Wie sicher ist es, jetzt eine Reise nach Kanada zu buchen?

Oktober 2020

Die Chance, die bekanntlich jeder Krise innewohnt, wollen auch wir für uns und für Euch nutzen – und sie zunächst vor allem erst einmal erkennen! Was also soll die Kanadareise in der Zukunft ausmachen? Gibt es Änderungsbedarf? Mein Ansatz beginnt mit einer Verbildlichung der Idee einer „Kanadareise-Statik“. Das Fundament ist das Destinations-Know-How, das Kanada-Know-How. Das Wissen um die Eigenheiten der einzelnen Regionen, die umfangreiche Kenntnis der verschiedenen Möglichkeiten im Land und der persönliche Kontakt zu den Leistungsträgern vor Ort. Ja, und welches Dach von der finalen Konstruktion getragen werden soll, ist auch direkt klar: Die Kanadareise Deines Lebens.

Fehlen noch die Stützen, die tragenden Säulen zwischen Fundament und Dach. Ich fokussiere stark und versuche, wirklich alles auszublenden, was mir letztlich nicht vordringlich scheint. Und irgendwann wird es dann klar – es bleiben in meinen Überlegungen am Ende eigentlich immer drei elementare Aspekte übrig: Sicherheit, Flexibilität und Nachhaltigkeit. Die drei Säulen in unserer Konstruktion sind gefunden. Stehen sie stabil auf einem soliden Kanada-Know-How-Fundament, da bin ich sicher, hat das Konstrukt eine große Chance, das Dach zu tragen. Dann kann die nächste Kanadareise tatsächlich die Reise Deines Lebens werden.

Damit ist die Marschroute schon fast gesteckt. Die übergreifenden Fragestellungen für die Inhalte der nachfolgenden Postings sind „was ist da, was haben wir?“, „was ist überflüssig und was fehlt?“ und „was können und werden wir zukünftig ändern?“.

Aufgrund des thematischen Umfangs teile ich die Säule „SICHERHEIT“ in die beiden Themenkomplexe des physischen Reisens nach und in Kanada und in die Absicherung vordringlich finanzieller Risiken (Sind meine Zahlungen sicher? Wer zahlt, wenn ich in Quarantäne muss? Brauche ich neue, zusätzliche Versicherungen?). Mit dem ersten starten wir jetzt und hier – und der zweite kommt dann als nächstes (also idealerweise morgen ;-)).

Ganz klar, es gibt gerade im Augenblick wohl auch eine zunehmende Unsicherheit vor der geplanten Kanadareise. Und wenn ich mich bei unserer ersten Säule „SICHERHEIT“ nun zunächst mit der Reise nach Kanada – also dem Flug – und dem Reisen in Kanada beschäftige, dann ist das in meinen Augen kein Vorwegnehmen, sondern vielmehr ein Reflektieren der Entscheidungskette wie ich sie mir vorstelle. So, wie sie bei mir aussehen würde und wahrscheinlich auch bei vielen von Euch. Als erstes steht doch die Frage, wie die Situation im Land ist. Ist es ein Risikogebiet? Gibt es Probleme? Wie sicher stellt sich das Reisen dar, vor allem das, was ich für mich / uns geplant habe? Wie gut ist das Gesundheitssystem? Und wenn diese Fragen alle halbwegs zufriedenstellend beantwortet sind, dann würde man übergehen zum nächsten Aspekt: Wie komme ich dahin? Wie gestaltet sich der Flug dorthin mit Maske & co.? Und erst wenn es hier überall das „CHECK!“ gegeben hat, dann ist man bereit, sich wieder mit seiner Traumreise nach Kanada zu beschäftigen.

Also, das Reisen in Kanada – wie sicher ist es? Grundsätzlich ist Kanada natürlich eines der sichersten Länder überhaupt. Unfassbar viel Platz für jeden – wenn er denn nicht mitten in den vergleichsweise wenigen Großstädten wohnt – und ein grundsätzlicher Wohlstand führen zu vergleichsweise wenig Kriminalität. Es gibt kaum Waffen in Kanada (außer Jagdgewehre, die sehr gut verwahrt sein müssen) und es kommt nicht von ungefähr, dass in kanadischen Dörfern auf dem Land die Haustüren meist nicht verschlossen werden. Naja, und der Platz – also die unglaubliche Weite des Landes – ist in diesen Zeiten eigentlich auch schon die wichtigste Komponente des Sicherheitskonzepts. Sicherheitsabstände sind unterwegs nicht wirklich ein Thema. Und Hotels und Lodges haben sich natürlich inzwischen vorbereitet – ganz genau wie bei uns in Europa. Tja, und wenn man dann erst einmal am Lagerfeuer vor seiner Hütte am See oder vor seinem Wohnmobil am See sitzt, dann erlebt man, was wir schon lange „Self-Isolation at its best“ nennen! Hier also ganz klar: „CHECK!“

