Süd-Alberta Roadtrip Alberta - Kanada Waterton Lakes N.P., Calgary, Drumheller, Lethbridge, Medicine Hat und Pincher Creek

FRANZIS 6 MONATE KANADA: Das Praktikum ihres Lebens

Franzi in Kanada auf Tour: Tag 58
Bar U Ranch & Head-Smashed-In Buffalo Jump

Das Abenteuer Roadtrip durch den Süden Albertas beginnt! Am Flughafen bekomme ich die Schlüssel für einen Mietwagen und schon kann es losgehen. Begleitet werde ich die nächsten Tage von meinem Studienfreund Zimbo. Gemeinsam stimmen wir uns mit lauter Country Musik auf die Erkundungstour durch die Prärieprovinz ein.

Unser erstes Ziel ist die in den 1980er Jahren gegründete Bar U Ranch. Eingebettet in die Weiten der Graslandschaft stellte die Ranch über viele Jahrzehnte eine der bekanntesten Betriebe Albertas dar. Die heutige Bar U Ranch bringt mit ihrem alten Charme der Prärie Besuchern das Erbe der Cowboys Westkanadas näher. Nicht nur wilde Ausritte sondern auch harte Arbeit und eine starke Gemeinschaft prägen das Bild bis heute. Wer einmal das Ambiente der Bar U Ranch erlebt hat, kann sich von den Impressionen kaum lösen. Ein ganz besonderes Highlight ist das Round-Up Camp. Wie ein Cowboy in der Prärie sitze ich am Feuer und lausche gespannt den lebhaften Geschichten über die Anfänge der Rinderzucht in Alberta.

Der nächste Halt führt Zimbo und mich zum Head-Smashed-In Buffalo Jump. Auf dem Weg machen wir einen kleinen Abstecher zum Crowsnest Pass. Große Gesteinsbrocken begrüßen uns bei der Einfahrt. Der Crowsnest Pass ist Kanadas südlichster Pass nach BC über die Rocky Mountains. An kleinen Seen rechts und links der Straße führt er uns durch beeindruckende Landschaft. Bevor es weiter geht, legen wir einen kurzen Stopp ein, um die Aussicht zu genießen.

Am Head-Smashed-In Buffalo Jump angekommen, empfängt uns Conrad Little Leaf. Er heißt uns herzlich willkommen und führt uns durch das UNESCO-Weltkulturerbe. Dieser historische Ort erzählt einen Teil der Geschichte der First Nations und ist in jedem Fall einen Besuch wert. Auf fünf Ebenen erfahren wir interessante Aspekte über das Zusammenleben der First Nations People des Blackfoot Tribes und ihre Jagdgewohnheiten. Mit Hilfe ihres Wissens über die Tiere und ihre Verhaltensweisen haben die Blackfoot People speziell an diesem Ort vor vielen hundert Jahren Jagd auf Büffel gemacht. Die Besonderheit daran ist, dass die Büffelherde auf eine Klippe zugetrieben wurde. Im Falle einer erfolgreiche Jagd stürzten einige Tiere in den Abgrund und sicherten somit das Überleben der Menschen.

Der erste Tag unserer ereignisreichen Tour endet in Pincher Creek. Nach dem Abendessen überkommt mich schlagartig die Müdigkeit. Mit all den neuen Eindrücken und der Vorfreude auf den morgigen Tag im Waterton Lakes National Park schlafe ich zufrieden ein.


Franzi in Kanada auf Tour: Tag 59
Waterton Lakes National Park

Nach einer entspannten Nacht in Pincher Creek machen Zimbo und ich uns früh morgens auf den Weg zum Waterton Lakes National Park. Der kleine, aber feine Nationalpark liegt im äußersten Süden Albertas und grenzt an den Bundesstaat Montana, USA. Charakteristisch für die Region ist das Aufeinandertreffen von Prärie und Rocky Mountains. Ein einzigartiges Panorama! Der Park ist bekannt für seine große Artenvielfalt. Damit, dass wir schon wenige Minuten nach Durchquerung der Tore aus dem Auto heraus einen Schwarzbären mit zwei Jungen am Straßenrand sehen, haben wir allerdings nicht gerechnet.

Für uns startet die Wanderung zum Crypt Lake mit einer 15-minütigen Bootstour zum Startpunkt des Trails am Ufer des Upper Waterton Lake. Mit einem Aufstieg von 675 Höhenmetern ist der Hike einer der Bekanntesten im Park. Er wurde von National Geographic als "One of the World's Most Thrilling Trails" ausgezeichnet. Challenge accepted! Während des entspannten und ruhigen Aufstiegs lässt ein Blick in das Tal das Herz jeden Naturfreunds höher schlagen. Wasserfälle, Bergketten und Seen übertreffen unsere Erwartungen. Wenige hundert Meter vor dem Ziel begegnen wir dann unserer größten Herausforderung. Der Trail führt über eine Metallleiter in einen geheimnisvollen Tunnel. Wie aufregend! Kurz nach dem Tunnelausgang schimmert uns schon das Azurblau des Sees entgegen. Juhuu, wir haben die Herausforderung gemeistert! Nach einem Rundgang um den Crypt Lake pausieren wir an einer Klippe. Bei den warmen Temperaturen lädt der See uns förmlich zum Baden ein. Dank meines verrückten Wegbegleiters finden wir uns nach wenigen Minuten auf einer der Klippen wieder. Bereit zum Absprung! Trotz des bitterkalten Wassers lassen wir es uns nicht nehmen, kurz vor dem Antritt des Rückweges noch den ein oder anderen Sprung zu wagen. Beim Abstieg entscheiden wir uns dafür, dem Rauschen des Wassers zu folgen. Wenige Augenblicke später sind wir auch schon an der Abbruchkante eines gigantischen Wasserfalls. Hui, geht das steil bergab hier! Mit der Freude über weitere großartige Bilder setzen wir unseren Weg fort.

