Terra Nostra Ranch British Columbia, Cariboo & Chilcotin Coast - Kanada Reit-Lodge / Ranch, Kanuverleih und Reiten Kanada

FRANZIS 6 MONATE KANADA: Das Praktikum ihres Lebens

Franzi in Kanada auf Tour: Tag 34
Ankunft Terra Nostra Guest Ranch

Boarding completed! Mit einer Gesamtzahl von 15 Passagieren startet mein Flug von Port Hardy nach Vancouver pünktlich um 7.30 Uhr. Fantastisch, in den kleinen Maschinen der Pacific Coastal Airlines hat automatisch jeder einen Einzelplatz am Fenster. Der Co-Pilot übernimmt neben der Assistenz im Cockpit auch noch das Verladen der Gepäckstücke und die Sicherheitseinweisung. Sehr sympathisch! Während des Flugs habe ich freie Sicht auf die vielen Knöpfchen und Hebel im Steuerraum des Flugzeugs. Eine ganz ungewohnte Erfahrung, dass das Cockpit nicht räumlich vom Flugzeuginnenraum getrennt ist. Ich finde es klasse und nebenbei auch noch höchst interessant!

Die Route nach Vancouver führt uns über die Coast Mountains. Ich kann gar nicht genug von dieser atemberaubenden Aussicht bekommen! Schneebedeckte Berge und unzählige Seen und Flüsse, die sich durch die Täler ziehen. Innerlich feiere ich gerade eine kleine Party bei dem Gedanken, dass mich mein Anschlussflug nach Anahim Lake nochmals über die Bergkette schweben lässt. In Vancouver habe ich einen Aufenthalt von gut zwei Stunden, bevor es dann wieder in den Flieger geht. Ursprünglich ist eine Zwischenlandung in Bella Coola geplant. Aufgrund des Wetters entscheidet sich der Pilot allerdings gegen das Ansteuern des Flughafens. Ehrlicherweise bin ich auch gerade ganz froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Dort oben hat es uns auf dem letzten Stückchen ganz schön durchgeschüttelt!

Christoph, Inhaber und Manager der Terra Nostra Guest Ranch, holt mich mit seinem Pick-up am Flughafen ab. Das Wort Flughafen setze ich mal in Anführungszeichen. Am Ende des einzigen Rollfeldes steht ein kleines Office und das war es dann auch schon. Süß! Auf dem Weg zur Ranch erzählt mir Christoph die Kurzversion des Waldbranddramas der letzten Wochen. Glücklicherweise hat das Feuer nicht in unmittelbarer Nähe seiner Ranch gewütet. Durch die hohe Gefahrenstufe und die Straßensperrungen rund um das Anwesen, ist die Gegend allerdings für drei Wochen evakuiert worden. Vor ungefähr einer Woche hat sich die Lage dann stetig entspannt. Seit gestern ist auch der zur Ranch führende Highway 20 wieder in beiden Richtungen befahrbar. Ich kann es mir nicht wirklich vorstellen, wie es sich anfühlt, in einer solchen Krisenlage zu stecken. Beim Zuhören wird mir allerdings bewusst, dass in der Gesamtsituation das Gefühl der Machtlosigkeit sehr furchteinflößend sein muss. Zum Glück hat sich die Waldbrandsituation entschärft und Christoph heißt gemeinsam mit seiner Frau Corinne wieder Gäste auf der Ranch willkommen.

Nach einer ersten Begrüßungsrunde und dem Bekanntmachen mit den fünf Helfern zieht es mich als aller erstes raus auf die Pferdewiese. Hier auf der Ranch sind die Verbeiner die gesamte Zeit über draußen und teilen sich eine riesige Weidefläche. Oh nein wie süß, Teil der Herde sind auch zwei Fohlen! Nach einer intensiven Kuscheleinheit gehe ich weiter auf Erkundungstour. Wirklich weit komme ich nicht, da läutet es zum Abendessen. Hmmm, das tut gut! Nach der leckeren Mahlzeit spüre ich meine Müdigkeit und verziehe mich langsam aber sicher Richtung Bett. Für die nächsten sieben Tage teile ich mir eine Cabin mit den Helfern Martina und Carolina. Beide kommen aus der Schweiz und nehmen mich herzlich auf.