Gesundheitssystem: Das kanadische Gesundheitssystem zählt sicherlich zu den besten der Welt und ist in den Großstädten vergleichbar mit der Leistungsfähigkeit des deutschen Gesundheitssystems. Das ändert sich zwangsläufig, je weiter man in die Einsamkeit vordringt. Doch das ist nur logisch und konsequent. Klar, ein Krankenhaus in einer abgelegeneren Lage muss einen weitaus größeren Einzugsradius haben als das Vancouver General Hospital. Und natürlich kann da, wo nur 50 Menschen verstreut leben, kein Krankenhaus stehen. So kann der Weg zum nächsten größeren Krankenhaus schon einmal länger sein, als wir das aus Europa gewöhnt sind. Man wird sich aber wundern, wie viele ländliche Krankenstationen oder kleine Landkliniken es gibt – da ist das Netz sogar vergleichsweise engmaschig. Und in diesen Landkrankenhäusern trifft man auf Ärzte, die – praktisch zwangsläufig – noch viel mehr Allrounder sein müssen, als dies regelmäßig bei uns der Fall ist. Hier wird dann plötzlich noch viel mehr mit ganzheitlichen Ansätzen gearbeitet und die Intuition spielt auch noch eine große Rolle. Ich als großer Intuitions-Fan habe genau das immer als durchweg positiv empfunden – zuletzt tatsächlich noch vor zwei Jahren, als ich bei mir eine Thrombose im Bein befürchtete (vom vielen Fliegen und Fahren) und sich ein junger Arzt im Landkrankenhaus von Rocky Mountain House (Alberta) viel Zeit für mich nahm, mich genau untersuchte und mir schließlich ungemein schlüssig darlegen konnte, dass es keine Thrombose war – ganz ohne Röntgen, Ultraschall oder MRT. Und am Ende quetschte er sogar noch durch geschicktes Fragen aus mir heraus, dass die Ursache doch die Verletzung im rechten Fuß war (yep – alte Herren und Fußball…), die ich nach Kanada mitgebracht und natürlich nicht richtig auskuriert hatte. Und der finalen Heilung war das viele Autofahren ohne Bewegung und Beinhochlegen dann wohl auch nicht wirklich zuträglich.

Klar, Covid-19 ist etwas anderes, aber ich glaube, dass es am Ende diese unaufgeregte und breitgefächerte Abgeklärtheit der medizinisch Veranwtortlichen gerade in den abgelegenen Landstrichen Kanadas sein kann, die den Unterscheid macht und sich letztlich positiv auch auf pandemiebedingte gesundheitliche Vorfälle auswirken kann. Hier würde ich allen wirklich gern ein Stück weit die Angst nehmen. Und eines ist sowieso klar: In Sachen Transport aus den entlegensten Winkeln macht Kanada im Fall der Fälle ohnehin kein Land irgendetwas vor. Dafür gibt es selbst in der hintersten Wildnis zu viele Busch- oder Wasserflugzeuge oder sind Helikopter (u.a. auch für die Waldbrand-Entdeckung) geparkt. Das ist im Ahornland vorbildlich. Also, Gesundheitssystem aus meiner Sicht: CHECK!