Um ehrlich zu sein, spüre ich meine Beine nach der etwa sechsstündigen Wanderung dann doch ein wenig. Aber so muss das sein! In der bezaubernden Innenstadt von Waterton stärkt uns ein leckeres Abendessen bei Zum's Eatery & Mercantile für die folgende Autofahrt nach Lethbridge. Zum krönenden Abschluss des Nationalparkbesuchs laufen uns überraschenderweise drei weitere Schwarzbären über den Weg. Was für ein Glück!


Franzi in Kanada auf Tour: Tag 60
Medicine Hat

Gestern haben wir die wunderschöne Natur des Waterton Lakes National Park bei unserer Tageswanderung erkundet. Nach der Übernachtung in Lethbridge führt uns der erste Stopp heute zum Writing-on-Stone Provincial Park. Im Jahr 1977 zur geschützten archäologischen Stätte ernannt, bietet der Park heute die Gelegenheit, Felszeichnungen und -schnitzereien des Blackfoot Tribes zu bestaunen. Eine gut zweistündige Tour bringt uns ganz nah an die Funde heran. Die Motive erzählen die Lebensphilosophie der First Nations und lassen sich in unterschiedlichster Weise interpretieren. Im Fokus steht das Zusammenwirken aller von der Natur geschaffenen Wesen. Im Anschluss an die Tour erkunden Zimbo und ich noch ein wenig auf eigene Faust die mysteriösen Felsformationen. Faszinierend!

Auf dem Weg in Richtung Medicine Hat fahren wir durch die sogenannten Boonies. Der Traum von einer Fahrt durch die unendlichen Weiten der Prärie wird hier zur Wirklichkeit. Es geht kilometerweit geradeaus. Rechts und links der Straße Stoppelfelder soweit das Auge reicht und wir mitten drin. Einen kurzen Zwischenstopp legen wir am Red Rock Coulee ein. In mitten der weiten Kornfelder tauchen rote Gesteinskugeln auf grauem Untergrund wie aus dem nichts auf. Wir fühlen uns wie in einer anderen Welt. Fast wie in einem Science Fiction Film! Auf einem Hügel verweilen wir einen Augenblick und lassen die Aussicht auf uns wirken. Zimbo steht wie versteinert da und genießt mit geschlossenen Augen die warme Brise. Entspannung pur! Mit frischer Energie setzen wir unseren Weg nach Medicine Hat fort. Direkt am Trans-Canada Highway steht ein gigantisch großes Tepee. Was hat es wohl damit auf sich? Ein genauer Blick auf das gut 65 Meter hohe Stahlgerüst mit dem Namen "Saamis Tepee" verrät uns die Geschichte hinter der Skulptur. Für die Olympischen Spiele 1988 in Calgary erbaut, fand das größte Tepee der Welt im Jahr 1991 seine neue Heimat in Medicine Hat.

Nachdem wir in unserem Hotel eingecheckt haben, machen wir uns fertig um die "Altstadt" von Medicine Hat zu erkunden. Die Stadt am South Saskatchewan River wirkt auf mich, als wäre die Zeit hier ein wenig stehen geblieben. All die kleinen zierlichen Backsteinhäuser, aufgereiht an der Hauptstraße sehen toll aus. Alles läuft ein bisschen entspannter. Diese Atmosphäre schlägt direkt auf uns über und ganz relaxt kommen wir an unserem Ziel, dem Medalta an. Das Medalta ist eine alte industrielle Porzellanfabrik in der heute ein Museum beheimatet ist. Immer noch werden Porzellanfässer, Teller und vieles mehr für die Museumsgäste produziert und ausgestellt. Uns erstaunt besonders die Technik aus Honigwachsformen Tassen und Krüge herzustellen. Das absolute Highlight für uns ist das kleine Cometogether-Event im Innenhof. Lauter individuelle Stände mit selbstgemachten Süßigkeiten, Lederwaren, Schmuckstücken und Handwerkskunst gepaart mit Livemusik, Food-Trucks, handwerklichen Workshops und freundlicher Menschen hat es uns angetan. Schade eigentlich, dass wir schon gegessen haben. Aber egal, eine leckere Poutine geht immer! Zimbo ist ganz verrückt nach dem kanadischen Nationalgericht aus Pommes, Käse und Rahmsoße. Wir setzen uns zu einem älteren Ehepaar an den Tisch und es dauert keine zwei Sekunden, da kommen wir mit den beiden ins Gespräch. Für uns steht fest, dass wir für einen weiteren Besuch definitiv den Donnerstagnachmittag/-abend präferieren würden. Es herrscht ausgelassene Stimmung und dabei bietet das Event die Möglichkeit, sich unter das Volk zu mischen und dieses ganz besondere Flair zu genießen.