Franzi in Kanada auf Tour: Tag 35
Zweiter Tag auf der Terra Nostra Guest Ranch

Mein erster Morgen auf der Terra Nostra Guest Ranch beginnt mit einem leckeren Frühstück zusammen mit den anderen Helfern. Über den Sommer haben Corinne und Christoph mehrere Volontäre zu Gast, die gegen Kost und Logis auf der Ranch mithelfen. Suchen müssen die beiden nicht nach ihren Helfern. Jedes Jahr melden sich etliche motivierte Personen, um beim täglichen Geschehen mit anzupacken und das Leben auf einer kanadischen Guest Ranch mitzuerleben. Auch ich werde das Terra Nostra Team in den nächsten Tagen unterstützen und mir dabei einen Überblick über das Gesamtpaket der Ranch verschaffen.

Nach dem Frühstück geht es auch direkt los. Zusammen mit Michi und Carolina räume ich die Tische ab, helfe beim Spülen und stelle die Ordnung in der Küche wieder her. Ich versuche mir so viel wie möglich zu merken. Bis ich genau weiß wo ich die nötigen Utensilien finde, wird es aber wohl noch die ein oder andere Küchensession brauchen. Die Basics sollten aber schon mal sitzen! Als nächstes stehen kleine Aufräum- und Putzarbeiten im Hauptgebäude der Ranch an. Neben der Küche und dem großen Aufenthalts- bzw. Essbereich umfasst das komplett aus Holz bestehende Gebäude vier geräumige Zimmer. In den liebevoll eingerichteten Räumen finden ganz bequem jeweils bis zu drei Personen platz.

Da momentan noch nicht so viele Gäste auf der Ranch sind, nutzen wir den Nachmittag für einen Ausritt um den an die Ranch grenzenden Clearwater Lake. Sehr cool, ich darf direkt am ersten Tag aufs Pferd! Corinne bereitet uns noch ein kleines Lunchpaket vor und dann schnappen wir uns die Vierbeiner. Für mich ist das Reiten im Westernsattel neu, da ich aus der Heimat nur den Spring- und/oder Dressursattel gewohnt bin. Ich freue mich auf die neue Erfahrung und bin optimistisch, dass alles gut klappt. Mein Pferd hört auf den Namen Billy Boy und ist ein brauner Tennessee Walker Wallach. Er benimmt sich beim Putzen sehr vorbildlich und wirkt absolut tiefenentspannt. Es macht Freude, die Pferde so zufrieden zu sehen. Durch die Bank weg scheinen sie das unbeschwerte Leben in der Herde und ihren nahezu unbegrenzten Auslauf zu genießen. Wir sind mit insgesamt fünf Pferden unterwegs und starten unsere etwa vierstündige Route rund um den See. Die Wege führen uns durch den Kiefernwald und bringen mit ihren variierenden Verhältnisse viel Abwechslung in den Ausritt. Mal sind die Wege breit, mal ganz schmal. Zwischendurch geht es bergauf und dann wieder bergab. Billy Boy macht seinen Job hervorragend. Er hört auf meine Anweisungen und passt gut auf wo er hintritt. Ob Steine, Büsche oder kleine Baumstämme, für ihn alles kein Problem! An einem der Aussichtspunkte auf unserem Weg legen wir eine gemütliche Lunchpause ein. Mit der Nase im Wind und dem Blick auf den See schmeckt das Sandwich gleich noch dreimal besser. Selbstverständlich bekommen auch die Pferde ihre Leckerchen! Gut gestärkt sitzen wir wieder auf und reiten weiter. Nach guten vier Stunden sind wir zurück auf der Terra Nostra Ranch. Billy Boy bekommt von mir noch eine belohnende Streicheleinheit, bevor er fröhlich wiehernd zu den anderen Pferden läuft. Na das war doch mal ein super Ausritt!