Nun zu den Kanadiern selbst, der Stimmung im Land und dem Infektionsrisiko: Grundsätzlich – und das wird mir wohl jeder bestätigen, der schon einmal durch Kanada gereist ist – sind die Kanadier wohl so ziemlich das hilfsbereiteste Volk überhaupt. Ehrlich hilfsbereit. Man muss das immer wieder betonen, da die Kanadier oft das Problem haben, gerade von Europäern mit US-Amerikanern in einen Topf geworfen zu werden. Und ganz ohne letzteren etwas negatives nachsagen zu wollen – hier kann man einfach schon die Grundvoraussetzungen nicht gleichsetzen. Das Thema Waffen habe ich ja bereits angesprochen. Und dann die Covid-19-Infektionszahlen! Während ich diese Zeilen schreibe, hat die Zahl der Covid-19-Todesfälle in den USA längst die 200.000er-Marke überschritten, während Kanada in dieser Statistik mit gut 9000 Todesfällen weltweit etwa auf Platz 20 liegt (übrigens hinter Deutschland!). In den USA gibt es 2,5 Millionen aktive Fälle, bei uns in Deutschland sind es gut 20.000 und in Kanada sind es gut 10.000 (also weniger als 0,5% im Vergleich zu den USA!) und davon zeigen 99% der Betroffenen einen milden Verlauf der Krankheit. Das sind einfach ganz andere Vorausssetzungen. Den Kanadiern ist vergleichsweise schlichtweg nicht so viel passiert wie den US-Amerikanern – von Mr. Trump will ich gar nicht erst anfangen. Aber genau deswegen haben die Kanadier auch längst nicht so stark mit den Folgeerscheinungen (wie Arbeitslosigkeit und Armut) zu kämpfen, die in einigen anderen Ländern evtl. zukünftig vielfältige Probleme für den Tourismus bereiten könnten – evtl. auch in Punkto Sicherheit. Und man lehnt sich sicher nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man unterstellt, dass Kanada eine solche Entwicklung sicher nicht nehmen kann und wird. Also, auch in dieser Hinsicht ein klares „CHECK!“ für die zukünftige Reise nach Kanada.

Übrigens, nimmt man mal die Städte raus, dann bleiben in Kanada kaum noch aktive Fallzahlen übrig. Da liegt dann nicht nur der Norden faktisch bei Null, sondern auch die dünner besiedelten Bereiche des Südens. Ich habe heute mal einen Screenshot vom Dashboard der John Hopkins University gemacht. Die Punkte zeigen die aktiven Fälle – und da kann man doch im Fall von Kanada tatsächlich die Großstädte erkennen, oder? Und dazwischen – nix! Wie gesagt, Self-Isolation at its best – viel sicherer als in Kanadas Natur kann man derzeit eigentlich kaum auf Reisen sein…

Aber noch schnell zu den Kanadiern. Die Kanadier sind und bleiben nach meiner Einschätzung die Kanadier, die wir kennen. Offen, freundlich, hilfsbereit. Die Pandemie liefert ihnen nach ihrem derzeitigen Verlauf in Kanada keinen Grund sich zu ändern. Na, und die Lodge-Besitzer, Whalewatcher und Bärenbeobachter sehnen sich natürlich nach den europäischen Touristen. Mit Ressentiments muss man hier – vielleicht von Einzelfällen abgesehen – wohl nicht rechnen. Anders sieht das ggf. hinsichtlich der Befolgung von Corona-Regeln aus. Wenn es beispielsweise Vorschrift ist, beim Betreten einer Tankstelle eine Maske aufzusetzen, dann solltet Ihr das auch tun – selbst, wenn Ihr in der hintervorletzten Wildnis seid. Wenn es eine Regel gibt, dann halten sich Kanadier auch daran und es ärgert sie, wenn es ortsfremde nicht tun. Fertig. Aber darauf kann man sich doch ganz gut einstellen, oder? Und, mal ganz ehrlich, so viel anders sind wir doch dann auch nicht… Also, auch hier von mir ein „CHECK!“

Last not least: der Weg nach Kanada. Die Fliegerei. Also, grundsätzlich muss man natürlich wirklich mal eine Lanze für die Airlines brechen. Gerade für die, die nach Kanada fliegen. Seit Beginn der Restriktionen im Frühjahr überschlagen sie sich in Innovationen was Hygiene und Infektions-Sicherheit an Bord angeht. Überall wurden neuartige Filtersysteme installiert, die einen Großteil der potenziell vorhandenen Virenlast wegfangen sollen, Flächen werden um ein Vielfaches häufiger desinfiziert und es wird sich mächtig Gedanken um die sinnvolle Reduzierung der Kontakte von Airport zu Airport gemacht. Die Star Alliance bring heute die Einführung von Corona-Schnelltests in Spiel. Also, bei all den aerosol-infektiösen Krankheiten, die es schon so gab – also vor Covid-19 – und mit denen wir immer geflogen sind, ohne überhaupt darüber nachzudenken – da könnte man doch fast die These vertreten, dass wir noch nie einen derartig hohen Sicherheitsstandard hatten, oder? Und wenn man jetzt noch die Maske aufsetzt….. Aber klar, gerade das ist für einige das Problem. Und da hilft es auch nichts, dass man sie ja nicht immer aufhaben muss (geht ja auch zum Beispiel beim Essen gar nicht). Und ich will es sicherlich mit der Sicherheits-Proklamation für den Langstreckenflug nach Kanada nicht übertreiben. Wer jetzt auch schon nicht mehr Bahn fahren würde, der wird evtl. so oder so auch erst gar nicht in Erwägung ziehen, sich in einen Flieger nach Kanada zu setzen – egal was ich oder andere sagen.

