Alberta-Abenteuer
Edmonton, Rockies und Nationalparks
September 2019


Text: Franziska Laszig

Die Zeit rennt. Der Flug vergeht unfassbar schnell und ich lande in Edmonton. Unser Hotel für die heutige Nacht, das Mettarra Hotel, befindet sich im schönen und individuellen Stadtteil Old Strathcona. Schnell einchecken und frisch machen, dann geht es zu Fuß zum Essen  ins  „El Cortez“. In diesem Restaurant erwartet uns erstklassiges mexikanisches Essen und super live Musik. So vergeht auch der Abend flott und ich falle satt und hundemüde ins gemütliche Hotelbett.

Am nächsten Morgen heißt es für mich: Rockies, ich komme! Die folgenden  Tage verbringen wir im Jasper Nationalpark. Ich freue mich riesig.

Um acht Uhr verlassen wir unser Hotel in Edmonton. Ich muss zugeben, ich steige etwas müde in den Bus. Doch dann kommen die ersten Ausläufer der Rocky Mountains. Jegliche Müdigkeit verfliegt. Gebannt schaue ich aus dem Fenster und saue die Landschaft förmlich auf. Atemberaubend!

Bevor es auf Entdeckungstour geht, stärken wir uns im Jasper Pizza Place. Hier findet wirklich jeder ein Gericht ganz nach seinem Geschmack. Und die Pizzen schmecken wunderbar.

Nun geht es zum „Jasper-Yellowhead Museum & Archives“. Dieses kleine, aber feine Museum liegt am Rande von Jasper und gibt einen großartigen Einblick in die Entstehung und Entwicklung des Jasper Nationalparks. Unser Guide führt uns mit großer Begeisterung durch die Ausstellung – das steckt an. Ein Besuch hier ist ein echter  Geheimtipp für Reisende.

Nach dieser eher ruhigen Aktivität wird es laut. Es steht eine Sidecar-Tour mit Jasper Motorcycle Tours auf dem Programm. Die Harley Davidsons stehen schon für uns bereit und ruck zuck werden wir im Shop passend für unser Abenteuer eingekleidet – die Lederjacke darf dabei natürlich nicht fehlen. Da die Temperaturen aber doch schon ein wenig kühler sind, erhalten wir dazu noch eine beheizbare Weste, die wir unter die Jacke ziehen können. Super! Dann geht es los: ein Teilnehmer sitzt im Sidecar, der andere kann die Landschaft vom Rücksitz des Motorrades betrachten. Es regnet ein wenig und der Fahrtwind schleudert die Tropfen mit ordentlich Kraft in unsere Gesichter, aber das ist egal. Die Wälder, Berge und Täler ohne ein Fenster dazwischen an einem vorbeirauschen zu sehen ist unglaublich. Wirklich ein besonderes Erlebnis. Das Grinsen auf meinem Gesicht kann ich mir nicht verkneifen. Diese Tour macht einen Heidenspaß! Aber alles hat auch mal ein Ende und nach einer Stunde kehren wir nach Jasper zurück und geben die Bikerkluft wieder ab. Trotz der Heizweste sind wir etwas durchgefroren, dennoch sind sich alle einig: es hat sich gelohnt. Ein toller Einstieg für unseren Aufenthalt im Jasper Nationalpark!

Wir nächtigen in der Fairmont Jasper Park Lodge. Das Resort liegt malerisch am smaragdgrünen Lac Beauvert und bietet wunderschöne Ausblicke in die Natur. Daher stört es auch nicht, früh aufzustehen. Der Himmel ist wolkenfrei. Die frische Luft tut gut und der kurze Spaziergang am See entlang hilft mir, gut  in den Tag zu starten.

Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg zum Maligne Lake. Aber zunächst halten wir am Maligne Canyon. Es ist beeindruckend, wie sich das Wasser durch den Fels gegraben hat und nun rauschend unter uns hinweg fließt. Am Wegesrand entdecke ich Fossilien. Wenn ich so über die Brücken über dem Canyon schaue, vermute ich eine einzigartige und wilde Natur. Leider bleibt für die komplette Wanderung keine Zeit. Schade, hier wäre ich doch gerne noch etwas länger geblieben.
Weiter geht es zum Maligne Lake. Dort angekommen, gehen wir an Bord eines kleinen  Bootes,  mit  dem wir über den See zur Spirit Island fahren werden. Eine unvergessliche Fahrt: Ich blicke auf die majestätischen Berge und mächtigen Gletscher. Am Ufer sehe ich aus der Ferne einen Hirsch durch das Gestrüpp huschen. Links und rechts von uns paddeln Kanufahrer zu und von den am See gelegenen Campingplätzen. Das Rot Ihrer Kanus bietet einen herrlichen Kontrast  zur  Umgebung und zur Blaufärbung des Sees. Und dann taucht Spirit Island vor uns auf. Die kleine Halbinsel liegt ruhig und unberührt da. Sie darf nicht betreten werden, denn es handelt sich um einen heiligen Ort der Natives. Fotografiert wird  sie dafür um so öfter – die Halbinsel bietet ein wunderschönes Motiv, umgeben von kristallklarem Wasser und den Bergen im Hintergrund.

Nach zu kurzer Zeit ertönt das Horn unseren Bootes und wir begeben uns auf die Rückfahrt. Leider beginnt es nun zu regnen und kaum haben wir am Steg angelegt, beeilen wir uns zum Bus zu gelangen. Beim Mittagessen in der Maligne Canyon Wilderness Kitchen schauen wir durch die großen Fenster nach draußen und hoffen, dass die Regenwolken bald vorbeiziehen. Doch kaum haben wir unser Essen beendet, klärt sich der Himmel und die Sonne bricht durch die Wolken. Perfekt! Dann steht unserer Fahrt mit der Jasper Skytram nichts im Wege!

Die Skytram ist die höchste „Straßenbahn" Kanadas und an Bord eröffnet sich uns eine ganz neue Perspektive auf den Jasper Nationalpark. Es ist unfassbar schön.

Doch noch besser wird  es,  als  wir den kleinen Wagon verlassen und uns auf den „Summit to Summit"-Hike begeben. Wir haben eine herrliche Sicht auf die Berge und Seen und die kurze Wanderung macht unglaublichen Spaß. Alle sind dick eingemummelt, denn es ist frisch und windig hier auf 2277 Meter Höhe. Die Abenteuer des Tages enden für mich im beheizten Pool der Fairmont Jasper Park Lodge, hier fange ich mit Blick auf den Lac Beauvert die letzten Sonnenstrahlen des Tages ein und lasse die Erlebnisse Revue passieren.

Dann bricht auch schon mein  letzter Tag im Jasper National Park an. Aber bevor wir endgültig weiterreisen, stehen noch zwei spannende Programmpunkte auf dem Plan.

Wir laden unsere Koffer schon einmal in den Bus und machen uns auf den Weg Richtung Süden auf den Icefields Parkway. Dann heißt es nur noch Wow! Ich kann mein Glück kaum fassen. Die Sicht ist gigantisch: Die Berge erheben sich zu beiden Seiten der Fahrbahn und schneebedeckte Gipfel schimmern im Sonnenlicht. Ich schaue gebannt aus den großen Fenstern und genieße stillschweigend die Landschaft.

Nach ca. 1 ½ Stunden gelangen wir an unseren ersten Halt des Tages:  das  Columbia Icefield Discovery Centre. Von hier aus fahren wir mit dem Icefields Explorer auf den Athabasca Glacier.