Franzi in Kanada auf Tour: Tag 36
Dritter Tag auf der Terra Nostra Guest Ranch

Nach dem Frühstück steige ich zusammen mit Christoph und Pilot Alex ins Wasserflugzeug. Vom Clearwater Lake aus starten wir zu einer Berghütte, die Christoph und Corinne kürzlich erworben haben. In wenigen Wochen sind die ersten Gäste vor Ort und deshalb nutzen wir heute die Zeit, um letzte Baumaßnahmen abzuschließen und alles auf Vordermann zu bringen. Juhuu, Alex startet den Flieger und wir sind schon gefühlt nach wenigen Sekunden in der Luft. Von hier oben habe ich eine gute Sicht auf die Ranch und ihre Umgebung. Auf der einen Seite erkenne ich Wald soweit das Auge reicht. Auf der anderen Seite schießen Berge aus dem Boden. Umso höher wir aufsteigen, desto weiter kann ich in die Ferne sehen. Der sichtbare Ausschnitt der Coast Mountains wird größer und fesselt meinen Blick für einige Minuten. Es ist faszinierend, dass sich nach nur wenigen Flugminuten die Landschaft vom flachen Ranchland zum hochalpinen Gebirge verändert. Die Vielfalt Kanadas ist beeindruckend! Nach knappen 15 Minuten in der Luft legt Alex eine butterweiche Landung auf dem Wilderness Lake hin. Christoph schaut zu mir rüber und an seinem Schmunzeln bemerke ich, dass mein Gesichtsausdruck mal wieder alles über meine Gefühlslage verrät. Ich sitze mit offenem Mund da und komme aus dem Staunen nicht mehr raus. Der kristallklare Bergsee schimmert in einem intensiven blau.  Die Gräser und Blumen fügen dem Panorama ein sattes grün mit bunten Akzenten hinzu und mitten in diesem farbenprächtigen Bild  steht die kleine, aber feine Berghütte. Ein Traum!

Nachdem ich die Phase der Sprachlosigkeit hinter mir habe, bin ich bereit für eine kleine Erkundungstour. Die Hütte ist ausgelegt für vier bis sechs Personen und steht ganz allein umgeben von Berggipfeln auf einem kleinen Hochplateau. Keine zwanzig Meter entfernt verläuft das Ufer des wunderschönen Bergsees. Ob Wandern, Kanu fahren, Schwimmen oder einfach nur relaxen und die Ruhe genießen, hier oben auf rund 2.000 Metern Höhe stehen alle Türen offen für ein einzigartiges Urlaubserlebnis.

Immer noch leicht geflasht von der atemberaubenden Naturlandschaft, packe ich mir auf Anweisung von Christoph eine Astschere und schneide die Pfade um die Hütte frei. Der stolze Inhaber ist handwerklich sehr begabt und hat hier oben schon viele kleine Neuerungen in Eigenarbeit durchgeführt. Im Anschluss an unsere gemütliche Lunchpause assistiere ich noch ein wenig beim Bau des Geländers rundum die Terrasse der Hütte. Hammermäßig, da haben wir heute richtig was geschafft! Ehrlich gesagt bin ich schon ein wenig neidisch auf die Gäste, die hier oben im Paradies einen Teil ihres Sommers verbringen werden. Am liebsten würde ich direkt noch ein paar Tage hierbleiben!