Und ja, natürlich kann man den Flug nach Kanada aufsplitten. Über Island! Macht die Reise ja auch nicht schlechter, oder? Eine kleine Jeeptour in die isländische Wildnis zu tollen Wasserfällen und heißen Quellen – und dann entspannt nach 2-3 Tagen weiter nach Kanada? Für mich war das aber auch vor Corona schon eine tolle Option. Und ich weiß nicht, ob man diese Möglichkeit jetzt nur wegen einer drohenden Maskenpflicht an Bord in Betracht ziehen sollte. Denn die paar Stunden Flug gehen vorbei. So oder so – das war schon immer so. Super-angenehm war das Fliegen auch noch nie – da braucht man sich doch jetzt nichts vormachen. Ob da eine Maske einen Riesen-Unterschied macht? Natürlich rechnen wir damit, dass die Nachfrage nach Zwischenklassen (wie Premium Economy) mit mehr Platz steigen wird. Und auch die Business Class wird sich zukünftig bei Touristen einer größeren Beliebtheit erfreuen. Zumindestens erwarten wir das. So oder so, das mit der Fliegerei bleibt letztlich eine ganz individuelle Frage. Von mir gibt’s ein klares „CHECK!“ – ich selbst werde sofort wieder fliegen, sobald es wieder möglich ist. Ich habe aber auch jetzt schon solche Kanada-Entzugserscheinungen, dass es wirklich nicht mehr feierlich ist!

So, Ihr werdet lachen, das hier war der einfache Teil unserer Säule „SICHERHEIT“. Morgen wird es komplexer, wenn es um die Absicherung vermeintlich neuer Risiken und damit letztlich auch um die finanzielle Absicherung der neuen Kanadareise geht. Einige überraschende Ergebnisse unserer Überlegungen hierzu kann ich aber jetzt schon versprechen. Es lohnt sich also, morgen wieder „reinzulesen“. Und wie immer erhebt mein Text nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Bitte schreibt mir – wie bisher – was ich Eurer Meinung nach vergessen habe, vielleicht falsch sehe und was ggf. noch zusätzlich beleuchtet werden sollte. Hier als Kommentar zum Post oder per Email rainer@kanadafieber.de direkt an mich.

 Wie versprochen – jetzt geht es an’s Eingemachte! Zur Orientierung: Wir sind noch bei Säule 1 unserer Konstruktion der Kanadareise der Zukunft, dem Punkt Sicherheit. Hier aber nun bei Teil 2, in dem es überwiegend um die persönlichen, sich ggf. neu darstellenden Risiken durch die Covid-19-Pandemie geht. Und ganz kurz erinnere ich noch einmal an meine Vorworte zu dieser Posting-Reihe, als ich erläuterte, dass über allem immer die Fragen nach dem „Was ist da?“ und „Was brauchen wir tatsächlich noch?“ stehen. Denn diese übergeordnete Fragestellung wird hier besonders wichtig und spannend.

So, nach unseren vorausgehenden Überlegungen zu Land und Leuten, zum Reisen in und nach Kanada sind wir ja zum großen Teil im tiefsten Innern vielleicht schon so weit zu sagen: „Jawoll! Kanada 2021 – wir kommen! Es wird Zeit!“ Und dennoch stehen viele von uns – vor ein paar Tagen konnte ich mich teilweise sogar selbst noch mit einschließen – vor dem folgenden Gedanken- und Unsicherheits-Wirrwarr: „In dieser unübersichtlichen Corona-Situation – was ist denn, wenn Kanada plötzlich Risikogebiet ist? Was ist denn, wenn ich selbst erkranke? Puh, was ist denn, wenn mir das vor Ort passiert? Quarantäne, au Backe, was ist, wenn ich vor Ort in Quarantäne muss? Und was ist, wenn ich dann meinen Flug verpasse? Und wer zahlt das eigentlich alles? Und Heiko Maas will auch niemanden mehr zurückholen – kann ich dann sogar in Kanada stranden?“