Die Fahrt ist abenteuerlich. Das riesige Fahrzeug wackelt ordentlich während wir langsam und vorsichtig den Gletscher erklimmen. Die Sonne strahlt und das Eis glitzert in derselbigen. Ich genieße den Blick und atme die frische Bergluft tief ein. 
Zurück am Discovery Centre, fahren wir nach einem kurzen Picknick weiter. Um zu unserem nächsten Stopp zu gelangen, begeben wir uns auf den David Thompson Highway und fahren ein wenig in nördlich Richtung. Dann sind wir angekommen und ein Grinsen stiehlt sich auf mein Gesicht: nun kommt definitiv ein Highlight unserer Tour. Wir fliegen mit einem Helikopter über die Rocky Mountains. Unglaublich! Der Heli steigt höher und höher und schon bald fliegen wir über den blauschimmernden Abraham Lake hinweg, das gelb gefärbte Laub der Bäume am Ufer bilden einen farbreichen Kontrast zum Türkis des Sees. Unter uns ziehen Berge, Seen und Gletscher vorbei – ein wunderschöner Anblick bei strahlendem Sonnenschein. Der 15-minütige Flug geht viel zu schnell vorbei. Wir landen an den Ufern des Cline Rivers, dort wo dieser mit dem Waterfall Creek  zusammenfließt,  und  erfreuen uns an der Ruhe, der Wärme der Sonne und der Natur. Dieser Moment dürfte nie zu Ende gehen.

Viel zu schnell geht der Moment vorbei und wir klettern an Bord des Helikopters. Dann heißt es Abschied nehmen von den Rockies und wir fahren zurück nach Edmonton. Hier erwartet uns in den nächsten zwei Tagen ein spannendes Programm, um die Stadt am North Saskatchewan River kennenzulernen- das wird spitze!

Wir übernachten im brandneuen JW Marriott Edmonton ICE District. Das schicke und moderne Hotel direkt an der Rogers Arena, dem Heim der Edmonton Oilers, ist für die nächsten Tage mein Ausgangspunkt für viele Erlebnisse.

Morgens begrüßt mich wieder herrliches Wetter.  Die Sonne ist mein ständiger Begleiter – ich bin so ein Glückspilz. Da macht alles noch einmal doppelt so viel Spaß! Früh am  Morgen düsen wir bei herbstlicher Stimmung mit dem Segway am North Saskatchewan River entlang. Im Anschluss genießen die Köstlichkeiten auf unserer Brunch und Bakeries Tour in Old Strathcona (die Eggs Benedict bei MEAT sind ein echter Tipp!). Und natürlich darf auch ein Bummel in der überwältigenden West Edmonton Mall nicht fehlen. Zu guter Letzt bekommen wir noch hervorragendes Craft-Bier in den unterschiedlichen Brauereien Edmontons bei unserer Bier-Bike-Tour vorgesetzt. Ich muss sagen, diese unterschätzte Stadt im Norden Albertas hat viel zu bieten- das hätte ich so gar nicht erwartet.

Nach diesen tollen Erfahrungen in der Stadt geht es für uns aber noch einmal raus in die Natur. Zum Elk Island National Park. Schon früh am nächsten Morgen sind wir auf den Beinen, denn dann sind die Chancen  am höchsten,  die dort beheimateten Bisons zu sichten. Und tatsächlich: da stehen die braunen Giganten auf den noch mit Tau bedecktem Weiden und grasen friedlich vor sich hin. Ein grandioser Anblick! Wir treffen Brennan Bunko von Parks Canada, der uns durch verschiedene Anlagen im Park führt und  erklärt,  wie  von hier aus einmal im Jahr Bisons in andere Teile der Welt verschickt werden, um den Bestand an diesen Orten wieder aufzubauen. Das ist wirklich unglaublich interessant. Am Ende der Führung lädt er uns noch zu einem Tee am Ufer des Astotin Lake ein. Dieser schmeckt an einem kühlen Herbsttag wie heute mit frischer Luft und einem großartigen Ausblick besonders gut.

Ein gelungener Abschluss für eine gelungene Reise – denn jetzt heißt es Abschied nehmen. Für mich geht es nach Hause. Die Zeit verging wie immer viel zu schnell, aber eins steht fest: Ich komme zurück!