Franzi in Kanada auf Tour: Tag 37
Vierter Tag auf der Terra Nostra Guest Ranch

Diese Nacht habe ich von der Berghütte am Wilderness Lake geträumt. Der Hinflug verlief nicht so reibungslos wie es gestern mit Pilot Alex der Fall war. Höchstwahrscheinlich hat es daran gelegen, dass ich in meinem Traum am Steuer der Maschine saß! Nachdem ich das Flugzeug irgendwie (bruch-)gelandet habe, entwickelte sich der nächtliche Ausflug vom vermeintlichen Albtraum zu einem wunderschönen Erlebnis. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, muss mich dieser Ort stark beeindruckt zu haben.

Mein Arbeitseinsatz beginnt heute in der Küche. Ich helfe Corinne und Michi bei den Vorbereitungen für das Frühstück. Ich übernehme dabei die Zusammenstellung der Lunchtüten. Sie enthalten ein selbst gemachtes Sandwich, Müsliriegel, Fruchtsaft und ausgewähltes Obst oder Gemüse. Beim Frühstück können sich die Gäste ihren Snack mitnehmen und dann später zur Stärkung verputzen. Die allerschnellste Arbeitskraft bin ich heute Morgen nicht. Tüte für Tüte packe ich gefühlt in Zeitlupe ein und schaue mir dabei ganz genüsslich die wundervollen Zeichnungen auf ihrer Vorderseite an. Zuerst dachte ich, die Tüten seien bedruckt. Aber nein! Jedes einzelne Motiv haben die Helfer der Terra Nostra Ranch kreiert. Von liebevollen Sprüchen über abstrakte Landschaftsbilder bis hin zu realitätsgetreuen Tierzeichnungen bestaune ich die individuellen Meisterwerke. Ich bin tiefst beeindruckt von dieser Kreativität!

Nach einem gemeinsamen Frühstück mit den anderen Helfern schließe ich mich Martina und Michi an. Die beiden nehmen mich mit zum umgebauten Stall. Am späten Nachmittag kommen fünf Personen an, die es sich für mehrere Nächte in drei der insgesamt vier Wohneinheiten gemütlich machen werden. Für uns heißt es also jetzt aufräumen, Betten neu beziehen und putzen. Na dann mal ran an die Arbeit! Aus Neugierde werfe ich zwischendurch mal einen Blick in den oberen Teil des Stalls. Sehr cool, die Einheit ist aufgeteilt in einen geräumigen Aufenthaltsbereich und zwei Zimmer mit Doppelbetten sowie eigenem Bad. Vom Hauptraum gelangt man über eine Leiter auf eine Plattform, die als Matratzenlager dient. Ein pfiffiges Extra!

Bis zu den Vorbereitungen fürs Abendessen haben wir erst einmal einen entspannten Nachmittag vor uns. Ich sitze gemeinsam mit Caro im Cabin als Corinne uns auf einen spontanen Abstecher zum See abholt. Und zwar mit Pferd! Ich freue mich wie ein kleines Kind, als ich auf dem Rücken des Wallachs Avalanche ins Wasser reite. Mit einem Pferd schwimmen gehen, ist schon seit ich klein bin eine meiner absoluten Traumvorstellungen. Und jetzt wird sie wahr! Langsam steigt das Wasser am Körper von Avalanche bis auch ich schließlich bis zur Hüfte nass werde. Ich spüre wie der Wallach den Boden unter den Füßen verliert und sich mit kraftvollen Beinbewegungen im Wasser fortbewegt. Es fühlt sich großartig an! Nach einer kleinen Runde kehren wir zurück zum Ufer und ich klopfe Avalanche lobend am Hals. Nicht jedes Pferd würde so bereitwillig schwimmen gehen. Aber er scheint definitiv Freude daran zu haben. Das war eine wahnsinnig schöne Erfahrung!


Franzi in Kanada auf Tour: Tag 38
Fünfter Tag auf der Terra Nostra Guest Ranch

Yee-haw, gleich geht es wieder in den Sattel! Gemeinsam mit Christoph, Leonie und vier Gästen bereiten wir die Pferde für unseren mehrstündigen Ausritt vor. Ich verstaue noch schnell die Kamera in einer kleinen Satteltasche und dann bin ich bereit zum Aufsitzen.