Oha, was ein Chaos! Oder? Kein Wunder, dass jetzt plötzlich neue „Covid-19-Versicherungen“ wie Pilze aus dem Boden schießen. Die Verunsicherung ist da und sie wächst. Fast ist man sich selbst noch gar nicht so sicher, wie verunsichert man eigentlich gerade ist oder sein sollte. Und dann kommt unser in der Touristik eher peripher bewanderte Außenminister daher und verkündet, dass man sich das mit dem Reisen für diesen Herbst und ggf. Winter überlegen solle – wenigstens werde es keine weitere Rückholaktion des Bundes geben. Gut, er spricht nicht vom nächsten Jahr und sicher nicht vom nächsten Sommer, aber puh – was soll man davon halten? Könnte man evtl. am Ende selbst betroffen sein, wenn das Ganze dann doch auch für den nächsten Sommer gilt?

OK, fangen wir doch mal genau damit an, denn das ist ein Klassiker dafür, wie man von oberster Stelle künstlich für völlig unnötige Verunsicherung sorgt. Meinen herzlichen Dank an Herrn Maas – einen so dermaßen undifferenzierten Spruch rauszuhauen zeugt wahrlich von ministerialer Verantwortung und erstaunlicher Sachkenntnis über die Reisewirtschaft und die von seiner eigenen Regierung für diese Branche erlassenen Regeln! So, mein kleiner Sarkasmus-Anflug ist wieder vorbei, jetzt Klartext: Nach der geltenden Pauschalreise-Richtlinie in Deutschland – und SK-Reisen sind i.d.R. Pauschalreisen (die Ausnahme ist lediglich die Buchung von reinen Einzel-Reiseleistungen) – trägt im Falle einer von behördlicher Seite notwendigen Rückholung (wie im Frühsommer erlebt) immer der Veranstalter die Verantwortung für eben diese Rückholung. Nach den diesjährigen weltweiten Lock-Downs hat Herr Maas keinen einzigen unserer Kunden aus Kanada zurückgeholt. Das haben wir komplett allein getan. Wie immer in solchen Situationen in den letzten Jahrzehnten (ich erinnere an SARS oder 9/11). Weil es unsere Pflicht ist - auch gesetzlich.

Die Situation, auf die sich Herr Maas bezieht, und hier müsste er einfach besser differenzieren, ist die des komplett individuell Buchenden und Reisenden. Touristen, die ihren Flug im Internet buchen und dann versuchen, die Unterkünfte u.ä. vor Ort auch direkt übers Netz zu buchen. Diese Menschen halten hinterher typischerweise mehrere Buchungsbestätigungen in der Hand - immer jeweils für eine Leistung von einem Leistungsträger – die für den Reisenden zwar eine Reise ergeben, für die individuellen Leistungsträger aber tatsächlich nach außen unzusammenhängende Einzelleistungen sind und bleiben. Und da sagt dann zum Beispiel die Airline: „Tut uns leid – dass wir Euch nicht fliegen können, ist ja auch nicht unsere Schuld – und Ihr habt bei uns ja auch nur den Flug gebucht – keine Pauschalreise. Wir haben Euch gegenüber keine weitere Beförderungsverpflichtung.“ Nebenbei bemerkt: Passiert so etwas auf dem Hin- oder Weiterflug, kann es in dieser Konstellation sogar dazu kommen, dass noch ausstehende Unterkünfte sagen: „Dass Ihr nicht fliegen könnt, ist schade, aber nicht unser Problem. Unser Haus steht ja hier, Euer Zimmer wartet ja auf Euch.“ Diese Risiken umgeht man rechtlich sicher bereits seit Einführung der Pauschalreiser-Richtlinie, indem man seine Buchung komplett in die Hände eines Reiseveranstalters legt. Und auch der Pandemiefall ist hier bereits geregelt – und auch die Rückholungsverpflichtung des Veranstalters, Herr Maas.