Auf unserem Heimweg halten wir an einer sogenannten Mikrobrauerei. Schon in Calgary ist mir aufgefallen, dass immer mehr kleinere Kneipen anfangen, ihr eigenes spezielles Bier zu brauen und zu bewerben. Die Hell's Basement Brewery ist eine von drei bekannten Brauereien in Medicine Hat. Die Location in einem kleinen Industriegebiet sieht von Außen sehr freundlich uns einladend aus. Das Gebäude und der Biergarten sind in einem hellen Grün gehalten. Innen macht die Brauerei einen modernen Eindruck. Wir setzen uns und direkt fällt mir dabei die Spieleecke ins Auge. Brett- und Kartenspiele soweit das Auge reicht! Mit einem Mensch-ärgere-dich-nicht Spiel in der Hand bestellen wir das "Beer-Tasting-Menu". Wir bekommen jeweils vier kleine Gläser (0,15l.) mit selbstgebrauten Sorten. Von herb schmeckendem Bier bis hin zu Fruchtsorten wie Blaubeerbier. Hier findet jeder das Seine! Nachdem wir die Gläser geleert haben, sehe ich ein kleines Regal mit einigen Werbeartikeln der Brauerei. Ich entscheide mich für eine Baseballmütze und einem Aufkleber und wir verabschieden uns von der freundlichen Bedienung der Hell's Basement Brauerei. Das war ein perfekter Ausklang für den Tag.


Franzi in Kanada auf Tour: Tag 61
Drumheller

Der letzte Tag des Roadtrips bricht an. Mit Stopps am Dinosaur Provincial Park und in Drumheller werden Zimbo und ich heute Abend die Rundtour in Calgary beenden. Von Medicine Hat aus geht es bei traumhaftem Wetter erst einmal wieder in die Weiten der Badlands. Wir freuen uns auf einen Tag ganz im Zeichen der Dinosaurier.

Auf der interaktiven Fossil-Safari im Dinosaur Provincial Park machen wir uns auf die Suche nach Überresten aus der Urzeit. Mit Unterstützung unseres Guides verteilen wir uns und halten die Augen nach Mikrofossilien offen. Ich richte meinen Blick auf die kleinen Steinchen am Boden. Mhh, die sehen auf den ersten Blick alle ziemlich gleich aus. Mit ein wenig Geduld finde ich ein Stückchen, dass sich von den anderen unterscheidet. Juhuu, ich habe einen Dino-Zahn gefunden! Nahezu im gleichen Moment winkt Zimbo mich zu sich rüber. Stolz präsentiert er mir einen Unterarmknochen. Welchem Dinosaurier der wohl gehört hat? Es ist faszinierend wie viele Artefakte hier tatsächlich frei herum liegen, nahezu auf jedem Quadratmeter lassen sich mehrere Knochenfragmente entdecken. Die Fülle an Fundstücken ist überwältigend! Besonders den Kids in unserer Gruppe bereitet die Schatzsuche enorm viel Spaß. Die Freude steht ihnen ins Gesicht geschrieben und sekündlich werden neue Funde begeistert geteilt. Diese Tour ist ein absolutes Muss für Entdecker und Abenteurer!

Gerade waren wir noch selbst als Paläontologe unterwegs ehe wir nun im Royal Tyrrell Museum in Drumheller atemberaubende Funde bestaunen. Von der Erdfrühzeit über das Erdmittelalter bis hin zur Erdneuzeit durchlaufen wir im Museum die verschiedenen Evolutionsstufen der Lebewesen. In Kanada ist eine Vielzahl an erfolgreichen Ausgrabungen durchgeführt worden. Ein Großteil der im Museum ausgestellten Artefakte kommt im Original aus dieser Gegend. Die Vorstellung, dass vor vielen Millionen Jahren Dinosaurier durch Alberta gezogen sind, ist irgendwie cool!

Mit dem Beenden des Rundgangs rückt leider auch das Ende des Südalberta-Roadtrips näher. Auf dem Weg nach Calgary denke ich darüber was ich den letzten vier Tagen so alles erlebt habe. Ganze 1400km habe ich zusammen mit meinem Studienfreund Zimbo zurückgelegt. Wir haben verschiedenste Naturlandschaften gesehen und zum Teil intensiv erkundet. Wildtiere sind uns sowohl auf der Straße als auch im Rahmen unserer Aktivitäten begegnet. Außerdem haben wir unsere Sensibilität für verschiedenste Themen geschärft und unser Wissen über kulturelle Besonderheiten Kanadas erweitert.


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