Die meisten von uns sind erfahrene Reiter. Unter uns haben wir aber auch zwei unerschrockene Eltern, die sich bisher großartig schlagen. Respekt, man sieht den beiden wirklich nicht an, dass sie ihre Ritte an einer Hand abzählen können. Mein vierbeiniger Partner ist der große Scheckwallach Avalanche. Er lässt sich hervorragend lenken, ist bequem zu sitzen und hat das gewisse bisschen Pfeffer unter dem Hintern. Top Sache! Nach einer guten Viertelstunde kommen wir im benachbarten Dünengelände an. Der sandige Boden bietet optimale Voraussetzungen, um etwas Tempo aufzunehmen. Wir fordern unsere Pferde zu einem frischen Galopp auf. Zweimal lassen sie sich das nicht sagen! Avalanche richtet seine Ohren aufmerksam nach vorne und galoppiert kraftvoll an. Es dauert nur wenige Sekunden bis wir in der Gruppe durch die Dünen fegen. Juhuu, das macht Spaß! Im Laufe des Rittes legen wir noch drei oder vier weitere Galoppstrecken ein und lassen uns den Wind durch die Haare wehen. Gut gelaunt kehren wir mit unseren ausgelasteten Pferden zurück zur Ranch. Die gut zweieinhalb Stunden auf dem Pferderücken fühlen sich an wie knappe 30 Minuten. Unglaublich wie die Zeit verfliegt! Ich kann gar nicht genug davon bekommen!

Auf der Ranch angekommen, schaue ich mir direkt die Bilder von unserer Tour an. Leonie hat sich freundlicherweise zwischendurch meine Kamera geschnappt und einfach mal draufgehalten. Optimal, da sind definitiv ein paar Schnappschüsse dabei! Am frühen Abend helfe ich fleißig bei den Vorbereitungen fürs Abendessen mit. Mir wird die Aufgabe übertragen, einen Salat zusammenzustellen. Bis auf die Tatsache, dass ich die Hälfte meiner Zutaten schon beim Schnippeln aufesse, bin ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Hoffentlich schmeckt es auch den Gästen!


Franzi in Kanada auf Tour: Tag 39
Sechster Tag auf der Terra Nostra Guest Ranch

Nach einem ruhigen Start in den Tag entscheiden Martina, Carolina und ich uns eine Runde Kanu zu fahren. Wir nutzen den sonnigen Nachmittag und schnappen uns eins der Boote, die unten am See für Ausflüge bereit stehen. Jede von uns greift sich noch ein Paddel und dann kann es losgehen! Die Stabilität des Bootes haben wir recht gut unter Kontrolle. Mit der Steuerung sieht es allerdings ein wenig anders aus. Hoffentlich schaut uns keiner dabei zu wie wir hier im zick zack über den See cruisen!

Mit etwas Übung bekommen wir unsere anfänglichen Steuerprobleme in den Griff und gleiten jetzt nahezu geradlinig auf eine kleine Insel zu. Spontan entscheiden wir uns gegen das ursprünglich geplante Picknick auf der Insel und lassen uns lieber gemütlich von der leichten Brise im Rücken zurück treiben. Mit der Sonne im Gesicht und den Füßen im Wasser lässt es sich ganz gut aushalten! Nur von der hier draußen herrschenden Ruhe bekommen wir nicht ganz so viel mit. Wir haben uns einfach zu viel zu erzählen!