Die „Rückholungsbedenken“ können wir also schon einmal ad acta legen. Jetzt gehen wir mal die anderen Risiken an. Dafür gehe ich von folgender Annahme aus: Ihr habt eine Kanadareise für den Sommer 2021 bei SK Touristik gebucht und freut Euch drauf – gut so! Ferner seid Ihr unserer Empfehlung gefolgt und seid ausreichend versichert. Ausreichend versichert ist zunächst völlig unabhängig von der Corona-Situation zu sehen und bedeutet seit jeher für uns u.a. einen ausreichenden Reisekrankenversicherungsschutz. Teilweise, aber eher selten, ist der über die eigene gesetzliche Krankenversicherung abgedeckt. Bei privaten Krankenversicherungen ist die entsprechende Abdeckung des Kranheitsrisikos im Ausland hingegen oft der Standard. Und wenn nicht, oder wenn man auf Nummer sicher gehen will, sollte man halt eine zusätzliche Reisekrankenversicherung abschließen.

Ferner ist eine Reiserücktrittskostenversicherung unabdingbar - und diese empfiehlt sich typischerweise in direkter Kombination mit einer Reiseabbruchversicherung. In meiner Grundannahme gehe ich nun weiterhin davon aus, dass Ihr die genannten Versicherungen bei der Allianz-Versicherung abgeschlossen hast. Das ist unser Premium-Versicherungspartner und die entsprechenden Versicherungen könnt Ihr per Link direkt auf unserer Website abschließen. Musst Ihr aber nicht, wenn Reiserücktritt- und Reiseabbruchversicherung zum Beispiel bereits im Leistungsrahmen Eurer Kreditkarte, Eures ADAC-Versicherungsschutzes o.ä. enthalten sind. Das ist ja immer häufiger der Fall und genau deshalb sind diese Versicherungen auch nicht pauschal und verpflichtend bei unseren Reisen eingeschlossen. Doppelt- und Dreifachversicherungen braucht ja niemand. Und letztlich sind wir ja nun auch wirklich keine Versicherungsvertreter. Für uns ist nur wichtig, dass Ihr als unsere Kunden den entsprechenden Versicherungsschutz habt, wenn Ihr mit uns auf Reisen geht. Ich erwähne hier die Allianz letztlich nur, weil wir die folgende Risiko-Liste anhand der aktuellen Allianz-Versicherungsbedingungen überprüft haben. Bei anderen Versicherungen kann es sich letztlich ganz genauso verhalten, aber das müsst Ihr dann unbedingt selbst überprüfen. Der Schutz vor vielen Pandemierisiken ist übrigens überhaupt nichts Neues: Er war beispielsweise bei der Allianz schon lang im Versicherungsrahmen enthalten. Jetzt hat man nun aber auch das Wording angepasst, so dass der Einschluss der Pandemiesituation in die versicherten Risiken klar und eindeutig ist. Dies gilt im Augenblick (Stand heute) für die Einzelreise-Versicherungen (sind bereits so über den Allianz-Link auf unserer Website einzusehen / buchbar). Die Allianz hat uns aber aktuell versichert, dass dieser extra ausformulierte Einschluss in Kürze auch bei den entsprechenden Jahresversicherungen erfolgt.

Ich fasse also meine Grundannahme kurz zusammen, denn jetzt wird’s spannend: Ihr habt eine Pauschalreise (Kanada 2021) bei SK Touristik gebucht und beim SK-Partner Allianz Reiserücktritts-, Reiseabbruch- und Reisekrankenversicherung abgeschlossen (bzw. habt vom Leistungsrahmen her gleich- oder höherwertige eigene Versicherungen). Na, dann beleuchten wir doch einmal die denkbaren Risiken – am besten chronologisch geordnet nach „vor Reiseantritt“ und „während der Reise / vor der Rückreise“. Natürlich beziehe ich mich jetzt nur auf die vermeintlich neuen Risiken der Corona-Pandemie-Situation, die uns im Augenblick so ungeordnet durch den Kopf schwirren. Dass Ihr bei anderen Erkrankungen oder Unfällen auch versichert seid, werdet Ihr alle wissen. Das kollektive „Ihr“ bedeutet in der Liste unten immer Ihr selbst oder Risikopersonen im Versicherungssinne (z.B. Mitreisende). Hinter das jeweilige Risiko schreibe ich immer, ob und durch wen es abgesichert ist. Eine Nichtabsicherung eines relevanten Risikos wäre damit ein Fall für eine neue „Covid-19-Versicherung“. Los geht’s:

