Berg zwei Grizzlies hautnah sehen können. Einer döst im Wasser, während der andere genüsslich auf Äpfeln kaut. Wir haben ein "Breakfast with the Bears". Sehr gutes Buffet und wieder sehr leckerer Kaffee. Mein Energielevel steigt. Unser Besuch endet nach 1 1/2 Stunden. Die Shows finden wegen des starken Regens nicht statt. Aber die Capilano Suspension Bridge wartet! Regen. Im Regenwald. Wir wandern über die Baumkronen, über die Hängebrücke und am Kliff entlang. Hier erfährt man einiges über die Kunst der First Nations. Nach einer guten Stunde heißt es: weiter geht’s! Mit einem kurzen Abstecher im berühmten Stanley Park Richtung Granville Island. Ich würde da übrigens glatt hinziehen: Unfassbar leckeres Essen wohin das Auge reicht! Wir treffen hier Johanna von Vancouver Foodie Tours. Sie führt uns durch den Markt und erzählt uns viele interessante Dinge während wir genüsslich Brot und Käse probieren. Hier gibt es die besten Donuts weit und breit: "Lee's Donuts Of Granville Island". Holt euch den Honey Dip Donut, wenn ihr zu Besuch seid. Ich hätte mir am liebsten Hunderte mitgenommen. Hab aber einen viel zu kleinen Koffer. Unser final stop ist bei Sea Vancouver für eine Zodiac-Tour. Diese Tour ist der Wahnsinn! Viel Wissenswertes, inklusive Sightseeing von der English Bay aus und weite Sprünge über Wellen. Ich habe super viel Spaß und kein Anflug von Übelkeit. Nach diesem Ereignis müssen wir uns von unserem Kameramann verabschieden. Schade! Er hat unsere Zeit in Kanada perfekt eingefangen! Dieser Trip war toll! Ich durfte so viele nette Leute kennenlernen. B.C., ich komme wieder! P.S.: Auf dem Rückflug habe ich doch tatsächlich die Nordlichter kurz vor Grönland gesehen! WOW!

Danke für's miterleben, Eure Elena.
Elena auf Granville Island

Elena unterwegs in Nord-Vancouver

Wale vor Victoria beobachten

Im Cariboo reiten!