Der aufkommende Wind treibt nicht nur uns zurück ans Ufer sondern bringt auch den in der Luft liegenden Rauch der Feuer in Bewegung. Blauer Himmel kommt zum Vorschein und die Luft wirkt als ob sie jemand gereinigt hätte. Ich atme mehrmals tief ein und aus. Was für ein schönes Gefühl! Die neu erworbene Sicht legt allerdings auch den Blick auf die Brandstellen in der umliegenden Region frei. Noch immer weit entfernt, aber deutlich sichtbar steigen Rauchwolken in den Himmel auf. Der anhaltende Wind sorgt weiterhin für freie Sicht, übermittelt so allerdings am Abend auch eine etwas bedenkliche Nachricht. Auf dem Weg ins Bett bemerke ich die seltsamen orange-roten Punkte inmitten der Dunkelheit. Zum Teil sind sogar die Flammen zu erkennen. Ich schlucke einmal kräftig! Auf der Terrasse des Hauptgebäudes treffe ich auf Carolina und Martina. Gemeinsam mit drei Gästen starren wir auf die Feuer. Für einen Moment sind alle still. Ich fühle mich auf der einen Seite leicht verängstigt, auf der anderen Seite fasziniert mich das Lichtspiel. Irgendwie eine seltsame Kombination.


Franzi in Kanada auf Tour: Tag 40
Siebter Tag auf der Terra Nostra Guest Ranch

Der heutige Morgen startet ziemlich verraucht. Schon beim Öffnen der Tür unserer Cabin zieht mir ein unangenehmer Geruch in die Nase. Ich schaue mich um und es wirkt so, als ob der Rauch eine Wand um uns herum bildet. Aber gut, es ist so wie es ist und wir versuchen das Beste aus der Situation zu machen. Also holen wir nach dem Frühstück gemeinsam mit sechs reitbegeisterten Gästen die Pferde von der Weide. Corinne kommt uns nach wenigen Minuten entgegen und passt uns auf halben Weg ab. Sie hat keine guten Nachrichten! Vor wenigen Minuten ist per Telefon die "Evacuation Order" für unsere Region ausgesprochen worden. Ich schaue in die Gesichter der Personen um mich herum. Ihr fragender und etwas besorgter Ausdruck spiegelt meine aktuelle Gefühlslage ziemlich genau wieder. Corinne greift selbstbewusst ein und koordiniert die weitere Vorgehensweise. Ausreiten ist in jedem Fall fürs erste gestrichen und wir versammeln uns für eine Lagebesprechung im Haupthaus der Ranch. Ohne Panik zu verbreiten, werden die Gäste offen und ehrlich über die aktuelle Situation informiert. Wie es das Protokoll besagt, legt Corinne ihnen nahe, die Ranch umgehend zu verlassen. Während Christoph sich mit dem Quad einen Überblick über die aktuelle Waldbrandsituation verschafft, steht Corinne den Gästen mit Rat und Tat beiseite.

Nachdem die Gäste das Gelände verlassen haben, setzen auch wir Helfer uns mit Corinne und Christoph an einen Tisch. Es ist ein seltsames Gefühl und zum Teil ein wenig beängstigend. Ich habe so eine Situation noch nie erlebt und kann auch nicht bewerten, inwiefern die Lage gefährlich ist oder nicht. Der Rauch liegt wie ein Schleier über der Ranch und weiten Teilen der Region. Es besteht keine Chance zu sehen wo das Feuer momentan brennt. Diese Ungewissheit macht die Situation leicht beängstigend.  Christoph schildert uns seine Bewertung der aktuellen Lage und gibt vorerst Entwarnung. Er sieht den momentanen Gegebenheiten nach zu urteilen, keine Gefahr durch das Feuer. Zum Problem könnte allenfalls die schlechte Luftqualität aufgrund des Rauchs werden. Er schlägt vor, dass wir vorerst auf der Ranch bleiben und beobachten wie sich die Situation im Laufe des Tages entwickelt. Ich fühle zwar meine innerliche Unruhe, vertraue Christophs Einschätzung aber voll und ganz.