A: Risiken vor Reiseantritt:
- Kanada wird Risikogebiet (Reisewarnung) => abgesichert durch Pauschalreiserichtlinie (PRR) / SK, Ihr könnt kostenlos stornieren
- Deutschland wird Risikogebiet für Kanada => offizielle Einreisebeschränkung => abgesichert durch PRR / SK, Ihr könnt kostenlos stornieren
- Ihr erkrankt an Covid 19 und könnt nicht reisen => abgesichert durch Reiserücktrittskostenversicherung (RRV)
- Ihr werdet am Airport Corona-positiv getestet => abgesichert durch RRV
- SK Touristik streckt die Flügel => Alle Eure Zahlungen (egal ob An- oder Restzahlung) sind von Anfang an komplett durch die R+V-Versicherung insolvenz-abgesichert

B: Risiken während der Reise bzw. vor der Rückreise
- Kanada wird Risikogebiet (Reisewarnung) => zunächst nicht abzusichern, es kann lediglich eine Quarantäne zurück im Heimatland drohen
- Deutschland wird Risikogebiet für Kanada => zunächst nicht abzusichern, bei Rückreise sind keinerlei Probleme zu erwarten
- Ihr erkrankt in Kanada an Covid 19 => etwaige Behandlungskosten abgesichert durch Reisekrankenversicherung (RKV)
- Ihr werdet unterwegs oder direkt vor dem Rückflug Quarantänepflichtig => abgesichert: Behandlung RKV, Mehrkosten Hotel (o.ä.) Reiseabbruchversicherung (RAV)
- Ihr verpasst behandlungs- oder quarantänebedingt Euren Rückflug => Mehrkosten (Flug) abgesichert durch RAV
- Reiseabbruch durch behördliche Anordnung => abgesichert vorrangig durch RAB, nachrangig durch PRR / SK
- SK Touristik streckt die Flügel => Ihr könnt Eure Reise problemlos fortsetzen und planmäßig beenden, da SK fast alle Reiseleistungen im Voraus bezahlt. Hypothetisch: Entsteht Euch dennoch vor Ort ein Schaden, wäre dieser komplett durch die Insolvenzversicherung der R+V abgesichert

Tja, und wenn Ihr dann wieder zuhause seid, greifen im Fall der Fälle (z.B. bei Quarantäne nach Rückkehr) wieder die bekannten heimatlichen Mechanismen. Was sagt Ihr dazu? Nun bin echt auf Eure Kommentare gespannt, ob ich hier irgendetwas Entscheidendes vergessen habe. Glaube es im Moment allerdings nicht. Insofern wundert Euch nicht über meine kühne Schlussfolgerung: Man braucht keine zusätzliche „Covid-19-Reiseversicherung“! Wofür? Könnte man evtl. sogar argwöhnen, dass da der ein- oder andere Akteur auf dem Parkett versucht Kapital aus der allgemeinen Verunsicherung zu schlagen? Naja, dieser Spur werde ich wohl nicht weiter folgen. Aber für uns steht fest: Unsere Kunden, die mit der oben beschrieben Versicherungskonstellation reisen, benötigen keine wie auch immer dramatisch plakativ benannte zusätzliche Corona-Versicherung. Ihr seid ausreichend versichert. Von der Allianz haben wir uns das so extra noch einmal bestätigen lassen – und ich würde mich nicht wundern, wenn es genauso auch für einige (wenn nicht gar die meisten) anderen Versicherungsträger gelten würde.

Zwar sind wir Deutschen Versicherungs-Weltmeister, aber irgendwo muss ja auch mal ein Punkt gemacht werden. Wir machen ihn hier. Natürlich immer unter dem Vorbehalt, dass ich etwas Entscheidendes vergessen habe. Ansonsten führe ich mir aber gerade selbst vor Augen wie viele Stunden ich mich jetzt mit all diesen Eventualitäten beschäftigt habe. Mir wirklich das Hirn zermartert habe, wie Ihr, unsere Kunden, plötzlich durch etwaige Besonderheiten dieser gesamten Corona-Situation physisch oder finanziell ins Hintertreffen geraten könnten. Und mir ist – bei ausreichendem Versicherungsschutz wie oben erläutert – einfach nichts eingefallen. Klar, 100%-ig alles kann man wahrscheinlich nie versichern. Aber wenn ich mir jetzt meine eigene Auflistung oben noch mal so durchlese, dann scheinen wir eben diesen 100% doch schon sehr nahe zu kommen. Oder? It is what it is – wir sind halt Reise-Weltmeister UND Versicherungs-Weltmeister!