Corinne schlägt vor, dass wir uns zur Ablenkung ein wenig mit den Pferden beschäftigen. Ich zögere kurz, bin dann aber überzeugt und schließe mich den anderen an. Es bringt gerade herzlich wenig hier herumzusitzen und sich Gedanken zu machen. Da kommt ein kleiner Ritt über die Ranch ganz gelegen. Eine anschließende Lagebesprechung ergibt, dass sich die Lage laut Corinne und Christoph nicht erwähnenswert verändert hat. Da keine Anzeichen für eine Verschlechterung bestehen, entscheiden wir uns auf der Ranch zu bleiben. Ich habe größten Respekt vor den beiden. Sie managen die Krisensituation höchst professionell. Trotz der angespannten Lage behalten sie einen klaren Kopf und strahlen Ruhe aus. Ich habe das Gefühl, dass sich diese Ruhe auf mich und die anderen Helfer übertragt. Wir sitzen nach dem Abendessen noch gemütlich zusammen und spielen eine Runde Schweizer Mensch-Ärgere-Dich-Nicht. Meine Sorgen sind fast ein bisschen in Vergessenheit geraten und ich habe ich keine Probleme, zeitnah einzuschlafen.


Franzi in Kanada auf Tour: Tag 41 und 42
Achter und neunter Tag auf der Terra Nostra Guest Ranch

Die Gesamtsituation mit der Evakuierungsanordnung und dem ganzen Rauch hat mich wohl doch ein wenig stärker beschäftigt als ich es zunächst gedacht habe. Ich habe recht wirr geträumt und bin in der Nacht immer mal wieder wach geworden. Der morgendliche Blick nach draußen sorgt erst einmal für Erleichterung! Der Rauch ist nicht mehr ganz so dicht und die Sicht hat sich um einiges verbessert. Auch von Seiten der Inhaber gibt es keinen Grund zur Besorgnis. Wir starten etwas gemächlicher in den Tag als sonst. Für uns Helfer bedeutet das dann wohl oder übel Beschäftigungstherapie! Martina, Leo und Caro kümmern sich mit Corinne um die Pferde. Martina aus der Schweiz bringt die Zimmer im Hauptgebäude auf Vordermann und ich helfe Michi unten im Barn mit den Räumen. Anschließend ist Zeit für meine Reiseberichte. Aber vorher bringe ich noch meine Familie auf den neuesten Stand. Nicht, dass sie sich unnötig Sorgen machen!

Auch der nächste Tag ist in seinen Aktivitäten recht eingeschränkt aufgrund der vorherrschenden Ausnahmesituation. Wir räumen ein wenig auf, sorgen im Hauptgebäude für Ordnung und vertreiben uns die Zeit mit verschiedenen Gesellschaftsspielen. Zur Freude von uns pferdeverrückten Helfern erlauben Corinne und Christoph einen kleinen Mini-Ausritt auf dem Gelände der Ranch. Nicht vergleichbar mit den langen und abwechslungsreichen Ritten der letzten Tage, aber definitiv bringt es viel Freude. Und gleichzeitig funktioniert das Reiten auch noch hervorragend als Ablenkung! Obwohl der Rauch mich zwischenzeitlich an das Feuer erinnert, denke ich kaum noch bewusst darüber nach. Am Abend ist die Stimmung ebenfalls sehr gesellig und wir genießen das Zusammensein mit dem Team.

Insgesamt habe ich die Woche auf der Terra Nostra Ranch sehr genossen. Ich habe sowohl die Abläufe als auch das Leben auf der Guest Ranch am Clearwater Lake kennengelernt. Ganz besonders viel Spaß hat mir als Pferdenärrin das Reiten gemacht. Außerdem ist es jeden Tag eine Freude, die Pferde so entspannt und ausgelastet auf ihrer nahezu unbegrenzten Weidefläche zu beobachten. Auf der Ranch entspannen und bei herzlichen Gastgebern die Atmosphäre eines geselligen Beisammenseins aufsaugen, das ist es was die Terra Nostra Ranch so besonders macht.


Franzi in Kanada auf Tour: Tag 43
Terra Nostra Guest Ranch & Ten-ee-ah Lodge

Es ist wieder einmal Zeit, auf Wiedersehen zu sagen. Auf der einen Seite ist es schade, aber auf der anderen weiß ich auch, dass für mich momentan mit jedem Abschied ein neues Abenteuer beginnt. Mit zweigeteilten Gefühlen packe ich meinen Koffer, um heute von der Terra Nostra Ranch weiter zur Ten-ee-ah Lodge in der Cariboo Region zu reisen. Durch Zufall kann mich Ed, ein Freund des Piloten Alex, mitnehmen. Nach einer ausgiebigen Verabschiedung von Christoph und seinem Team geht es los. Nach etwa vier Stunden Fahrt verlassen Ed und ich den Highway 97 auf Höhe des Lac La Hache. Von hier aus führt uns die Route über eine gut gepflegte Schotterstraße bis zur Ten-ee-ah Lodge am Spout Lake.

Es ist früher Nachmittag als wir das Eingangsschild zur Lodge erreichen. Der erste Eindruck ist durchweg positiv! Mit dem See direkt vor der Haustür liegen hölzerne Cabins in verschiedenen Größen verteilt um das Hauptgebäude der Wilderness Lodge herum. Nahezu zeitgleich mit Ed und mir fährt ein Camper auf das Gelände und wird nach einer kurzen Einweisung zu seinem Stellplatz am See begleitet. Familie Bader betreibt die Lodge jetzt schon seit 15 Jahren und fühlt sich am Spout Lake pudelwohl. Unterstützt von ihren Kindern organisieren Anita und Mani Bader die Abläufe und ermöglichen ihren Gästen einen reibungslosen und erholsamen Aufenthalt. Nach der herzlichen Begrüßung zeigt Anita mir meine Unterkunft für die Woche und nimmt mich mit auf eine kleine Tour über das Gelände der Lodge. Als könnte sie meine Gedanken lesen, erklärt mir Anita gleich zu Beginn, was es mit dem Namen Ten-ee-ah auf sich hat. Übersetzt aus der First Nations Sprache Shuswap bedeutet das Wort Ten-ee-ah soviel wie großes Tier. Gemeint ist damit der Elch!

Einen Teil der Mitarbeiter habe ich schon während des Rundgangs kennen gelernt, die restlichen Teammitglieder treffe ich beim Abendessen. Ganz spontan fragt mich Mitarbeiter Pädu beim Essen, ob ich Lust habe heute Abend noch mit auf den See zu kommen. Ich freue mich riesig über das Angebot und sage natürlich direkt ja. Mit dem Motorboot fahren wir raus auf den etwa 11km langen Spout Lake. Erst jetzt komme ich auf die Idee mal nachzufragen was wir eigentlich machen wollen. Mit einem Strahlen im Gesicht antwortet mir Jan aus Sachsen nur schelmisch, dass ich mich überraschen lassen soll. Spätestens bei unserer Ankunft am Ufer verstehe ich Jans Strahlen und schließe mich dem umgehend an. Von einem leicht über das Wasser geneigten Baum hängt ein langes Tau herunter. Das sieht nach Spaß aus! Es dauert keine 30 Sekunden, da landet der erste schon mit großen Spritzern im Wasser. Etwa dreimal schaue ich mir das Ganze noch aus sicherer Entfernung an und dann stehe auch ich mit dem Tau in der Hand bereit für den Absprung. Ahh! Ich kann den mädchenhaften Schrei leider nicht zurück halten. Wenige Sekunden später komme ich im erfrischenden Wasser an. Yuhuu, direkt nochmal! Im Anschluss an die kleine Action-Einheit genießen wir bei einem kühlen Bier noch die letzten Sonnenstrahlen des heutigen Tages. So lässt es sich leben!


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Terra Nostra Guest Ranch